Roxane und der Hexer (German Edition)
unsterblich und ewig jung. «
Schluchzend vergrub Roxane das Gesicht in den Kissen. Sie würde ihn nie umstimmen können. Wieder zog Signefeu sie an sich.
Kurz danach klopfte es an die Tür. Signefeu öffnete. Der Schankknecht stand draußen.
» Ich habe einen Boten ins Lager der Landsknechte g e schickt « , sagte er, » und dem Obristen bestellen lassen, dass ein paar von seinen Männern sich im Streit um eine Marketenderin im Wirtshaus erschlagen haben. Bald wird eine Untersuchungskommission ko m men. «
» Sehr, sehr gut, Heinrich. Die Landsknechte werden nicht w a gen, dem Obristen ihre seltsame Geschichte zu erzählen. Doch s i cher werden sie in « der Nacht kommen, um uns den roten Hahn aufs Dach zu setzen. Aber da gibt es ja ein probates Mittel, sie a b zuschrecken. Am Galgen hängt ein Gehenkter? «
» Ja, Herr. «
Der Schankknecht ging. Gilbert Signefeu zog sich an, ging hinunter in die Schankstube. Roxane von Falkenfels wollte die Nacht im Galgenwirtshaus verbringen. Sie besuche eine Freundin in der Stadt, hatte sie dem Vater, Graf Bodo, erzählt.
Nach einer Weile hörte Roxane Hufschlag vor dem Wirtshaus. Sieben Landsknechte stiegen vom Pferd, von einem Leutnant a n geführt. Sie betraten das Wirtshaus. Roxane schlich oben an die Treppe, um der Unterhaltung zu lauschen.
» Wie der Streit entstanden ist, weiß ich nicht « , hörte sie Signefeu sagen. » Ich war im Nebenzimmer. Plötzlich krachten Schüsse. Ich schaute durch einen Türspalt und sah, wie die Männer mit Säbeln und Dolchen aufeinander losgingen. Die Markete n derin warf sich zwischen den Profoss und den Blonden dort. Ein Säbel fuhr ihr in die Seite. Der Blonde erschlug den Profoss , stieß ihm noch das Messer in die Kehle. Dann traf ihn eine K u gel. Als die ändern sahen, welch ein Blutbad sie ang e richtet hatten, flohen sie allesamt. «
» Der Obrist wird das untersuchen « , klang die helle Stimme des Leutnants. » Du hast Glück, Wirt, dass du an dem Kampf nicht b e teiligt warst und auch keinen Anlass dazu gegeben hast. Wenn wir die Streithähne finden, werden sie Spießruten laufen mü s sen. Das wird ihre heißen Köpfe abkühlen. «
Die Landsknechte luden die Toten auf den Marketenderwagen. Wenige Minuten später rückte die Abteilung ab. Roxane sah i h nen vom Fenster aus nach.
Die Sonne sank schon. Gilbert Signefeu forderte Roxane auf, ihn zum Galgen zu begleiten.
» Dort wirst du eine weitere Probe meiner Macht erhalten « , sagte er.
Es dämmerte bereits, als Roxane von Falkenfels und Gilbert Signefeu den Galgen erreichten. Schwarz hob er sich vom düst e ren Himmel ab, an dessen Horizont noch das Abendrot glühte. Der G e henkte baumelte im Wind.
» Meine Gefährtinnen sind schon unterwegs « , sagte Gilbert S i gnefeu. » Sie werden gleich hier sein. «
Er breitete die Arme aus, stand da wie zu Stein erstarrt.
» Alraune, Copa, Larmi l la! « rief er.
Es sauste und brauste in der Luft. Drei Frauen, auf Besen reitend, kamen im Sturzflug vom Himmel. Knapp über dem Boden drehten sie ab, beschrieben eine Kurve und landeten direkt vor ihrem Herrn und Meister Gilbert Signefeu.
» Da sind wir, Meister « , sagte eine von ihnen, ein altes, zahnloses Weib.
» Gut. Stimmt in meine Beschwörungsformeln mit ein. «
Gilbert Signefeu zog ein Messer. Er trat zu dem Gehenkten, stellte sich auf die Zehenspitzen und schnitt den Toten vom Strick. Schwer fiel der leblose Körper zu Boden.
Gilbert Signefeu stellte sich über ihn. Seine Hände vollfüh r ten geheimnisvolle Gesten, er malte diffuse Figuren in die Luft. Die drei Hexen beschrieben die gleichen Figuren wie er, wiegten dabei die Oberkörper hin und her. Sie stimmten einen leisen, m o notonen Singsang an.
Gilbert Signefeu murmelte Zauberformeln, die Roxane nicht verstand. Das Geschehen zog das Mädchen ganz in seinen Bann.
Plötzlich schrie Gilbert Signefeu mit gellender Stimme, so unverhofft, dass Roxane zusammenzuckte: » Steh auf! Steh auf! Steh auf! «
Ein Zittern durchlief den Körper des Gehenkten. Roxane presste die Hand vor den Mund, um einen Schrei zu unterdrücken. Der G e henkte setzte sich auf, erhob sich, taumelnd zwar wie ein B e trunkener, aber er stand. Sein Hals war seitlich verrenkt, der Kopf saß schief auf dem gebrochenen Genick.
» Was soll ich tun, Meister ?«, fragte der Gehenkte mit kaum verständlicher Stimme.
» Geh deinen Kameraden entgegen, die dich gehenkt haben « , an t wortete der Hexer. » Wünsche ihnen einen guten Abend.
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