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Rubinrot

Rubinrot

Titel: Rubinrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Versteck. Außerhalb des Verschlags war es auch noch dunkel, aber ich konnte die Umrisse des Geländers erkennen, die hohen Fenster, die schimmernden Kronleuchter.
    Und eine Gestalt, die auf mich zukam. Der Strahl einer Taschenlampe blendete mich.
    Ich öffnete den Mund, um zu schreien, brachte aber keinen Ton heraus.
    »Suchten Sie etwas Bestimmtes in der Kammer, Miss Gwendo-lyn?«, fragte die Gestalt. Es war Mr Bernhard. »Ich bin Ihnen gern bei der Suche behilflich.«
    »Äh, also ... ich ...«Ich bekam kaum Luft, so sehr saß mir der Schreck noch auf der Lunge. »Was machen
Sie
denn hier unten?«
    »Ich hörte Lärm«, sagte Mr Bernhard würdevoll. »Sie sehen ein wenig - staubig aus.«
    »Ja.« Staubig, zerkratzt und verweint. Ich wischte mir verstohlen die Tränen von den Wangen.
    Mr Bernhard betrachtete mich im Licht der Taschenlampe durch seine Eulenaugen. Ich sah trotzig zurück. Es war ja wohl nicht verboten, nachts in einen Schrank zu klettern, oder? Und die Gründe dafür gingen Mr Bernhard gar nichts an.
    Ob er wohl mit seiner Brille schlief?
    »Bis zum Weckerklingeln sind es noch zwei Stunden«, sagte er schließlich. »Ich schlage vor, die verbringen Sie in Ihrem Bett. Ich werde auch noch ein wenig ruhen. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Mr Bernhard«, sagte ich.
     
    Aus den Annalen der Wächter
    12. Juli 1851
     
Trotz gründlicher Hausdurchsuchung konnte die Diebin,
    die am frühen Morgen im Haus von Lord Horatio Montrose
    (Innerer Kreis) am Bourdon
Place gesehen wurde,
    nicht gestellt werden. Wahrscheinlich entkam sie durch
    eines der Fenster in den Garten. Die Haushälterin,
    Mrs Mason,
stellte eine Liste mit Dingen auf, die
    entwendet wurden. Tafelsilber und wertvoller Schmuck
    von Lady Montrose,
darunter ein Collier, das der Herzog
    von Wellington Lord Montroses Mutter verehrte.
    Lady Montrose
weilt zurzeit auf dem Land.
     
    Bericht: David Loyde, Adept 2. Grades
     

5.
    Du siehst echt fertig aus«, sagte Leslie in der Pause auf dem Schulhof.
    Ich fühle mich auch mies.«
    Leslie tätschelte meinen Arm. »Aber diese Ringe unter den Augen stehen dir gut«, versuchte sie mich aufzumuntern. »Deine Augen wirken dadurch noch viel blauer.«
    Ich musste grinsen. Leslie war so süß. Wir saßen auf der Baumbank unter der Kastanie und wir konnten nur flüstern, denn hinter uns saß Cynthia Dale mit einer Freundin und gleich daneben diskutierte Gordon Quietscheentchen-Brummbär-Gelderman mit zwei anderen Jungen aus unserer Klasse über Fußball. Ich wollte nicht, dass sie etwas von unserem Gespräch mitbekamen. Sie fanden mich sowieso schon seltsam genug.
    »Ach, Gwen! Du hättest mit deiner Mutter reden sollen.«
    »Das hast du jetzt mindestens schon fünfzig Mal gesagt.«
    »Ja, weil es stimmt. Ich verstehe wirklich nicht, warum du es nicht getan hast!«
    »Weil ich ... Ach, ehrlich gesagt verstehe ich es selber nicht. Irgendwie habe ich wohl immer noch gehofft, es würde nicht noch einmal passieren.«
    »Allein dieses Abenteuer in der Nacht - was da alles hätte passieren können! Nimm nur die Prophezeiung deiner Großtante: Das hat doch nichts anderes zu bedeuten, als dass du in großer Gefahr bist - die Uhr steht für die Zeitreisen, der hohe Turm für die Gefahr und der Vogel... ach, du hättest sie nicht aufwecken dürfen! Wahrscheinlich wäre es danach erst richtig spannend geworden. Ich werde das heute Nachmittag mal alles gründlich recherchieren - Rabe, Saphir, Turm, Eberesche - ich habe da so eine Seite für übersinnliche Phänomene entdeckt, die ist sehr informativ. Und dann habe ich uns jede Menge Bücher über Zeitreisen besorgt. Und Filme.
Zurück in die Zukunft
Teil eins bis drei. Vielleicht können wir ja was daraus lernen . . .«
    Ich dachte sehnsüchtig daran, wie lustig es immer war, bei Leslie auf dem Sofa herumzulümmeln und DVDs anzuschauen. Manchmal drehten wir den Ton ab und synchronisierten den Film selber - mit eigenen Texten.
    »Ist dir schwindelig?«
    Ich schüttelte den Kopf. Jetzt wusste ich, wie die arme Charlotte sich die letzten Wochen gefühlt hatte. Diese Fragerei konnte einem wirklich auf den Nerv gehen. Zumal ich die ganze Zeit selber in mich hineinhorchte und auf das Schwindelgefühl wartete.
    »Wenn man nur wüsste, wann es wieder passiert«, sagte Leslie. »Ich finde das wirklich sehr ungerecht: Charlotte hat man die ganze Zeit darauf vorbereitet, aber du musst ins kalte Wasser springen.«
    »Keine Ahnung, was Charlotte gemacht hätte, wenn sie an meiner Stelle

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