Rückkehr nach Wedenbruck
windstill“, schlug Bettina vor, nachdem sie Bille begrüßt hatte.
„Oh ja, gern! Ich bin in den letzten Tagen kaum aus der Halle rausgekommen. Ein bisschen Seeluft ist genau das, was ich brauche.“ Bille lächelte Bettina und Tom aufmunternd zu, in der Hoffnung, dass das Geheimnis nun gelüftet würde, aber sie musste sich gedulden.
Im Schritt ging es vom Hof und in einen Feldweg hinein, der so schmal war, dass sie hintereinander reiten mussten. Tom trieb seinen Fuchswallach zu einem kräftigen Trab an, und die beiden Mädchen folgten ihm. Erst als sie den Strand erreicht hatten und nach einem kurzen Galopp die Pferde am langen Zügel gehen ließen, brach Tom das Schweigen.
„Bille, ich fürchte, ich werde deine Hilfe brauchen“, begann er.
„Kein Problem. Worum geht’s?“
„Ich werde heute ein ernstes Gespräch mit meinem Vater führen. Und dieses Gespräch wird ihm sicher nicht gefallen. Ehrlich gesagt, habe ich ein bisschen Schiss davor, aber da muss ich nun durch.“ Tom sah Hilfe suchend zu Bettina hinüber, die an Billes linker Seite ritt.
„Ja, Bille, ich hab doch vor ein paar Wochen schon mal erwähnt, dass Tom für einige Jahre ins Ausland möchte. Jetzt ist es so weit. Er hat ein super Angebot aus Kanada bekommen, das er annehmen wird. Und ich werde mit ihm gehen. Na ja, und ... vorher werden wir heiraten.“
Bille gab es einen Stich. Dass Bettina und Tom heiraten würden, darauf hatte sie schon lange gewartet. Aber dass ihre beste Freundin so weit wegzog? Andererseits freute sie sich von Herzen für die beiden. „Da werden Simon und ich unseren Urlaub in Zukunft wohl nur noch in Kanada verbringen können“, versuchte sie zu scherzen. „Und ihr macht hoffentlich einmal im Jahr Europa-Urlaub!“
„Mehr als einmal!“, versprach Tom. „Ich werde nämlich auf einem ganz anderen Gebiet arbeiten, als Daddy es sich erhofft hat. Ich habe mich neben dem Ökonomie-Studium intensiv mit Computern befasst , und das ist auch mein zukünftiges Arbeitsgebiet. Ich werde in meinem Job viel nach Europa reisen müssen.“
„Toms Arbeitgeber ist ein großes Industrie-Unternehmen“, fügte Bettina hinzu.
„Aber hör mal!“, wandte Bille sich an Tom. „Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass Daddy dir das übel nimmt, im Gegenteil! Er ist doch gar nicht der Typ, der verbohrt darauf besteht, dass man einen einmal gewählten Weg beibehält, auch wenn man herausfindet, dass man für etwas anderes besser geeignet ist!“
„Ich weiß nicht“, meinte Bettina. „Vielleicht hast du Recht. Aber er wird traurig sein. Und enttäuscht.“
„Und deshalb wollte ich dich bitten, dich in der nächsten Zeit ganz besonders um ihn zu kümmern! Tust du das für mich, kleine Schwester? Und rufst mich sofort an, wenn es ihm mal schlecht gehen sollte?“, bat Tom eindringlich. „Es ist ein scheußliches Gefühl, ihm wehtun zu müssen. Aber nur ihm zuliebe auf dem Hof bleiben ...“
„Das wäre Blödsinn, und das würde er auch gar nicht wollen“, beteuerte Bille mit Nachdruck. „Macht euch keine Sorgen, ich werde tun, was ich kann, um ihn abzulenken und zu trösten.“
„Danke, Bille!“, sagte Bettina. „Weißt du - du bist die Einzige, die er wirklich an sich heranlässt . Ich glaube, du bedeutest ihm ebenso viel wie Tom. Auf dich hört er!“
Am Nachmittag fand das Gespräch zwischen Tom und seinem Vater statt. Es dauerte nicht lange, dann erschien Tom wieder im Stall. Er schien erleichtert zu sein.
„Und?“, fragte Bille.
„Wie du gesagt hast. Er kann es verstehen und hat mir sogar gratuliert. Obwohl er ein bisschen gekränkt war, dass ich ihm nicht früher davon erzählt habe.“
„Damit hat er ja auch Recht, oder?“
„Stimmt.“
„Ich gehe nachher gleich zu ihm“, versprach Bille. „Ich hab nur noch zwei Pferde zu reiten. Darf ich dich noch was fragen? Warum sollte Simon nichts davon wissen?“
„Ach ...“ Tom machte eine wegwerfende Handbewegung. „Da war mal so ein Streitgespräch zwischen uns. Ich hab ihm davon erzählt, dass ich gern umsatteln würde, aber er hat mich beschworen, das nicht zu tun. Ich dürfe meinen Vater nicht so enttäuschen.“
„Komisch. Hätte ich von Simon gar nicht gedacht. Na ja, vielleicht hat er das gesagt, weil er Daddy so verehrt ...“, meinte Bille nachdenklich. „Er wollte ihm wohl Kummer ersparen.“
Später in der Halle, als sie im Schritt nebeneinander herritten, erzählte sie Simon von den neuesten Ereignissen. Nun, da das
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