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Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Signe Danielsson , Roman Voosen
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Verkehrsabteilung.«
    »Nein, seit Sonntag nicht mehr.«
    Sie bemühte sich ruhig zu klingen.
    »Aha, das hast du aber gar nicht erzählt.«
    »Nein, wir haben uns auch nicht gesehen.«
    »Stimmt.«
    Maj setzte sich auf den Stuhl gegenüber von Stina und sah ihr in die Augen.
    »Ich weiß, dass es eigentlich viel zu spät ist für die Frage, aber ich stelle sie trotzdem. Warum lässt du uns so wenig an deinem Leben teilhaben, Stina? Du wohnst schon seit Monaten bei uns, aber wir haben kaum etwas zusammen unternommen. Die Male, die wir gemeinsam gegessen haben, kann ich an einer Hand abzählen, du bist kein einziges Mal mit uns und dem Boot auf den See hinausgekommen und meine Eltern haben dich immer noch nicht gesehen, obwohl sie ständig nach dir fragen. Und Tuva und Lea himmeln dich an, ohne dass du sie eines Blickes würdigst oder ihnen mal eine halbe Stunde deiner kostbaren Zeit opferst!«
    Forss erstarrte, ihr wurde heiß. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass sie Maj so enttäuscht hatte. Sie war davon ausgegangen, dass es in Ordnung war, das Zimmer bei den Lundins zu mieten, ohne sich wirklich am Familienleben zu beteiligen. Sie wollte nicht in etwas hineingezogen werden und eigentlich hätte sie sich längst eine eigene Wohnung in der Stadt besorgen können, aber irgendwie hatte sie es nicht als so drängend empfunden. Etwas an dem Arrangement hatte ihr gefallen. Es war bequem.
    »Ich hätte es auch nett gefunden, deinen Freund aus Berlin kennenzulernen«, setzte Maj fort.
    »Welchen Freund?« Forss sah Sebastian vor sich und spürte Stiche in der Brust, im Bauch, im Unterleib.
    »Na, deinen Freund, der zu deinem Geburtstag gekommen ist.«
    Oleg? Warum wollte Maj Oleg treffen?
    »Er ist nur mein Kumpel, mehr ist da nicht.«
    Sie klang wie eine fauchende Katze, fand sie. Aber sie konnte es nicht ändern.
    »Na ja, mich interessiert halt dein Leben in Berlin. Ich kann mir so wenig vorstellen, wie du dort gelebt hast.«
    Das geht dich auch gar nichts an, dachte Forss, aber zum Glück rutschten ihr die Wörter nicht raus. Sie fühlte sich dazu gedrängt, sich zu öffnen und Dinge darzulegen, die höchst privat waren. Ihr ganzes Leben in Berlin gehörte dazu. Es gehörte ihr und niemandem sonst.
    »Hör mal, Maj«, versuchte sie ihre Irritation zu verbergen, »ich verspreche dir, für euch alle zu kochen, und ich möchte auch gerne deine Eltern einladen. Nur, solange ich in dieser Ermittlung stecke, werde ich nicht viel hier sein, und Tuvas und Leas Kuchen muss ein wenig warten. Es tut mir leid, wenn ich nicht die bin, die du erwartest hast.«
    Maj sah sie einen Moment an.
    »Okay«, sagte sie dann leise und erhob sich von ihrem Stuhl.
    20
    Ingrid Nyström parkte den Wagen auf dem Hof vor ihrem Haus und stieg aus. Obwohl die Müdigkeit in ihren Gliedern brannte, hielt sie etwas davon ab hineinzugehen, sich ein kleines Abendessen zuzubereiten und dann endlich zu schlafen. Auf der Veranda brannte Licht, ansonsten war das Haus dunkel, was darauf hindeutete, dass alle bereits ins Bett gegangen waren. Ihre älteste Tochter Marie war heute mit ihren drei Kindern gekommen. Das fiel Nyström erst jetzt wieder ein und sie hoffte, Anders habe ihr nicht übel genommen, dass sie sich nicht mal gemeldet hatte, um zu sagen, dass sie sehr spät nach Hause kommen würde. Aber dazu war einfach keine Zeit gewesen. Es war nicht das erste Mal und bestimmt auch nicht das letzte und zum Glück konnte Anders damit umgehen. Die Nacht war warm und es dämmerte. Sie warf einen Blick auf ihre Uhr, es war schon nach elf. Sie hatte nur zwanzig Minuten vom Präsidium in Växjö hinaus nach Ör gebraucht. Vor Wut war sie viel zu schnell gefahren. Das Gespräch mit Edman hatte sie gekränkt. Seine Art und seine Haltung. Als würde sich die Ermittlung nicht um zwei tote Menschen drehen, sondern um ihre Karriere. Eine Karriere, die sie gar nicht hatte haben wollen. Wie angenehm es wäre, dachte sie, wenn Berg immer noch ihr Chef wäre. Wenn er und nicht sie die Pressekonferenz morgen halten müsste. Sie blickte in den sternenklaren Himmel und atmete tief ein. Sommer, dachte sie. Am Wochenende war schon Mittsommer und sie fragte sich, ob sie dieses Jahr überhaupt in der Lage sein würde, es zu genießen.
    Das einfache, aber gute Essen, die Blumen, die Musik.
    Das Zusammensein.
    Die Familie.
    Sie liebte das Mittsommerfest, aber es schien ihr so weit weg. Wie aus einer anderen Realität, aus einem andern Leben. Bei den Feierlichkeiten am Mittsommer

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