Roulette des Herzens
mädchenhafte Figur gemacht worden. Sara hatte einen volleren Busen, gerundetere Hüften und eine schmale Taille. Diese Silhouette war dreißig Jahre zuvor modisch gewesen. Die augenblickliche griechische Mode war nicht sehr für sie geeignet.
Monique zupfte das Kleid um Miss Fieldings Füße und begann dann, den Rücken zusammenzuziehen. »Ja, Lady Wolverton hat die Figur die von der Mode derzeit bevorzugt wird.« Energisch hakte sie das enge Oberteil zu. »Aber Sie, Miss Fielding, haben die Figur, die Männer lieben. Halten Sie bitte den Atem an.«
»Sara zuckte zusammen, als ihre Brüste nach oben gedrückt wurden, bis sie fast aus dem tiefgeschnittenen Dekollete hüpften. Der Saum des ungewöhnlich weiten Rocks war mit drei Reihen abgestufter Tulpenblätter verziert. Sara vermochte kaum zu glauben, dass die Frau, die sie im Spiegel sah, sie selbst war. Das pfirsichfarbene, schockierend tief ausgeschnittene Kleid aus beinahe durchsichtiger Seide war dazu bestimmt, die Aufmerksamkeit der Männer anzuziehen. In der Taille war es zu weit, doch die Brüste wurden in dem engen Oberteil so hochgedrückt, dass sie fast aus dem Ausschnitt platzten.
Zufrieden schaute Monique die junge Dame an. »Sie sehen hinreißend aus, Miss Fielding.«
»Ich bin mir dessen nicht so sicher«, entgegnete Lily, unirundete Miss Fielding und begutachtete sie ausführlich. , Vielleicht liegt das nur an meiner Vorliebe für bestimmte Farbtöne.« Sie hielt inne und schüttelte derart entschieden den Kopf, dass Sara das Herz sank. »Nein, das Kleid ist nicht auffallend genug für den beabsichtigten Zweck.«
»Zweck?« wiederholte Sara perplex. »Es gibt keinen anderen Zweck als den, mich einigermaßen adäquat zu kleiden. Dieses Kleid ist doch bestimmt mehr als passend?«
Lily warf der Schneiderin einen unergründlichen Blick zu. Danach hatte Madame Lafleur unzählige Gründe, um den Raum verlassen zu müssen. Leise folgten ihr die Assistentinnen. Verblüfft über das, plötzliche Verschwinden des Personals schüttelte Sara den Rock des pfirsichfarbener, Kleides und heuchelte Desinteresse.
»Vielleicht sollten wir miteinander reden, Miss Fielding.,« Lily betrachtete die anderen Kleider, hielt eine aus malvenfarbenem und violettem Stoff gefertigte Kreation hoch und verzog das Gesicht. »Mein Gott, ich weiß nicht, warum ich mir das habe machen lassen!« Achtlos warf sie das Kleid beiseite. »Wir sollten darüber sprechen, warum es so unabdingbar ist, wie Worthy das, formulierte, dass Sie heute abend am Ball teilnehmen.«
»Recherchen für eine Szene meines neuen Romans«, sagte Sara und wich dem Blick der Countess aus.
»Ach, wirklich?« Ein seltsames Lächeln umspielte die Lippen der Countess. »Nun, ich habe keine Ahnung vom Romanschreiben, verstehe jedoch einigermaßen viel vom menschlichen Wesen. Vielleicht irre ich mich, aber ich nahm an, der Sinn Ihrer Teilnahme am Ball sei es, jemanden auf Sie aufmerksam zu machen.«
Sogleich schüttelte Sara den Kopf. »Nein, Mylady.«
»Nennen Sie mich Lily.«
»Nein, Lily«, sagte Sara gehorsam. »Ich habe nichts dergleichen im Sinn. Ich will überhaupt keine Aufmerksamkeit erregen. Ich bin mit Perry Kingswood aus Greenwood Corners so gut wie verlobt.«
»Aha!« Die Countess zuckte mit den Achseln und schaute freundlich Miss Fielding an. »Dann habe ich mich geirrt.
Ich hatte tatsächlich geglaubt, Sie könnten sich für Mr. Craven interessieren.
»Nein! Er ist nicht die Art Mann, den ich …« Sara hielt inne und starrte verstört Lady Wolverton an. »Nein, das ist er ganz und gar nicht.«
»Natürlich nicht. Entschuldigen Sie. Ich war aufdringlich.«
Sara bemühte sich, den peinlichen Augenblick zu überspielen. »Es ist nicht so, dass ich keine gute Meinung von Mr. Craven hätte. Er ist ein einzigartiger Mensch…«
»Nennen Sie die Wahrheit beim Namen. Mr. Craven ist unmöglich. Ich kenne ihn besser als jeder andere. Er ist eigensüchtig, verschlossen, einsam, genau so, wie ich das vor fünf Jahren war, ehe ich meinen Mann heiratete.«
Lily stellte sich hinter Miss Fielding und begann, ihr das Kleid aufzuhaken. »Sie sollten das blaue Duchessekleid anprobieren. Für diese Farbe haben Sie den perfekten Teint.« Offenbar aus dem Wunsch, nicht länger über Mr. Craven zu reden, machte sie die Knöpfchen auf.
Sara furchte die Stirn, während sie die Ärmel abstreifte und aus dem hauchdünnen pfirsichfarbenen Kleid stieg. Die Stille wurde unerträglich. »Aber warumlst
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