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Rott sieht Rot

Rott sieht Rot

Titel: Rott sieht Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Waletzke, sagen Sie mir doch bitte: Wissen Sie, wo ich Frau Ziebold finden kann?«
    »Aber se ist doch tot!«
    »Ich meine die Tochter.«
    »Wat für ’ne Tochter?«
    »Sie muss Petra heißen. Petra Ziebold.«
    Sie nickte. Irgendetwas dämmerte ihr. »Ja. So hat se jeheißen.«
    »Wann war sie das letzte Mal hier?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Als die Erika jestorben is.«
    »Wissen Sie, wo sie wohnt?«
    Sie schüttelte langsam den Kopf. »Wissense, junger Mann. Da hab ich keen Interesse dran. Bin froh, dass das Pack endlich aus’m Haus is. Hat ja lang jenuch gedauert.«
    *
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße«, rief ich, als ich aus der Haustür kam. Ich rannte zum Wagen und fasste zusammen, was Frau Waletzke gesagt hatte: Erika Ziebold, Petras Mutter, war längst gestorben. Ihre Mitbewohnerin Rosi, die Aids hatte, war verschwunden. Wahrscheinlich hatte man sie in ein Krankenhaus gebracht, und wahrscheinlich war auch sie nicht mehr am Leben.
    Svetlana hatte sich an die Beifahrertür gelehnt und sah elend aus. Vielleicht hatte sie tatsächlich ein Wunder erwartet.
    Ich schloss das Auto auf und setzte mich hinein. Svetlana blieb draußen. Ich starrte auf das Treiben in der Kaiserstraße und erwartete, dass irgendetwas passierte. Zum Beispiel, dass plötzlich wieder ein schwarzer Porsche auftauchte …
    Die ganze Jagd nach Sülzbach kam mir plötzlich wie ein Traum vor. Hatte ich den Mann wirklich persönlich getroffen? Wie lange war das her? Ich hatte das Gefühl, ein Phantom verfolgt zu haben.
    Ich schüttelte die Gedanken ab. Die Anstrengung der letzten Tage drohte über mich hereinzubrechen.
    Entspann dich, sagte ich mir. Jetzt kannst du sowieso nichts mehr tun. Aber es war schwer. Ich tobte vor innerer Unruhe, wusste aber nicht, was ich mit ihr anfangen sollte.
    Ich stieg wieder aus, nahm das drückende Pistolenhalfter vom Gürtel und warf es auf den Rücksitz. Dann streifte ich meine Jacke ab, nahm das Handy und warf beides hinterher. Als ich mich ans Steuer setzte, stieg auch Svetlana ein.
    »Wenn schon die Baronin nicht zur Polizei geht, hättest du es vielleicht machen sollen«, sagte ich.
    Ich hatte über diese Möglichkeit noch gar nicht nachgedacht. Jetzt schien es mir ein Fehler gewesen zu sein, dass ich die Sache allein durchgezogen hatte.
    »Das werde ich wohl machen«, sagte Svetlana. »Andererseits …«
    »Was meinst du?«
    »Wenn ich jetzt so über Tristan nachdenke … Uber all das, was ich in den letzten Tagen über ihn erfahren habe … Ich habe das Gefühl, dass er gar nicht der war, für den ich ihn hielt.«
    »Trotzdem muss sein Verschwinden aufgeklärt werden.«
    »Ich glaube, er hat sich einfach davongemacht. Und wir haben nur nicht herausgefunden, warum. Wahrscheinlich wegen einer anderen.«
    »Petra Ziebold?«
    »Tristan hat sie gefunden, wie auch immer. Sie hat ihm gezeigt, wie man auf illegale Weise zu Geld kommt, dann sind sie zusammen abgehauen. Agnes und ich spielten keine Rolle mehr für ihn. Er hat uns was vorgemacht. Alles geplant. Genau wie die Ziebold damals, als sie sich vor Reinsdorf in Sicherheit gebracht hat.«
    Und die Ziebold hatte in dem Porsche gesessen, weil sie nicht wollte, dass man Sülzbach verfolgte, ergänzte ich in Gedanken. Weil Sülzbach nicht nur flüchten, sondern mit ihr irgendwo ein Ding drehen wollte. Bonny und Clyde, die bergische Variante. Jetzt waren sie sicher über alle Berge. Es stellte sich jedoch noch eine beunruhigende Frage: Woher wussten die beiden, dass ich Sülzbach suchte?
    »Es ist jetzt alles nicht mehr wichtig«, sagte Svetlana.
    »Na, hör mal! Nehmen wir an, es war so, wie du es gerade dargestellt hast. Dann sollte dein Tristan doch wenigstens einen richtig schönen Denkzettel kriegen, oder?«
    »Vielleicht.«
    »Siehst du. Und in Kürze wird deine Nebenbuhlerin Agnes den Reinfall ihres Lebens erleiden. Sie wird in …«, ich sah auf die Uhr, »fünfundvierzig Minuten vor der Kirche stehen, im Brautkleid und umgeben von der bergischen High Society. Und der Bräutigam wird nicht kommen. Das ist doch besser als verschmierte Fensterscheiben, oder?«
    »Viel besser«, gab Svetlana zu. »Du hast wirklich Talent, bei Frauen für gute Laune zu sorgen.«
    »Danke für die Blumen. Willst du dabei sein?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Stell dir vor, er kommt doch noch. Dann erlebe ich seine Hochzeit mit. Nein.«
    Ich sah sie eine Weile an. Dann riss ich mich zusammen. Ich drehte den Zündschlüssel und verließ die Parklücke.
    »Wohin fahren

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