Rubinsteins Versteigerung
die Stunde der Wahrheit. Da hilft kein noch so großer Mund, da kommt es allein auf einen zuverlässigen Schmock an. Ich fühle das in brenzligen Situationen obligate Kribbeln in den Fingern.
»Du, Jonathan, das mit dem Doppelzimmer war aber nicht vereinbart.« Wenn sie es doch ernst meinen würde, um Himmels willen! »Ach, du. Du musst deshalb nicht gleich verlegen werden, so viel habe ich auch nicht dagegen.«
Warum denn nicht, du dumme Pute?
»307 ist hier, Jonathan.«
Weshalb bin ich denn hergekommen? Um die verrückte Esel zu sehen? Doch nur, um mit Suse zu schlafen! Und das wirst du jetzt gefälligst tun, statt zu jammern. Ich schließe die Tür auf.
»Mensch, klasse ist es hier. Ganz schnieke und elegant.«
Das Zimmer ist wirklich nicht ohne. Fast so groß wie unsere Wohnung in München. Durch die breiten Doppelfenster dringt viel Licht. Ebenso wie im Foyer ist auch hier alles in dunklen Farben gehalten: der Teppichboden, die beiden aneinandergeschobenen breiten Betten, die Nachtkästchen, der Schmink- und der Schreibtisch, die Sesselgarnitur, der Wandschrank, sogar die Tapeten sind hellbraun.Du sollst hier keine innenarchitektonischen Studien betreiben, sondern die Frau anmachen, Reb Jid!
Suse hat sich in einen der breiten Polstersessel geflatscht und sieht mich erwartungsfroh an. »Na, du?« Reiß dich zusammen, Bursche, und vergiss endlich deine Angst! Ich schlurfe auf sie zu, bücke mich zu ihr runter und küsse ihre Haare. Sie beugt den Kopf zurück. Ich bin genau über ihrem Mund, küsse ihn, sofort kommt sie mir entgegen. Ich nehme ihr Gesicht in meine Hände. Erst jetzt spüre ich, wie kalt meine Finger sind. Vor lauter Angst hatte ich vergessen, wie schön es ist, sie zu küssen. Sanft, ruhig. Kein Gebeiße und Gestöhne wie bei Ruchale. Ich werde ruhiger. Vor was hatte ich nur die ganze Zeit Angst? Vor diesen sanften Lippen, vor dieser feinfühligen Zunge? Mein Schmock ist ebenfalls bester Laune. Los, Mann, auf was wartest du noch? Ich ziehe sie vorsichtig hoch, will sie zum Bett schieben. Mit einem Ruck macht sie sich frei, steht mir mit leicht geröteten Wangen gegenüber, lächelt. »Das würde dir so passen. Doppelzimmer, kurz küssen und dann ab ins Bett. So leicht mache ich es dir aber nicht, Jonathan. Erst musst du mich mal kriegen.« Sie schwirrt hinter das Bett. »Los, fang mich doch, du Schürzenjäger.«
Ich hopse hinterher. Gerade als ich sie fassen will, springt sie aufs Bett, ergreift ein Kissen und schleudert es gegen mich. Ich bekomme sie zu fassen, da landet das zweite Kissen an meinem Kopf. Wir balgen uns lachend auf dem Bett. Schließlich umarmen wir uns, küssen uns. Ich fühle Wärme, Geborgenheit, die sich mit meiner Erregung vereinen. Wir umarmen uns immer heftiger, ziehen uns gegenseitig aus, versinken ineinander. Wir werden einWesen, das sich in zunehmender Leidenschaft aufbäumt und schließlich erschöpft und gelöst zurücksinkt. Langsam entspanne ich.
»Mensch, Jonathan, was ist mit dir los, du strahlst ja wie ein Honigkuchenpferd.«
»Ja, mir geht’s auch so gut, so gut. Weißt du, ich habe mich noch nie so gefühlt. Einfach glücklich. Ja, das ist Glück.«
»Du bist ja ein Romantiker. So kenne ich dich gar nicht.«
»Ich mich auch nicht. Ich bin jetzt wirklich wunschlos glücklich. Zum ersten Mal in meinem Leben. So muss es immer bleiben.«
»Spinner. Aber du bist ein netter Spinner, du.«
Suses Augen glänzen. Ich streichle ihre Wange, ihren Hals, ihre Arme. Erst jetzt wage ich es, bewusst ihren Körper anzusehen. Im milden Nachmittagssonnenlicht scheint ihre Haut noch heller, der rosa Schimmer noch zarter. Ihre kleinen Brüste verschwimmen im breiten Brustkorb, lediglich die feinen graurosa Brustwarzen stechen ab. Zwischen ihren starken Beckenknochen senkt sich die Haut straff wie ein weites Oval. Die Schamhaare sind noch heller als ihr Haupthaar. Während ich ihren Körper betrachte, spüre ich wieder Erregung, sanft und warm. Wir umarmen uns erneut, lieben uns. Ich fühle mich von einem warmen Strom immer weiter nach oben getragen, während ihre Zunge sanft in meinem Mund spielt und ich ihr leises Stöhnen höre. Die Spannung in mir nimmt stetig zu, ehe sie sich lange entlädt. Ich öffne die Augen, sehe ihren leicht verschwommenen Blick, der sich rasch aufhellt. »Na, du zärtlicher Doofmann?«
»Von mir aus. Ich bin glücklich. Wie geht es eigentlich dir?«
»Schlecht!«
»Was fehlt dir?«
»Da wird man einfach in ein Hotelzimmer gelockt und
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