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Rückkehr nach Wedenbruck

Rückkehr nach Wedenbruck

Titel: Rückkehr nach Wedenbruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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damit abfinden müssen, dass du ihn keinen extremen Belastungen mehr aussetzen darfst. Beim einen Pferd fängt das früh, beim anderen viel später an, und Black Arrow gehört offensichtlich zur ersten Kategorie. Das bedeutet ja nicht, dass er kein glückliches Pferdeleben mehr führen kann, mit Geländeritten und viel Koppelgang. Nur große Hoffnungen auf Turniersiege mit ihm solltest du dir nicht mehr machen. In der vergangenen Saison waren Blacky und ich zwar noch mehrmals erfolgreich, das weißt du ja. Aber was du nicht weißt: Wir haben auch dreimal abgebrochen, weil er nicht ganz klar ging-“
    Bille versteckte ihren Kopf an Simons Schulter. Sie spürte einen dicken Kloß in der Kehle. Black Arrow , ihr Blacky , ihr erstes eigenes Turnierpferd, würde jetzt seine Karriere beenden müssen! Sie mochte gar nicht daran denken. Natürlich konnten sie beide noch viele glückliche Jahre miteinander verbringen. Aber etwas ging unwiderruflich zu Ende. Bille war es, als fiele eine schwere Tür dröhnend vor ihr ins Schloss und verweigerte ihr den Eintritt zu einem wesentlichen Bestandteil ihres bisherigen Lebens. Ihre wundervollen Erfolge mit Black Arrow sollten nun wirklich nur noch Vergangenheit sein?
    Simon streichelte sie zart. „Sei nicht so verzweifelt, mein Schatz. Du hast hier jede Menge erstklassiger Pferde, mit denen du auf Turnieren starten kannst! Wir Reiter müssen damit leben, dass es immer wieder viel zu schnell heißt, Abschied von einem Freund zu nehmen. Weil er zu alt für das Turnierleben wird, während wir selbst noch am Anfang unserer Karriere stehen.“
    „Das weiß ich ja, Simon. Ich bin auch nicht wirklich verzweifelt. Klar, ein bisschen traurig schon. Weil etwas so unerwartet zu Ende geht ... viel schneller, als ich gedacht habe. Aber er verlässt mich ja nicht, wir werden noch viel Schönes gemeinsam erleben, da bin ich sicher. Mein Dicker ...“, Bille löste sich von Simon und umarmte den Rappen, „bist du jetzt ein alter Herr, der gern in den Ruhestand möchte? Wie man hört, drehen die meisten da erst richtig auf!“ Plötzlich lachte sie. „Ein Gutes hat die Sache ja!“, meinte sie. „Jetzt brauchst du dich nie mehr von Zottel zu trennen. Wenn du willst, könnt ihr ständig zusammen sein. Vielleicht vergeht Zottel dann ja die Lust auf heimliche Streifzüge.“
    „Da wäre ich nicht so sicher. Ich denke, Zottel wird Black Arrow eher mitnehmen. Am liebsten nachts, da fällt ein schwarzes Pferd nicht auf“, neckte Simon seine Freundin.
    Bille hielt dem Wallach scherzhaft die Ohren zu. „Hör nicht auf ihn, Blacky , der erzählt dir nur Unsinn. Das ist nichts für ältere Herren. Okay, wir lassen dich jetzt allein. Erhol dich gut und freu dich, dass du heute nicht arbeiten musst. Ich werde dafür meine ganze Energie auf San Pietro loslassen.“
    Kurz darauf gingen Bille und Simon mit ihren Pferden zur Halle hinüber. Es gab reichlich zu tun. Nicht nur Jamaika und San Pietro mussten intensiv gearbeitet werden, auch Feodora und Raissa sowie drei Neuzugänge, die für Kunden ausgebildet wurden, sollten heute noch geritten werden. Bei den übrigen Stallinsassen stand nur Longieren auf dem Plan, aber auch das brauchte seine Zeit.
    Ein anstrengendes Programm. Jeder von ihnen hatte fünf Pferde zu reiten, deshalb arbeiteten Bille und Simon konzentriert und sprachen kaum. Selbst als Tom mit seinem Troilus in die Bahn kam und eine Thermoskanne voll Milchkaffee sowie eine Dose mit Weihnachtsgebäck zur Stärkung mitbrachte, machten sie nur ein paar Minuten Pause.
    Über der intensiven Arbeit hatte Bille ihren Kummer bald vergessen. Um auf Turnieren zu starten, standen ihr mehr gute Pferde zur Verfügung, als sie reiten konnte.
    Sie hatte wirklich ein Spitzenpferd nach dem anderen unter dem Sattel. Und gerade mit den Neuen die ersten großen Erfolge zu erreichen war eine reizvolle Aufgabe. Bille hatte sich eine eigene Trainingsabfolge zurechtgelegt, bei der sie Elemente aus der Tellington-Jones-Lehre mit einbezog. Zu ihrer Genugtuung schien sich die Methode zu bewähren.
    Während sie ein Pferd nach dem anderen ritt, sich auf die Besonderheiten und den Charakter eines jeden einstellte, Schwächen aufspürte und Stärken einfühlsam herausarbeitete, begannen ihre Gedanken um einen möglichen Nachfolger für Black Arrow zu kreisen. Natürlich war sie in absehbarer Zeit nicht in der Lage, sich ein Pferd zu kaufen, das den höchsten Ansprüchen genügte, dazu musste sie noch tüchtig sparen. Aber

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