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Rückkehr nach Wedenbruck

Rückkehr nach Wedenbruck

Titel: Rückkehr nach Wedenbruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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es, dass Otto und Kilian eine seltsame Wandlung durchmachten, die sich niemand so recht erklären konnte. Im Stall und in der Reithalle benahmen sie sich absolut vorbildlich. Und den Stall betraten sie nur noch leise, fast wie auf Zehenspitzen. Ausgerechnet sie, die sonst wie die Tataren in die Boxen gestürmt waren, um ihre Pferde zu satteln.
    Allein Johnny der Indianer ahnte etwas, nachdem Otto ihn beiläufig gefragt hatte, ob er Erasmus schon mal persönlich begegnet sei oder ob man ihn nur an Tönen und Geräuschen erkennen könne. Außerdem sprachen Ottos seltsame Magenbeschwerden und Kilians Beule am Kopf eine eigene Sprache. Doch das behielt Johnny für sich.
    Die Weihnachtsferien kamen heran, und die Schüler schwirrten davon. Auf dem Hof kehrte Ruhe ein. Simon kam nach Hause, und Bille und er freuten sich auf ruhige Weihnachtstage mit langen Ausritten durch die winterliche Landschaft, gemeinsames Training und stille Abende mit der Familie und den Freunden am Kamin.
    Nach einem reichlichen Frühstück am ersten Weihnachtstag bei Mutsch und Onkel Paul fuhren Bille und Simon nach Groß-Willmsdorf hinüber und putzten und sattelten ihre Pferde. Hubert, Herr über die Tiedjenschen Turnierpferde, und Achim, der neue Stallhelfer, kamen in den Feiertagen nur zum Füttern und Ausmisten herüber, die übrige Zeit hatten sie frei. Etwas später als Bille und Simon tauchte auch Tom auf und half bei den anfallenden Arbeiten. Er bestand allerdings darauf, in den Ferien wenigstens ausschlafen zu dürfen, und das hieß bei ihm: mindestens bis zehn, besser noch halb elf.
    „Eigentlich ist es richtig gemütlich, mal so ganz unter uns zu sein“, meinte Bille an diesem Morgen. „Na?“, wandte sie sich an ihre Vierbeiner, „wer von euch möchte zuerst drankommen? Keiner drängt sich vor? Keiner will in der schönen Halle ein wundervolles Morgentraining genießen? Faulpelze!“, alberte sie. „Soll ich abzählen? Oder meldet sich einer freiwillig. Was ist, Blacky , du rufst mich doch sonst immer schon, wenn ich aus dem Auto steige!“
    Bille öffnete die Tür von Black Arrows Box und trat ein. Der schöne Rappwallach schnorchelte leise und kam einen Schritt auf sie zu. Zärtlich blies er ihr ins Gesicht und empfing seine Streicheleinheiten.
    „Ich weiß nicht, Junge, ich wäre zwar auch gern im Bett geblieben. Aber irgendwie kommst du mir heute ein bisschen zu abgeschlafft vor! Ist was nicht in Ordnung?“ Bille trat einen Schritt zurück und musterte ihr Pferd aufmerksam. „Oh Mann, was ist denn das! Simon, komm mal her!“
    „Was ist los?“ Simon ließ die Schimmelstute Jamaika stehen und trat zu Black Arrow in die Box.
    „Schau dir den Fuß an!“ Bille wies auf das rechte Vorderbein des Wallachs. „Doppelt so dick wie der andere! Wie ist das möglich? Gestern war er noch völlig in Ordnung. Und überanstrengt habe ich Blacky wirklich nicht.“
    Simon beugte sich hinunter und tastete das Bein vorsichtig ab. „Verdammt. Schon wieder!“, murmelte er seufzend. „Siedend heiß. Bille, dein Dicker hat uns im vergangenen Jahr leider schon einmal Kummer gemacht. Seine Sehnen hatten sich entzündet, ohne dass er einer besonderen Belastung ausgesetzt gewesen war.“
    „Warum habe ich nichts davon erfahren?“, fragte Bille entsetzt. „Ich wäre doch ...“
    „Genau darum. Damit du nicht dein Praktikum abbrichst und sofort nach Hause fliegst, um deinem Liebling den Huf zu halten. Du hättest nichts tun können, auch mit dem raffiniertesten T-Touch nicht. Doktor Dörfler hat Blacky damals wieder gut hingekriegt. Hat viel Geduld haben müssen, dein Liebling, drei Wochen Stehen, danach lange nur Schritt. Aber dann war er wieder voll da. Daddy, Hannes, Tom und ich haben uns optimal um ihn gekümmert, das kannst du mir glauben. Du brauchst auch keine Schuldgefühle zu haben, er ist sicher nicht aus Sehnsucht nach dir krank geworden.“
    „Sondern?“, fragte Bille unglücklich.
    Simon antwortete nicht gleich. Er holte eine Tube mit einem kühlenden Gel und eine Bandage aus der Sattelkammer. Er verteilte das Medikament auf der geschwollenen Stelle und bandagierte das Bein anschließend sorgfältig.
    „Sondern warum?“, fragte Bille noch einmal mit Nachdruck.
    Simon stand auf, legte die Tube zur Seite und wischte sich die Hände an seiner Reithose ab. Dann nahm er Bille in die Arme. „Sondern - weil er allmählich ein alter Herr wird und das Springen ihm nicht mehr so leicht fällt, mein Schatz. Du wirst dich in Zukunft

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