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Rückwärtsleben: Roman (German Edition)

Rückwärtsleben: Roman (German Edition)

Titel: Rückwärtsleben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Watson
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anstacheln«, bemerkte mein alter Freund weise. »Mir war klar, es gibt nur ein Mittel, um sie aus ihrer Lethargie zu reißen: Man muss Victoria erwähnen. Und es hat ja auch funktioniert! Sie hat gesagt: ›Danke, dass Sie mich zur Vernunft gebracht haben.‹«
    »Das hat sie zu dir gesagt?«
    Richard setzte das Lächeln eines Mannes auf, der es sich leisten kann, seinen Ruhm mit anderen zu teilen. »Sie meinte auch, dass du großartig warst.«
    Als ich den Artikel aus der USA Today ausschnitt, um ihn meinen Eltern zu schicken, sann ich über eine Woche nach, in der mich die Ereignisse genauso beherrscht hatten wie umgekehrt. Am Ende dieser Woche stand, wie sich später herausstellte, der öffentlichkeitswirksamste Erfolg meiner Karriere, aber auch der schlimmste Verrat an meinem Berufsethos. Diese drei Minuten Ruhm sollten zur Folge haben, dass ich in meinem Fach nie wieder völlige Glaubwürdigkeit genoss.
    Ich verschloss das Kuvert, hielt mir die Zeitung vors Gesicht, als könnte ich mich dahinter verbergen, und schlug die Bekanntschaftsanzeigen auf.
    12 Macbeth ist eines der am häufigsten inszenierten Stücke aller Zeiten. Schätzungen zufolge beginnt im Schnitt alle vier Stunden irgendwo auf der Welt eine Aufführung, das heißt, König Duncan stirbt ungefähr sechsmal pro Tag. Vgl. Ashley Kendrick: MacBesser und MacSchlechter – eine Geschichte des schottischen Stücks (Aberdeen 1991).
    13 Rosemary Sellars behauptet in ihrem Buch Mit der Zeit (Paradigm Press 2000), dass US-Bürger seit der Einführung der ersten kommerziell erhältlichen Mobiltelefone im Schnitt zwanzig Prozent später zu Verabredungen kommen, weil es damit relativ leicht geworden ist, sich für ein späteres Erscheinen zu entschuldigen. In Großbritannien und Japan, wo Handys noch verbreiteter sind, beginnen Treffen durchschnittlich vierzig Prozent später als noch in den Achtzigerjahren. Diese Zahlen sind naturgemäß Annäherungswerte.
    14 Tatsächlich gibt es zwar zahlreiche Publikationen zum sogenannten Publikumseffekt (vgl. zum Beispiel Alan C. Dadowitz: Ich sterbe lieber, als in der Öffentlichkeit zu sprechen , Raven Press 1992), aber keine eindeutige klinische Definition zum Begriff »Lampenfieber«, abgesehen von der wenig erhellenden Feststellung, dass es sich um Angst vor einem öffentlichen Auftritt handelt. Zumindest in milder Form sind solche Erfahrungen weit verbreitet. Das oben genannte Werk bezieht seinen Namen aus einer von dem Komiker Jerry Seinfield veröffentlichten Statistik, nach der die meisten Menschen Reden in der Öffentlichkeit als ihre größte Angst anführen – noch vor dem Tod. Angesichts der persönlichen und subjektiven Natur des Zustands hat die klinische Forschung unweigerlich den Versuch unternommen, Lampenfieber nach Symptomen zu definieren statt nach Ursachen, und entsprechend herrscht kein Mangel an Fallstudien. Der vielleicht berühmteste und verblüffendste Fall der letzten Jahre ist der des Konzertpianisten Roberto Ibrahimi, der schon eine zehn Jahre andauernde erfolgreiche Karriere hinter sich hatte, als er bei einem Auftritt in Wien wie gelähmt vor Furcht anfing, »Happy Birthday« zu spielen, das er zweiundzwanzig Mal zum Besten gab, ehe man ihn von der Bühne führte.
    15 Harold H. Humphries: Ich kann da nicht rausgehen (Raven Press 1982) vereinigt mehr als hundert Berichte über Lampenfieber, unter anderem eine detaillierte Analyse des oben erwähnten Falles Ibrahimi. Dieses viel gelesene und zitierte Werk fiel später in Ungnade, als der Autor in dem neuen Vorwort der zweiten Auflage schrieb: »Wie andere Angststörungen lässt sich Lampenfieber durch den Gebrauch von derzeit illegalen Barbituraten überwinden.« Im Lauf einer Untersuchung beharrte Humphries darauf, die heilende Wirkung verschiedener Drogen von Marihuana bis Kokain zu rühmen, und räumte schließlich ein, sie Patienten verschrieben und sogar besorgt zu haben. 1988 wurde ihm die Zulassung entzogen.
    16 Eine genauere Darstellung zu einem der interessanteren »Syndrome« des späten 20. Jahrhunderts findet sich in Jones: Gehirnwäsche in der Bank (Paradigm Press 1979). Von den Berichten der ursprünglichen Stockholmer Geiseln gibt es eine Reihe von Übersetzungen, allerdings in unterschiedlicher Qualität.
    17 Rice: Virtuelle Neurologie. Der ansonsten erhellende Abschnitt über Hypnose wird leider getrübt durch Rice’ Beharren auf der eigenwilligen Idee, dass das menschliche Gehirn gewartet werden muss wie ein Computer, die

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