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Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Signe Danielsson , Roman Voosen
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damals die Dinge einen anderen Ausgang genommen, wäre er jetzt vielleicht gar nicht hier.
    Das rote Blinken auf dem Scanner blieb stehen. Sie waren endlich am Ziel. Der Rächer hatte ihn geführt. Zu Helena. Meine schöne Helena, bald, bald bin ich bei dir! Er parkte das Gespann unter zwei hohen Linden. Dann nahm er einen letzten Schluck aus der Flasche, steckte die Waffen ein und stieg aus.

SAMSTAG
    1
    Stina Forss stürmte in das 24-Stunden-Internetcafé. Am Tresen kaufte sie eine Literflasche Cola. Trotz der frühen Uhrzeit waren fast alle Telefonboxen in dem Laden von Schwarzafrikanern und Asiaten besetzt, die in andere Zeitzonen telefonierten. An den Wänden hingen Flaggen von Ländern, die sie nicht kannte, und Werbeschilder in Sprachen, die sie nicht verstand. An einem Platz mit einer klappernden Tastatur loggte sie sich ein.
    Stasi, schrieb sie in das Eingabefeld von Google. Und dann, nach kurzem Zögern, Terrorismus .
    Sie schloss die Augen. Sie drückte auf Enter. Wahrscheinlich war das alles Quatsch. Wirre Gedankenspiele einer halb Betrunkenen.
    Sie öffnete die Augen.
    Es stand wirklich da. Drei machtvolle, angsteinflößende Buchstaben.
    2
    Hugo Delgado wachte früh auf. Er war froh, dass er gestern nicht ausschweifend gefeiert hatte und deshalb auch nicht verkatert war. Der einzige Exzess, den er sich gegönnt hatte, war ein Super-Mario-Kart-Tunier mit Pedro und seinem Schwager gewesen. Dazu gegrillte Burger und drei, vier Bier. Es gab schlechtere Arten, Mittsommer zu feiern. Kurz dachte er an Anette Hultin, schob die Gedanken aber schnell wieder beiseite. Noch im Bett überlegte er sich, dass er Lust auf ein umfangreiches Frühstück hatte. Aber vorher musste er beim Coop neben dem Präsidium einkaufen gehen. Als er sein Rad vor dem Laden anschloss, fiel ihm ein, dass er gestern Mittag seine Lederjacke im Büro liegen gelassen hatte. Da sie im Radio für den nächsten Tag deutlich kühleres Wetter und Regen vorhergesagt hatten, beschloss er, die Jacke zu holen. Eine Sommergrippe, wie er sie sich im Vorjahr eingefangen hatte, war das Letzte, worauf er Lust hatte. In der Wache traf er Olsson, den Leiter der Nachtschicht, ansonsten war wenig los. Olsson sah übermüdet aus.
    »War ’ne wilde Nacht gestern. Sechs Schlägereien, eine Messerattacke mit Bauchverletzung. Der ganz normale Mittsommerwahnsinn. Bei einer Familie in Teleborg saß ein nackter Mann auf einem Kastanienbaum im Garten. Er wusste nicht, wie er da raufgekommen war, und traute sich auch nicht wieder runter. Wir mussten die Feuerwehr rufen.«
    Delgado lachte.
    »Und die Beamten aus Stockholm?«, fragte er.
    »Die meisten sind vorhin Hals über Kopf losgefahren. Es gibt wohl eine neue brandheiße Spur.«
    »Echt? Wo?«
    »In Stockholm.«
    Jetzt lachten beide. Delgado ging zu seinem Büro hoch. In der Tat war die Abteilung für Gewaltverbrechen verwaist. Die Jacke hing über der Lehne seines Schreibtischstuhls. Im Besprechungszimmer hatten die Stockholmer einiges verändert. Stellwände waren verrückt, Nyströms Schaubilder auseinandergerupft, Aktenfotos dazugepinnt worden. Manches war ihm unbekannt, wie die Bilder vom Tatort in Nordschweden, anderes hatte er schon x-fach betrachtet. Je länger er sich in die Betrachtung vertiefte, desto mehr musste er eingestehen, dass sich durch die neue Systematisierung tatsächlich eine andere Perspektive ergab. Sein Blick blieb auf den Aufnahmen von den Schussspuren in den Fassaden des Doms und der Filiale der Nordea-Bank hängen. Es waren Fotos, die er sich bestimmt schon zigmal angesehen hatte. Neu war, dass jemand Bilder von den Waffen danebengehängt hatte, aus denen die verwendete Parabellum -Munition verschossen werden konnte: Kurzfeuerwaffen von Mauser, SIG, Beretta, aber auch Maschinenpistolen wie die UZI oder die MP5 von Heckler und Koch.
    Sterne und Waffen.
    Irgendetwas daran kam ihm bekannt vor.
    Er musste an Göran Lindholm denken. Eine Bemerkung, die der Junge gemacht hatte. Delgados Verstand zog Gedankenblöcke und Assoziationen umher wie Schachfiguren. Dann fiel es ihm ein.
    Royal Air Force, hatte Lindholm gesagt.
    Delgado schob vor seinem inneren Auge das Bild von der Maschinenpistole in einen der Sterne. Er erkannte das Symbol. Mit der britischen Luftwaffe hatte es überhaupt nichts zu tun.
    3
    RAF
    Forss las.
    In den Achtzigerjahren fanden mindestens zehn Aussteiger der Roten Armee Fraktion Unterschlupf in der DDR, entzogen sich so der Strafverfolgung durch die BRD, bekamen unter

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