Rueckkehr ins Leben
Die älteren Leute hatten immer gesagt: »Er ist alt und verantwor-tungsbewusst genug, um sich eine gute Frau zu suchen, aber er bleibt lieber alleine, ihm gefällt das lockere Leben.« Er wi-dersprach ihnen nie und ärgerte sich auch nicht über das, was sie sagten. Er kochte sich sein eigenes Essen, und wenn er zum Kochen zu müde war, aß er eine ganze Woche lang Ga-ri ** mit Honig. Meine Mutter beschloss, ihm jeden Abend einen Teller hinzustellen. »Dieses Essen ist ungesund für dich«, sagte sie, und er lächelte und rieb sich den Kopf.
* höfliche Anrede, die vor den Namen von Erwachsenen ge-
setzt wird
** ein in ganz Westafrika weit verbreitetes Gericht aus gerie-benen Maniokknollen
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Als Gasemu am Weg angekommen war, blieb er stehen
und musterte unsere Gesichter. Er lächelte, und da war ich endgültig sicher, dass es sich um den Ngor Gasemu handelte, den ich kannte, denn ihm fehlte ein Schneidezahn.
»Wollt ihr Jungs mir helfen, ein paar Bananen ins Dorf zu tragen?«, fragte er in der Art, in der Erwachsene häufig mit jüngeren Menschen sprechen, sodass wir wussten, dass wir
nicht ablehnen konnten.
»Kommt schon, Jungs.« Er machte uns Zeichen, ihm auf
die Bananenplantage zu folgen. Wir gingen alle hinter ihm her, während er mit der Hand winkte, als würde er uns an
einem unsichtbaren Seil heranziehen. Als wir näher kamen, legte er mir die Hand auf die Schulter und strich mir über den Kopf.
»Bist du ein schwieriges Kind?« Er zog mich an der Nase.
»Heute ist keine Zeit mehr, um schwierig zu sein«, sagte ich.
»Ich sehe, dass du sehr traurig aussiehst. Deine Stirn hat sonst immer von ganz alleine geglänzt, als du noch klein warst. Deine Eltern und ich haben darüber gesprochen, wie ungewöhnlich das war. Wir dachten, es liegt daran, dass du immer so glücklich warst. Deine Mutter sagte, du hast sogar gelächelt, wenn du geschlafen hast. Aber als du mit dem
Schwierigsein angefangen hast und wütend geworden bist,
hat deine Stirn noch mehr geglänzt. Uns gingen die Erklä-
rungen für deine Stirn aus und wie sie mit deinem Charakter zusammenhängt. Und jetzt bist du hier – und sie glänzt nicht mehr.« Er hielt einen Moment inne und betrachtete mich.
Er ging weg und gab meinen Reisegefährten Anweisun-
gen, wie sie die Bananenstauden aufheben und auf der Schulter, nicht auf dem Kopf, tragen sollten. »Dann brechen sie nicht durch«, erklärte er.
Ich nahm ein paar Bananen und wartete, dass Gasemu sei-
nen Wasserkrug, seine Machete und die letzten Bananen zu-
sammenpackte. »Wie bist du denn hier …«, fing ich an, aber er unterbrach mich.
»Deine Eltern und deine Brüder werden sich sehr freuen,
dich zu sehen. Sie haben jeden Tag von dir gesprochen und für dein Überleben gebetet. Deine Mutter weint jeden Tag
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und bittet die Götter und Ahnen, dich zu ihr zurückkehren zu lassen. Dein älterer Bruder ist weggegangen, um nach dir zu suchen, aber er kam vor einer Woche zurück. Er machte
ein trauriges Gesicht, als er wiederkam. Ich glaube, er gibt sich die Schuld daran, dass er dich verloren hat.«
Ich ließ die Bananen fallen, als er mir das erzählte. Er ging weiter, weshalb ich die Bananen schnell wieder aufhob und ihm folgte. »Sie werden tatsächlich sehr überrascht sein, dich zu sehen.«
Langsam ging er vor mir her. Ich atmete schnell und
brachte kein Wort heraus. Ich hätte am liebsten die Staude fallen lassen und wäre so schnell ich konnte ins Dorf gerannt.
Meine Augenlider zuckten, und ich fühlte mich, als wehte
frischer Wind durch meinen Kopf. Ich war wie benommen.
Mein Herz war so voller Aufregung und Traurigkeit, dass ich glaubte, es müsste explodieren, wenn ich noch länger wartete, doch auf dem schmalen Pfad kam ich an all den anderen vor mir nicht vorbei.
Ein paar Minuten später erreichten wir einen Fluss, und
ich war glücklich, denn meist liegt der Fluss am Ortsrand, deshalb dachte ich, wir müssten jeden Augenblick ankommen. Aber wir waren noch nicht da.
»Das Dorf liegt gleich hinter dem Hügel«, sagte Gasemu.
Es war ein lang gestreckter Hügel, Steine lagen auf beiden Seiten des Wegs, und einige große unbewegliche Brocken,
die die Straßenbauer dort liegen gelassen hatten, lagen auch in der Mitte. Der Pfad führte im Zickzack nach oben, wo wir
alle, als wir es endlich geschafft hatten, erst einmal ein paar Minuten ausruhen mussten. Ich wurde wütend, weil wir uns
ausruhten und setzte mich auf einen großen Felsen abseits der
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