Rueckkehr nach Connemara
am Strand entlangwanderte, verspürte sie eine seltsame Traurigkeit. Sie hatte die Schultern etwas
zusammengezogen und wirkte nicht mehr so energiegeladen wie zuvor. Dass sie so verletzlich war, machte sie noch reizvoller.
Sie braucht jemanden, der sie beschützt, überlegte er und betrachtete sie fasziniert.
Plötzlich richtete Lorcan sich auf. Durfte er seinen Plan verfolgen und ihr damit die Chance nehmen, mit einem anderen Mann glücklich zu werden?
Seine Gedanken wirbelten durcheinander, während er die Picknickreste einpackte. Als sie mit gesenktem Kopf auf ihn zukam und der Wind ihr das Haar aus dem Gesicht wehte, hätte Lorcan am liebsten irgendetwas Albernes gesagt oder getan, um sie zum Lachen zu bringen, weil ... Ja, warum? Er wusste es selbst nicht so genau.
Doch dann gestand er sich ein, dass er sich etwas vormachte.
Sie sollte glücklich sein. Sie wollten beide gern in dem Herrenhaus leben. Und wenn sie nicht Klatsch und Tratsch ausgesetzt sein wollten, gab es nur eine Lösung.
Aus Liebe würde Kathleen den Vorschlag, den er ihr machen wollte, bestimmt nicht akzeptieren. Sie sehnte sich nur nach Sicherheit und Geborgenheit.
Sie fuhren durchs Torfmoor zurück, über das weite Land zwischen den Hügeln, die nach vielen Eiszeiten abgerundet und glatt geschliffen waren, und an geheimnisvollen Seen vorbei, deren Wasser braun war.
Da Kathleen schweigsam neben ihm saß, konzentrierte
Lorcan sich ganz auf die wilde Schönheit der Landschaft.
Wolken legten sich wie Schals um die Berge, Flüsse stürzten steile Abhänge hinunter und bahnten sich den Weg an
Felsblöcken vorbei. Überall sah man Ruinen frühchristlicher Kirchen und Reste ganzer Dörfer, deren Bewohner bei der großen Hungersnot umgekommen waren.
Dieses Land ist ein Teil von mir, dachte Lorcan tief bewegt.
Und dann warf er Kathleen einen Blick zu und gestand sich ein, dass er allzu gern sein Leben mit ihr verbringen würde. Sie war genauso wild und schön wie die Landschaft.
Ihr Profil mit der vorwitzig wirkenden Nase und den vollen Lippen war faszinierend. Ihre Wangen schimmerten rosig, und als er winzige Sandkörnchen auf ihrer Haut entdeckte, lächelte er liebevoll.
Als Kathleen am Abend im Yogakurs war, bereitete Lorcan zu Hause eine perfekte Verführungsszene vor. Im Esszimmer deckte er den Tisch mit dem Tafelsilber und Kristallgläsern.
Dann pflückte er rote Rosen im Garten, holte eine der besten Flaschen Wein aus dem Keller und zündete Kerzen an.
Danach machte er im Wohnzimmer Feuer im Kamin, sorgte auch hier mit Kerzen für eine intime Atmosphäre und wählte sanfte romantische Musik aus, die über die Lautsprecher im ganzen Haus zu hören sein würde. Der Raum hat noch nie schöner oder zauberhafter gewirkt, überlegte er. Wie würde sie ihm da noch widerstehen können?
Nachdem er mit den Vorbereitungen zufrieden war, duschte er, trug etwas After Shave auf und zog ein weißes Leinenhemd zum dunkelblauen Anzug an. Damit konnte er nichts verkehrt machen.
Wieder in der Küche, ertappte er sich dabei, dass er auf Kathleens Rückkehr wartete und auf jedes Geräusch lauschte.
Seinen Scheck, den er in die Obstschale gelegt hatte, zerriss er in tausend kleine Stücke.
"Hallo! Wir sind wieder da!" ertönte plötzlich ihre Stimme, und Kathleen erschien auf der Türschwelle.
"Das ging ja schnell", stieß er hervor, obwohl er die ganze Zeit auf sie gewartet hatte. Er musterte sie verblüfft, denn sie strahlte übers ganze Gesicht. Eifersüchtig überlegte er, wer dafür verantwortlich sein mochte.
"Wow! Du bist..." Sie zögerte kurz. "Du bist richtig elegant", beendete sie schließlich den Satz.
"Nach deinem Erfolg heute haben wir doch Grund zum Feiern." Lorcan befürchtete auf einmal, er hätte übertrieben mit den Vorbereitungen. "War es schön?"
"Ja, es war herrlich entspannend. Du musst auch mal kommen", sagte sie und trug Conor, der fest schlief, ins Schlafzimmer. Wenig später kam sie zurück und zog die warme Jacke aus.
Nur mit allergrößter Mühe gelang es Lorcan, nicht wie hypnotisiert ihr hautenges Top im Leopardenmuster zu betrachten. Er begehrte sie so sehr, dass es beinah körperlich schmerzte.
"Ich komme das nächste Mal mit", versprach er.
Kathleen strahlte vor Freude. "Was macht die Ente?" Sie öffnete die Backofentür. "Sieht perfekt aus. Das hast du gut gemacht."
"Das war doch nicht schwierig."
"Ich glaube, ich kann sie herausnehmen. Sie muss noch eine Zeit lang ruhen."
"Warum? Ist sie müde?" fragte
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