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Roulette des Herzens

Roulette des Herzens

Titel: Roulette des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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müsse er sich auf ein umwälzendes Ereignis gefasst machen.
    Eine prickelnde Spannung lag in der Luft. Seine Nerven schienen bloßzuliegen. Etwas würde geschehen, und alles, was er tun konnte, war, darauf zu warten.
    »Bitte, lassen Sie mich hier raus«, rief Sara dem Kutscher zu und pochte an das Wagendach. Es war acht Uhr morgens. Das war die Zeit, zu der sie normalerweise vor dem Club eintraf. Ehe die Kutsche um die Hausecke zum Portal gefahren war, hatte der Anblick mehrerer beladener Karren, die in einer Reihe an der Seite des Gebäudes standen, Saras Interesse geweckt. Sie sahen anders aus als die üblichen Marktwagen, auf denen die Fuhren frischer, für die Küche bestimmter Lebensmittel gebracht wurden.
    Der Lakai half Sara aus dem Fahrzeug und erkundigte sich, ob sie wünsche, dass er und der Kutscher vor dem Portal auf sie warteten.
    »Nein, danke, Mr. Shelton. Ich betrete den Club durch die Küche.« Wenngleich Sara wusste, dass sich das nicht schickte, winkte sie dem Kutscher fröhlich zu und entfernte sich dann. Er nickte unmerklich, wenngleich er ihr tags zuvor gewissenhaft erklärt hatte, es gezieme sich nicht für eine Dame, mit Angestellten auf vertrautem Fuß zu stehen.
    »Sie sollten hochnäsig sein und herablassend«, hatte er ihr streng vorgehalten. »Lächeln Sie mich und die Lakaien nicht mehr an, Miss Fielding. Sie müssen zu den Dienstboten viel überheblicher sein. Was sollen die Leute sonst von Ihnen denken?« Sara war der Ansicht, es spiele kaum eine Rolle, ob sie auf die von ihr erwartete Hochmütigkeit verzichtete, da sie London bald verlassen würde.
    Aus der Gasse drangen laute Stimmen herüber. Sara fröstelte in der kühlen Morgenluft und zog den Mantel fester vor der Brust zusammen. Auf den Karren standen Kisten mit Weinflaschen. Ein kleiner, rundlicher Mann watschelte hin und her, drohte mit dem Zeigefinger und redete heftig auf zwei von Mr. Cravens Angestellten ein.
    Er schien ein Händler zu sein, der die Qualität seiner Ware in Schutz nahm.
    »Eher schneide ich mir die Kehle durch, als dass ich meinen kostbaren Wein verwässere!« brüllte er.
    Arthur Gill, ein intelligenter junger Mann, einer von Worthys Proteg6s, suchte wahllos drei Flaschen aus. Er machte sie auf und untersuchte sorgfältig den Inhalt. »Mr. Craven hat an der letzten Cognaclieferung Anstoß genommen. Der Cognac eignete sich nicht dafür, unseren Kunden kredenzt zu werden.«
    »Der Cognac war erstklassig!« rief der Händler aus.
    »Vielleicht für eine Hafenspelunke, aber nicht für Craven.« Arthur nahm einen kleinen Schluck, nickte anerkennend und spuckte ihn bedächtig aus. »Das Zeug ist akzeptabel.«
    »Das ist der beste französische Cognac«, sagte der Kaufmann indigniert. »Wie können Sie es wagen, sich damit den Mund auszuspülen, als sei er abgestandenes, billiges Bier!«
    »Passen Sie auf, was Sie sagen«, erwiderte Arthur und bemerkte plötzlich Miss Fielding. »Eine Dame ist anwesend.«
    Der Händler beachtete sie nicht. »Mir ist es gleich, ob die Königin von Saba hier ist. Es besteht keine Notwendigkeit, die Flaschen aufzumachen …
    »O doch, und zwar so lange, bis ich sicher bin, dass Sie die Lieferung nicht verwässert haben.«
    Sara huschte an der Seite der Gasse entlang zum Kücheneingang, während die beiden Männer sich stritten.
    Aufmerksam der lautstarken Debatte zuhörend, bemerkte sie nicht, wohin sie trat. Unvermittelt tauchte eine riesige dunkle Gestalt am Rande ihres Blickfeldes auf, und erschrocken schnappte sie nach Luft, nachdem sie mit dem kräftigen, ein Weinfass auf der Schulter tragenden Mann zusammengestoßen war. »Oh!«
    Automatisch stützte er sie mit dem freien Arm. Sie hatte das Gefühl, von seinem harten Griff zermalmt zu werden, bog den Kopf in den Nacken und starrte das gebräunte Gesicht des Mannes an. »Entschuldigen Sie. Ich habe nicht aufgepasst.« Sie hielt inne und furchte verwirrt die Stirn. »Mr. Craven?«
    Er stellte das Fass ab und richtete sich auf. »Ist alles in Ordnung?«
    Sie nickte zittrig. Im ersten Moment hatte sie ihn nicht erkannt. Er war immer so tadellos gekleidet, säuberlich rasiert und gut frisiert. Jetzt sah man jedoch seine Bartstoppeln. Er trug eine grobe Jacke, und seine Wollhosen sowie die abgestoßenen Stiefel hatten auch schon bessere Tage gesehen. »Sollten, Sie sich wirklich schon so anstrengen?« fragte Sara stirnrunzelnd. »Was ist mit Ihren Verletzungen?«
    »Es geht mir gut.« Es war ihm nicht möglich gewesen, sich

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