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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callahan Rogers
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sein. »Grand«, flüsterte ich, »sag deinem Freund Jesus Danke.« Ich lächelte, als ich mich auf ihr Haus zubewegte. Schritt, Schwung, Schritt, Schwung. Es war ganz einfach. Mein Herz jubelte.
    Doch der weiche Schlamm Maines und die Spitze meiner Krücke hatten sich offenbar gegen mich verbündet. Sie versank im Schlamm, und als ich daran zog, verlor ich das Gleichgewicht und wäre um ein Haar gestürzt. »So weit kommt’s noch«, murmelte ich. Ich balancierte auf meinem linken Bein, manövrierte die Krücke vorsichtig aus dem Schlamm und setzte mich wieder in Bewegung. Dann versank sie erneut.
    »Verdammte Scheiße«, fluchte ich. Ich zog. Die Krücke löste sich ein Stück und sank wieder ein. Mein eingegipstes Bein pochte. Die Himmel taten sich auf, und der Regen platschte mir ins Gesicht und rann an meinem Hals hinunter.
    Das Geräusch eines herannahenden Autos sagte mir, dass ich gesehen und womöglich wieder ins Bett gesteckt werden würde. Bloß das nicht, dachte ich. Ich hüpfte ein paar Schritte vorwärts, doch dann glitschte mein linker Fuß weg, und ich landete auf meinem Hintern in der Einfahrt.
    Das Motorengeräusch klang vertraut. »Oh nein«, seufzte ich, als Buds Fairlane in Sichtweite kam. Bud sah mich, stutzte und trat auf die Bremse. Dann fing er an zu lachen. Er lachte so sehr, dass die Scheibe beschlug und er nicht mehr zu sehen war. Ich versuchte mich aufzurichten, doch es hatte keinen Zweck. Bud öffnete die Fahrertür und stieg, immer noch lachend, aus. Kopfschüttelnd kam er auf mich zu.
    »Florine, Florine«, sagte er.
    »Hilf mir hoch«, fauchte ich ihn an, und er beugte sich herunter, fasste mich unter den Achseln und zog, bis ich stand.
    »Leg deinen guten Arm um meine Schultern.« Er drehte mich in die Richtung von Daddys Haus.
    »Zu Grands Haus«, sagte ich.
    »Weiß Leeman, dass du dich vom Acker machst?«
    »Nein. Aber er hat bestimmt nichts dagegen.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Bud. »Sieht nicht so aus, als kämst du alleine klar. Ich glaub, du brauchst mehr Hilfe, als du denkst.«
    »Ohne den Schlamm war’s kein Problem gewesen. Und im Haus ist kein Schlamm.«
    »Stimmt. Aber das Bad ist oben. Wie willst du dich im Haus bewegen? Auf deinem Hintern?« Er fing wieder an zu lachen. »Das war ein Bild für die Götter.«
    »Braucht ja keiner zu sehen«, sagte ich. »Bitte bring mich rüber. Ich werde noch verrückt. Ich muss da raus.« Ich sah zum Fenster meines Zimmers, und ich hätte schwören können, dass die Albträume zwischen den Vorhängen hindurchlugten. »Bitte, Bud.«
    Der Regen prasselte auf uns nieder, und er sah mich an. Seine dunklen Augen lachten immer noch, aber er drehte mich in die Richtung, in die ich wollte. »Wir finden schon eine Lösung«, sagte er, und für den Rest des Weges war er meine Krücke. Er schloss die Tür für mich auf, und wir gingen hinein. Es roch zitronig, nach Möbelpolitur.
    »Jemand war hier«, sagte ich.
    »Ja, meine Mutter. Stella hat sie darum gebeten. Komm, zieh das erst mal aus«, sagte Bud und half mir aus dem Regenmantel. Als er meinen Schlafanzug sah, kicherte er. »Wohin willst du?«, fragte er, und ich sagte: »Ins Wohnzimmer.«
    Wir humpelten hinüber. Auf meine Anweisung ging er nach oben und holte ein Handtuch, das er auf dem Sofa ausbreitete. Ich ließ mich mit meinem Matschhintern daraufsinken und atmete so tief durch wie noch nie in meinem Leben, erschöpft, aber glücklich wie eine Venusmuschel bei Hochwasser. Ich grinste Bud selig an. Er schüttelte den Kopf und verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln.
    »Möchtest du irgendwas?«, fragte er.
    »Einen Tee.«
    Er verschwand in der Küche. Der Hahn wurde aufgedreht, und das Wasser plätscherte hohl auf den Boden des alten Metallkessels. Ein Streichholz ratschte, mit einem Fauchen sprang der Brenner an, und das Wasser an der Außenseite des Kessels zischte, als es mit der Flamme in Berührung kam. Diese vertrauten Geräusche waren Musik in meinen Ohren.
    Bud kam zurück und lehnte sich gegen den Türrahmen.
    »Was machst du eigentlich hier?«, fragte ich. »Du müsstest doch in der Schule sein.«
    »Ja. Aber mir war nicht danach. Und halt mir bloß keine Vorträge. Von dir lass ich mir da gar nichts erzählen.«
    »Hab ich nicht vor.«
    »Ich hab das alles so satt.«
    Das Wasser fing an zu summen.
    »Ich will nicht, dass du Ärger kriegst«, sagte Bud. »Meinst du, sie sind sauer?«
    »Wahrscheinlich. Aber ich bleibe hier.«
    »Na, wenn du dir einmal was in den Kopf

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