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Rückgrad

Rückgrad

Titel: Rückgrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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nun ellenlang braucht, um sich ächzend und Fratzenschneidend aus einem Sessel zu schrauben, oder sich niedergekauert auf dem Bettvorleger erwischen läßt, es gibt einfach nichts, was einem Mitleid oder Erbarmen einträgt. Und doch, welch schreckliche Prüfung, und in welche Einsamkeit stürzt sie einen …! Herrgott, es gibt nichts, was darunter geht, verdammt, das ist eine Niedertracht des Himmels.
    Meinem Wunsch gemäß setzten sie mich auf dem Sofa ab. Harold fragte, ob er noch gebraucht werde, dann rauschte er ab.
    - Ich sag dir, der macht mich verrückt …! seufzte Bernie. Aber was soll’s, reden wir von was anderem.
    - Mmm … Weißt du, daß dieser Tag trotz allem zu den schönsten meines Lebens zählt …?!
    Ich verkündete ihm, daß er, den äußeren Anzeichen zum Trotz, einen freien Mann vor sich habe, daß eine innige Freude meine Lippen bewege und daß meine Grimassen belanglos seien.
    - Du siehst es nicht, Bernie, aber ich strahle …! Ich leide unsäglich, alter Freund, aber gleichzeitig frohlocke ich …!
    Ich hatte eine Salbe im Badezimmer. In dem Zustand, in dem ich mich befand, war das im Grunde verlorene Liebesmüh, aber das wenige, das sie bewirken würde, war immer noch beträchtlich.
    - Das geht von den Pobacken bis knapp unter die Schulterblätter, wies ich ihm die Richtung. Aber fang vorsichtig an … Weißt du, man muß den Schmerz einschläfern.
     
    Ich litt geschlagene fünfzig Stunden lang. Mein ganzes Wochenende ging dabei drauf. Am Montagmorgen dann kam ein Typ vorbei, ich hatte zwei Kilo abgenommen. Der Typ war groß und stark, sehr imposant, würde ich sagen. Er nahm mich in seine Arme, als sei ich ein kleines Kind, er klemmte meine Beine mit einem Knie zusammen, dann ließ er meine Wirbelsäule knacken. In beide Richtungen.
    - Warum lachen Sie? fragte er mich.
    - Das können Sie nicht verstehen …. antwortete ich. Ich hatte noch nie in meinem Leben solche Schmerzen!
    Ich hatte kein Auge zugetan. Bernie hatte während dieser beiden Tage die meiste Zeit mit mir verbracht, doch als er mich gegen Mitternacht nach einer letzten Massage verließ, war mir zwar eine halbe Stunde lang das Schlimmste erspart geblieben, aber dann hatte es mich voll erwischt. Die Nächte waren schrecklich. Mein Rücken gönnte mir keine Minute Ruhe. Ich hatte solche Schmerzen, daß ich nicht ruhig liegen bleiben konnte, stundenlang drehte ich mich wie am Spieß über dem Feuer, suchte vergebens eine Lage, die mir ein wenig Linderung verschaffte, wo sie doch alle gleich fürchterlich waren. Manchmal wurde ich im Zuge einer dieser mühsamen Umwälzungen von einem derart heftigen Schmerz zur Ordnung gerufen, daß ich minutenlang wie betäubt innehielt und kaum zu atmen wagte, die Augen sperrangelweit aufgerissen ob eines solchen Horrors.
    An mein Sofa geklammert, mußte ich Angriff um Angriff über mich ergehen lassen, aber ich brauchte nur einen Blick zum Fenster hinaus zu werfen, schon erspähte ich meinen guten Stern, und war ich auch geschwächt, gezeichnet, ließ ich doch den Mut nicht sinken, ich kämpfte weiter bis zum frühen Morgen, meckerte wie die berühmte Ziege, allerdings siegreich, und ich versank in einen unruhigen Halbschlaf, kaum daß der Tag graute. Gott lieht nur den, der gelitten, hatte ich irgendwo gelesen.
    Am Montagabend fühlte ich mich ein wenig besser. Nicht gerade brillant, aber das Schlimmste hatte ich hinter mir, ich konnte aufstehen, wenn auch nur vornübergebeugt. Ich beruhigte Elsie.
    Sie hatte am Abend zuvor angerufen, und ehe ich mich einschalten konnte, hatte Bernie sie über die Lage aufgeklärt, und ich hatte größte Mühe gehabt, sie davon abzubringen, augenblicklich abzureisen. Bernie glaubte, sie liebe mich wirklich, es war Sonntagabend, ich war mitten in der schlimmsten Krise, aber ich hatte es noch geschafft, höhnisch zu feixen:
    - Gottogott, Bernie, guck mich doch an, findest du das lustig …?! Guck dir doch die Lachnummer an, die sie sich ausgesucht hat …! Herr im Himmel, das ist grotesk …!!
    Es hatte eine Weile gedauert, bis ich sie davon überzeugt hatte, nicht zurückzukehren, ich hatte meine letzten Kräfte verbraucht und darüber vergessen, ihr zu erzählen, daß ich die Stiftung verlassen hatte. Diesmal verkündete ich ihr die frohe Botschaft und berichtete ihr alles haarklein. Ich hörte sie am anderen Ende prusten.
    - Dan … Du weißt gar nicht, wie glücklich ich bin …!
    - Jaja, der Alptraum ist vorüber.
    - Du, hör mal … Warum kommst du nicht

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