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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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übergeben worden; aber zum Glück wußte es die Tochter allein und leugnete, daß ich einen derselben aufbewahrt hätte. Obgleich dies eine Lüge war, so war es doch fürwahr eine Lüge voller Ehrlichkeit, Treue und Edelmuth, während die Wahrheit nur Treulosigkeit gewesen wäre. Als Frau von Epinay einsah, daß sie sie nicht verführen konnte, suchte sie sie durch Eifersucht aufzureizen, indem sie ihr ihre Schwäche und Blindheit vorwarf. »Wie können Sie,« sagte sie zu ihr, »nicht sehen, daß sie ein verbrecherisches Verhältnis unter einander haben? Wenn Sie trotz allem, was Sie vor Augen haben, noch anderer Beweise bedürfen, so helfen Sie doch zu ihrer Erlangung mit. Sie sagen, er zerreiße die Briefe der Frau von Houdetot, sobald er sie gelesen habe. Nun wohl, sammeln Sie sorgfältig die Stücke und geben Sie sie mir; ich übernehme es, sie zusammenzusetzen.« Das waren die Rathschläge, die meine Freundin meiner Lebensgefährtin ertheilte.
    Therese hatte die Rücksicht, mir alle diese Versuche lange zu verschweigen; als sie jedoch meine Rathlosigkeit gewahrte, hielt sie sich für verbunden, mir alles zu sagen, damit ich nach Erkennung der Sachlage meine Maßregeln ergreifen könnte, um mich vor den gegen mich geplanten Verräthereien zu schützen. Meine Entrüstung, meine Wuth läßt sich nicht beschreiben. Statt mich gegen Frau von Epinay nach ihrem eigenen Beispiele zu verstellen und List mit List zu bekämpfen, überließ ich mich ohne Maßen der Heftigkeit meiner Natur und rief mit meiner gewöhnlichen Unbesonnenheit einen offenen Ausbruch hervor. Man kann über meine Unklugheit nach den folgenden Briefen urtheilen, die unser beiderseitiges Vorgehen bei dieser Gelegenheit zur Genüge kennzeichnen.
Billet der Frau von Epinay. (Heft A, Nr. 44.)
    »Weshalb sehe ich Sie denn nicht, mein werther Freund? Ich bin Ihretwegen unruhig. Sie hatten mir so fest versprochen, von der Eremitage sofort wieder hierher zurückzukehren. Nur darauf hin habe ich Sie frei gelassen. Und trotzdem lassen Sie acht Tage darüber hingehen. Wenn man mir nicht gesagt hätte, daß Sie sich wohl befänden, würde ich Sie für krank halten. Ich erwartete Sie vorgestern oder gestern, und ich sehe Sie nicht ankommen. Mein Gott, was ist Ihnen denn? Sie haben keine Geschäfte und haben eben so wenig Kummer, denn ich schmeichle mir, daß Sie sonst augenblicklich gekommen wären, ihn mir anzuvertrauen. Sie sind also krank! Reißen Sie mich, ich bitte Sie, recht bald aus meiner Unruhe. Leben Sie wohl, mein theurer Freund. Möge dieses Lebewohl bewirken, daß Sie mir selbst einen guten Tag wünschen.«
Antwort.
    Mittwoch Morgen.
    »Ich kann Ihnen noch nichts sagen. Ich hoffe, noch genauer unterrichtet zu werden und ich werde es über kurz oder lang sein. Inzwischen seien Sie gewiß, daß die angeklagte Unschuld einen Vertheidiger finden wird, der vor Begierde brennt, die Verleumder, wer sie auch immer sein mögen, ihr Vorhaben bereuen zu lassen.«
Zweites Billet derselben. (Heft A, Nr. 45.)
    »Wissen Sie, daß mich Ihr Brief erschreckt? Was will er denn eigentlich sagen? Ich habe ihn mehr als fünfundzwanzigmal gelesen. Ich verstehe ihn wirklich nicht. Ich ersehe aus ihm nur, daß Sie unruhig und gequält sind und erst das Ende Ihres Leidens abwarten wollen, um mit mir davon zu reden. Mein theurer Freund, lautet etwa so unsere Verabredung? Was ist denn aus jener Freundschaft, aus jenem Vertrauen geworden, und wie habe ich es verloren? Sind Sie auf mich oder um meinetwillen böse? Wie dem auch sein mag, kommen Sie, ich beschwöre Sie, noch diesen Abend. Erinnern Sie sich, daß Sie mir vor noch nicht acht Tagen versprochen haben, nichts auf dem Herzen zu behalten, sondern auf der Stelle mit mir zu besprechen. Mein theurer Freund, ich lebe in dem Vertrauen... Halt, eben habe ich Ihren Brief noch einmal gelesen; ich verstehe ihn nicht besser, aber er macht mich beben. Sie scheinen mir heftig erregt zu sein. Ich wünschte Sie zu beschwichtigen, da ich aber den Grund Ihrer Beunruhigung nicht kenne, kann ich Ihnen nur die Versicherung geben, daß ich, bis ich Sie gesehen habe, eben so unglücklich bin wie Sie. Wenn Sie heute Abend um sechs Uhr nicht hier sind, mache ich mich morgen nach der Eremitage auf den Weg, was für Wetter es auch ist, und in welchem Zustande ich mich auch befinden möge, denn ich wäre nicht im Stande, diese Unruhe zu ertragen. Guten Tag, mein theurer, guter Freund. Ohne zu wissen, ob Sie es nöthig haben oder nicht, wage ich

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