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Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)

Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)

Titel: Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Child
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noch nicht über Spektrum wusste, aber sie hätte ihren Kopf verwettet, dass dieser Bradley Baker mit Sicherheit nicht niemand war.

13. Kapitel
    Schön brav
    Hitch führte Ruby in ein Büro, das in allen Farben des Regenbogens gestrichen war. Hier saß Summ, in einem Kreis aus Schreibtischen und von Telefonen umgeben – und jedes hatte eine andere Farbe.
    »Und jetzt?«, fragte Ruby.
    »Jetzt wartest du hier schön brav, bis jemand dir etwas anderes sagt«, sagte Hitch mit Bestimmtheit.
    »Und worauf soll ich warten?«, hakte Ruby nach.
    »Auf LB«, erklärte er. »Sie will dich einweisen – komm also nicht auf die Idee, dich hier auf eigene Faust umzusehen. Bleib schön hier sitzen – das ist ein Befehl. Verstanden?«
    Ruby blieb tatsächlich schön brav sitzen – für haargenau neunundzwanzig Sekunden. Da fiel ihr etwas ein. Das war eine gute Gelegenheit, die Armbanduhr zurückzulegen, bevor jemand merken würde, dass sie verschwunden war.
    Sie sah zu Summ, die darauf zu warten schien, dass eines der zweiundfünfzig Telefone läuten würde.
    »Deshalb heißen Sie also Summ«, sagte Ruby.
    Summ schaute sie verdutzt an.
    »Wegen der Telefone. Wenn die alle auf einmal läuten, geht es hier sicher zu wie in einem Bienenstock.«
    »Nein«, antwortete Summ. »Nicht deshalb.«
    Es dauerte nicht lange, bis tatsächlich eines der Telefone läutete, das gelbe. Summ nahm ab und begann zu reden, auf Japanisch. Ruby sah ihre Chance gekommen, stand auf und gab der Sekretärin wortlos zu verstehen, dass sie dringend aufs Klo musste.
    Ist okay , gab sie ihr per Zeichensprache zu verstehen. »Ich weiß, wo es ist. Kein Problem.«
    Summ biss sich auf die Lippe und deutete auf ihre Uhr, um Ruby zu verstehen zu geben, dass sie ›nicht lange‹ brauchen sollte.
    Ruby öffnete die Tür und düste dann blitzschnell durch den Gang bis zur Toilette. Sie ging hinein, zog ihre Stiefel aus und stellte sie in eine der Kabinen. Wenn also jemand nach ihr suchen würde, würde er glauben, sie säße auf dem Klo. Lautlos zog sie die Tür hinter sich zu und flitzte barfuß durch den Korridor. Sie wusste noch, dass sie bei Purpurrot nach rechts abbiegen musste, und wenn sich die Farbe in Kirschrot veränderte, nach links. Die Tür zum Raum mit der technischen Spezialausrüstung war etwa auf halber Höhe, das hatte sie sich gemerkt. Aber sie brauchte ja noch den Code. Ihr fiel ein, dass Summ auf ihre Uhr geblickt hatte, bevor sie ein paar Zahlen eintippte.
    Ich wette, das ist es!
    Sie holte die Fluchtuhr aus ihrer Tasche, überprüfte die Uhrzeit und tippte sie dann ein.
    Mit einem leisen Klicken öffnete sich die Tür. Zu schade, dass ich diese Uhr zurücklegen muss, sie ist ganz schön nützlich.
    Als sie den großen Raum betrat, gingen ringsum in allen Vitrinen die Lichter an, und die vielen Spezialgeräte glänzten hinter oder unter dem Glas wie die Schmuckstücke bei einem Juwelier. Ruby ging zu der Schublade, aus der sie die Uhr genommen hatte, und wollte sie gerade aufziehen, als ihr etwas ins Auge stach: ein silbernes Pfeifchen. Es sah wie eine Hundepfeife aus, aber die Schrift auf dem dazugehörenden Schildchen war verschmiert. Außerdem hatte das Pfeifchen ein sehr hübsches Band, an dem man es sich um den Hals hängen konnte. Vielleicht lag es an diesem Band, vielleicht auch an der Tatsache, dass Ruby sich schon immer ein silbernes Hundepfeifchen gewünscht hatte – jedenfalls konnte sie der Versuchung nicht widerstehen und hängte sich das Pfeifchen um, bevor sie begriffen hatte, was sie da tat, und betrachtete sich in der Glasscheibe.
    Sie blies hinein – kein Ton! Aber es war bestimmt nicht nur eine Hundepfeife! Sie blies noch einmal hinein und dann noch ein weiteres Mal, aber nichts geschah! Enttäuscht blies sie weiter und atmete dabei so, wie wenn man in eine Mundharmonika bläst.
    »Muss kaputt sein«, sagte Ruby laut und merkte, dass ihre Stimme plötzlich von sehr weit weg zu kommen schien.
    Wow, es ist ein Stimmenwerfer! Sie holte noch einmal tief Luft und sagte dann: »Hallo!« Diesmal klang ihre Stimme, als käme sie von irgendwo hinter ihr. Ruby experimentierte noch eine Weile weiter – das Pfeifchen hatte vier kleine Löcher, und je nachdem, welches sie zuhielt, kam ihre Stimme aus einer anderen Himmelsrichtung: Norden, Osten, Süden oder Westen. Wenn sie das Pfeifchen nach oben hielt, kam ihre Stimme von oben.
    Als sie gerade versuchsweise »Ich bin hier drüben!« rief, hörte sie jemanden hereinkommen.

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