Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruchlos

Ruchlos

Titel: Ruchlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Baum
Vom Netzwerk:
Zimmer wenige Meter den orangegelben Flur hoch. Vor der Tür saß eine uniformierte Frau, die sich von Clausnitzer seinen Dienstausweis zeigen ließ, bevor wir passieren durften.
    Wieder lag er allein in dem Raum, der dem anderen ähnelte wie ein Ei dem anderen. Sogar die Bilder an der Wand sahen gleich aus. Er schlief nicht, seine Augen sahen jedoch glasig aus. Noch immer tropfte etwas in die Vene an der linken Hand, rechts kam der Schlauch unter der Bettdecke hervor. Als er uns hereinkommen sah, wurde sein Gesichtsausdruck lebendiger. Ich gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
    »Wie geht es dir?«
    »Gut.« Die Andeutung eines Lächelns huschte über sein Gesicht. Er sprach sehr leise.
    »Herr Rönn, wir haben zu Ihrem Schutz eine Wache vor dem Zimmer platziert«, sagte Clausnitzer, der an die andere Seite des Bettes getreten war. Andy nickte kaum merklich. » Aber wenn Sie uns erzählen können, was gestern Nacht passiert ist, wird es leichter, den Vorfall aufzuklären.«
    Andreas drehte den Kopf leicht nach links, Richtung Nachttisch. »Wasser, bitte.«
    Ich goss etwas aus der dort stehenden Flasche in ein Glas und hielt es ihm an die Lippen. Er trank drei kleine Schlucke.
    »Ich hab mir Sorgen gemacht«, begann er, an mich gerichtet. » Du bist nicht gekommen. Das Telefon hat einmal geklingelt, niemand war dran, und dich konnte ich nicht erreichen.«
    »Der Akku hatte sich verabschiedet«, schob ich dazwischen.
    »Da bin ich in die Altstadt zu dem Restaurant.«
    Er machte eine Pause, offensichtlich strengte das Sprechen ihn sehr an, und ich fragte mich, ob wir den Arzt hätten um Erlaubnis fragen sollen. Ich strich ihm über den Arm, sagte, dass ich einen Schlafanzug und Waschzeug mitgebracht hätte, außerdem Weintrauben und Schokolade. Wieder lächelte er, wollte etwas sagen. Ich hielt ihm den Finger vor den Mund, redete weiter, dass Hantzsche vorgeschlagen hatte, ich solle zu Dale ziehen, was ich auch tun würde.
    »Und ich arbeite nur tagsüber und nur in der Redaktion. Bis die Polizei das Pack hat.«
    »Gut.« Die Pause war nötig gewesen, und ihm schien nun bewusst zu sein, dass er ökonomisch mit seinen Kräften umgehen musste. »Ihr wart weg. Als ich da raus bin, sah ich dich in den Zwinger rennen. Zwei Typen hinterher.« Wieder stockte er.
    »Du bist denen gefolgt«, mutmaßte ich.
    Er nickte. Ich hielt ihm erneut das Wasserglas hin, doch er verzog ablehnend das Gesicht.
    »Dich hab ich nicht mehr gesehen, die starrten mich an, ich bin auf sie zu, da haben sie sich verpisst.«
    Eine Welle zärtlicher Gefühle durchflutete mich.
    »Ich dachte, du hast dich nicht quer durchgetraut und bist an der Seite die Treppe hoch. Also bin ich auch da rauf.«
    »Stopp«, forderte ich, da ich ihm ansah, dass er nicht mehr konnte.
    »Wir können das auch vertagen«, bot der Kommissar an, der bislang ruhig dagestanden hatte.
    Andy hob die eingegipste Hand in einer ungeduldigen Bewegung.
    »Einer in Bomberjacke hinter mir.«
    »Der Dritte?«, fragte Clausnitzer, an mich gerichtet.
    Ich nickte.
    »Ich war oben an der Treppe und hab ihn erwischt.«
    »Wie, erwischt?«, fragten der Kommissar und ich fast im Gleichklang.
    »Tritt. Karate.« Andy machte eine Pause, suchte mit den Augen das Wasserglas. »Er ist nach hinten runtergestürzt.«

13 . KAPITEL
    »Du hast was?«, fragte ich fassungslos, während Clausnitzer in lautes Lachen ausbrach.
    »Großartig! Also«, er sammelte sich, grinste jungenhaft. » Ich gehe natürlich davon aus, dass es sich um Notwehr gehandelt hat. Als Sie später mit den Rettungssanitätern dort hinunter sind, haben Sie niemanden mehr gesehen?«
    Die Frage ging an mich.
    Ich schüttelte den Kopf, jetzt ebenfalls lachend. »Da hatte er sich wohl schon verkrochen.«
    Andy genoss die Reaktionen offensichtlich. Er hatte einen Schluck getrunken und grinste mich an. »So angestaubt ist mein Karate nicht.«
    »Du Idiot«, sagte ich, konnte aber vermutlich auch in meiner Mimik den Stolz auf ihn nicht leugnen. »Danach hast du mich gesucht«, vermutete ich.
    Er nickte. »Aber da hatte ich schon die Schmerzen im Rücken und kriegte kaum noch Luft.« Das Letzte kam nur noch sehr leise heraus.
    »Pscht!«, machte ich. Wir sollten diese Sitzung beenden, dachte ich. Andreas brauchte dringend Ruhe.
    Kommissar Clausnitzer war in Gedanken versunken. »Sie haben diesen Mann vermutlich recht gut gesehen?«
    Andy gab ein zustimmendes Geräusch von sich.
    »Vielleicht finden wir ihn sogar hier«, er tippte auf seine große

Weitere Kostenlose Bücher