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Rott sieht Rot

Rott sieht Rot

Titel: Rott sieht Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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auf Grün.
    Das Handy klingelte. Jutta meldete sich.
    »Wie sieht es aus?«
    »Wir verfolgen gerade unsere letzte Spur.«
    »Meinst du die letzte, die ihr habt, oder die letzte, die ihr verfolgen müsst, um Tristan zu finden?«
    Ich stöhnte. Ich hatte nun wirklich keinen Nerv für solche Spitzfindigkeiten. »Eher Ersteres«, gab ich zu.
    »Das heißt, ihr habt kein Lebenszeichen von Tristan?«
    »Nein. Wir reden später. Ich kann jetzt nicht.«
    »Bist du nicht allein im Auto?«
    »Nein, bin ich nicht.«
    Ich unterbrach die Verbindung und bog in die Kaiserstraße ein.
    Hier führt die Wuppertaler Schwebebahn nicht die Wupper entlang, sondern sie schwebt über den Autos. Links und rechts tragen Stahlpfeiler die Gleiskonstruktion; das Ganze zieht sich wie ein riesiger grauer Tausendfüßler durch die Vorstadt.
    Ich suchte verbissen einen Parkplatz und hatte nach weiteren zehn Minuten Zeitverlust Glück. Fünf nach drei. Ich ging zum Kofferraum und holte die Pistole.
    Von jetzt an zählten wir nicht mehr in Stunden.
    Wir zählten in Minuten.
    *
    Wir fanden das Haus. Ziebold tauchte auf den Namensschildern nicht auf. Ich drückte auf alle Klingelknöpfe gleichzeitig. Es kam mir endlos lang vor, bis sich die Haustür summend öffnete. Ich stürzte hinein und fackelte nicht lange.
    Ich friemelte meine Lizenz heraus. Der Erste, der die Wohnungstür öffnete, würde meine Legitimation als Privatdetektiv zu sehen bekommen. Mir fiel ein, dass das zu wenig war, und zog auch noch die Beretta.
    »Was machst du denn da?«, fragte Svetlana erschrocken.
    Ich stoppte und drehte mich um. »Am besten, du bleibst draußen«, fauchte ich.
    »Aber du kannst doch nicht…«
    »Tu, was ich sage.«
    Sie verzog sich auf die Straße.
    Das Treppenhaus war schummrig und wirkte verwahrlost. Ich tappte die geflieste Treppe hinauf. Dort war die erste Wohnungstür. In der einen Hand die Lizenz, in der anderen die Waffe, klingelte ich mit dem Ellbogen. Die Tür ging auf, und da stand ein vielleicht sechsjähriges Mädchen. Als es mich sah, begann es markerschütternd zu weinen.
    Jetzt fiel mir auf, was für ein Idiot ich war. Aber es war zu spät.
    Eine schwarzhaarige Frau kam zur Tür gelaufen. Als sie mich sah, wechselte ihr Gesichtsausdruck von Ärger zu panischem Erschrecken.
    »Was ist? Was wollen Sie?«, fragte sie. »Nicht schießen!« Sie packte das immer noch schreiende Kind und schob es hinter sich.
    Ich steckte die Waffe weg. Die Frau nahm es gar nicht zur Kenntnis. Ihre Panik blieb.
    »Entschuldigung«, stammelte ich. »Ich suche eine Frau Ziebold, die hier wohnen soll.«
    Sie schüttelte den Kopf, die Augen weit aufgerissen. Meine Lizenz hatte sie gar nicht beachtet; offenbar dachte sie, sie hätte es mit einem Irren zu tun.
    »Keine Ziebold«, rief sie. »Keine Ziebold hier.« Sie knallte die Tür zu.
    Ich verpackte mit zitternden Händen meinen Ausweis, während ich zur nächsten Wohnung ging. Auf mein Klingeln öffnete niemand. Ich ging weiter. Gleich nebenan war die nächste Tür. Im Gegensatz zu den beiden ersten stand ein Name daran: Waletzke. Ich atmete tief durch und versuchte mich zu beruhigen. Dann klingelte ich.
    Es dauerte sehr, sehr lange. Die Frau, die schließlich öffnete, war sehr alt und sehr klein. Ihre Haut war faltig wie eine Rosine und aus irgendwelchen Gründen, die wohl mit dem Alter zu tun hatten, sehr dunkel. Umso heller leuchtete ihr weißes Haar, das sie am Hinterkopf zu einem Dutt zusammengesteckt hatte.
    »Frau Waletzke?«, fragte ich.
    Sie nickte. Auch ihre Augen waren sehr hell.
    »Mein Name ist Rott. Entschuldigen Sie die Störung. Ich bin auf der Suche nach einer Frau Ziebold, die hier mal gewohnt haben soll.«
    »Na, da sindse bei mir aber nich richtich.« Sie lächelte verschmitzt. Sie sprach einen eigenartigen Dialekt. Ostpreußisch oder so was.
    »Was meinen Sie damit?«
    Sie schüttelte einige Male den Kopf und sah vor sich hin.
    »Und eigentlich isses auch zu spät, oder?«, sagte sie dann.
    »Könnten Sie mir vielleicht trotzdem sagen, wo ich Frau Ziebold finde?«
    Sie hob die Schultern und lächelte mich an. Dann begann sie wieder mit dem Kopfschütteln. »Na auf’m Friedhof, junger Mann … Nee, nee, da sindse zu spät… Und gar nich richtich. Oben hat se jewohnt…«
    »Hatte sie eine Freundin? Rosi?«
    Sie nickte. »Die Rosi. Aber die ist dann ja irgendwann verschwunden.«
    »Verschwunden ?«
    »Abjehauen isse. Haben sich ja nur gestritten da oben. Die war ja so krank, wissen Se.«
    »Frau

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