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Rubinsteins Versteigerung

Rubinsteins Versteigerung

Titel: Rubinsteins Versteigerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Seligmann
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Frage.«
    »Und weshalb nicht, wenn ich fragen darf?«
    »Weil Friedrich im Krankenhaus liegt.«
    »Aber gerade weil er im Krankenhaus liegt, kann es ihn doch nicht stören, wenn ich das Auto benutze.«
    »Doch! Weil er sich dann die ganze Zeit Sorgen machen muss.«
    »Und weshalb muss er sich Sorgen machen, wenn ich das Auto nehme?«
    »Weil du nicht fahren kannst! Es hat dir wohl nicht genügt, ein Auto kaputt zu fahren, jetzt willst du schon das nächste fertigmachen. Glaubst du, wir sind Millionäre?«
    »Nein. Leider nicht, sonst würdet ihr euch lockerer benehmen – oder umgekehrt, wenn ihr locker wärt, dann hättet ihr Millionen gemacht. Aber das lässt sich leider nicht ändern. Los, gib die Schlüssel her.«
    »Nur über meine Leiche.« Sie ballt ihre kleinen Fäuste.
    Ich muss unwillkürlich auflachen. »Keine Sorge, Esel, ich will dich nicht killen.«
    »Bei dir kann man nie wissen.«
    »So, Esel, und jetzt sag mir ganz ruhig, warum du mir das Auto tatsächlich nicht geben willst. Vom Autofahren hast du nämlich keinen blassen Schimmer – und dass Friedrich Vertrauen in meinen Fahrstil hat, kannst du daran erkennen, dass er mir den Wagen für die Fahrt nach Ichenhausen gegeben hat. Also, was ist los?«
    »Friedrich kann tun, was er will. Ich weiß, dass du leichtsinnig bist, und das ist im Verkehr gefährlich.«
    »Ich dachte, du willst mir den Wagen nicht geben, weil Friedrich sich keine Sorgen machen soll. Jetzt erzählst du plötzlich, dass es dir egal ist, was er tut, und fängst an, von meinem Leichtsinn zu faseln.«
    »Du bist leichtsinnig, und deshalb wäre es unverantwortlich von mir, dir den Wagen zu geben. Und wenn – Gott behüte – was passiert, setzt du damit das Leben von Friedrich aufs Spiel. Wo willst du überhaupt hin, heute Abend? Du solltest lieber so kurz vor dem Abitur zu Hause sitzen und lernen.«
    »Und du solltest mich lieber am Arsch lecken.«
    »Bist du verrückt geworden, so mit der eigenen Mutter zu sprechen?«
    »Nein. Aber die ewigen Belehrungen und Befragungen meiner ›eigenen Mutter‹ gehen mir auf die Nerven.«
    »Siehst du, dass du keine Nerven hast – und du willst, dass ich dir das Auto geben soll?«
    »Rutsch mir den Buckel runter.«
    »Wohin willst du gehen?«
    »Das geht dich einen feuchten Kehricht an.«
    »Warum hat Rachel Blum seit einer Woche nicht mehr angerufen?«
    »Frag sie doch!«
    »Du wirst lachen, das werde ich tun. Irgendetwas stimmt seit einigen Tagen nicht mehr mit dir. Du benimmst dich plötzlich wie ein Fremder. Rachel hat doch fast jeden Tag angerufen.«
    »Wenn du es wagst, anzurufen, dann zerdeppere ich dir dein schönes Telefon.«
    »Mehr musst du nicht sagen. Sie hat dir sicher den Laufpass gegeben. Sogar sie.«
    »Wieso ›sogar sie‹?«
    »Weil Rachel Blum als anständiges und gutmütiges jüdisches Mädchen bekannt ist.«
    »Soso.«
    »Was heißt soso?«
    »Lass mich in Frieden.« Ich wende mich meinem Zimmer zu. Esel stellt sich mir in den Weg. »Ich lasse dich nicht durch, ehe du mir gesagt hast, was los ist mit dir und Rachel.« Ich schiebe sie einfach zur Seite, öffne die Zimmertür, trete ein, aber sie quetscht sich unmittelbar nach mir in den Raum. »Sag mir endlich, was los ist! Ich geh nicht früher aus dem Zimmer.«
    »Bitte, wie du willst. Bekomm ich den Wagen?«
    »Darüber reden wir später.«
    »Nein, jetzt!«
    »Also gut, du kannst ihn haben, aber nur heute Abend.« »Ich dachte, ich bin leichtsinnig.«
    »Mach mich nicht wahnsinnig, sag mir endlich, was mit dir und Rachel los ist.«
    »Nichts.«
    »Was heißt nichts? Hat sie mit dir aufgehört? Hat sie einen anderen Freund?« Was quält sie sich so? An das Geld der Blums kommt
sie
sowieso nie ran. Aber ihr »missratener« Sohn soll es wenigstens besser haben als sie und Friedrich.
    »Esel, die Sache ist wesentlich einfacher, als du denkst. Sie geht nach Israel. Und ich, als braver Sohn, muss hierbleiben.«
    Sie atmet hörbar auf. »Warum, meinst du, geht sie nach Israel?«
    »Um einen Mann zu finden, wozu sonst?«
    »Wozu muss sie noch nach Israel fahren? Sie hat doch dich.«
    »Was heißt, sie hat mich? Ich will sie doch nicht heiraten.«
    »Sag mal, bist du von allen guten Geistern verlassen? Wenn dieses Mädchen Interesse an dir hat, dann musst du sie heiraten.«
    »Und warum, wenn ich fragen darf?«
    »Das weißt du ganz genau, sie ist ein anständiges jüdisches Mädchen.«
    »Und hat Geld.«
    »Na und? Ist Geld eine Sünde?«
    »Nein.«
    »Eben! Also, nett ist

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