Ruegen Ranen Rachedurst
eine Internatsschule, wiederbelebt und daraus das sogenannte IT-College Putbus gemacht!“
„ Haben Sie darüber etwas geschrieben oder woher wissen Sie so genau Bescheid?“
„ Na logisch!“, lachte George. „In meinem Heimatort Geilenkirchen ist das weltweit bekannte IT-Unternehmen CSB-System AG eine Kooperation mit der EDV-Service Garz eingegangen. Zum Beispiel hier das M-Logbook.“ Er tippte auf einen kleinen schwarzen Kasten in der Ablage seines Lupos. „Mit diesem elektronischen GPS-gestützten Fahrtenbuch kann ich lückenlos meine Dienstfahrten dem Finanzamt nachweisen. Das ist eine erhebliche Arbeits- und Zeitersparnis, die ich nur jedem empfehlen kann.“
In diesem Moment kamen Lokalnachrichten im Radio. George drehte den Lautstärkeregler etwas auf, und beide Männer hörten angestrengt zu, ob vielleicht irgendetwas über den Fall berichtet wurde.
Natürlich kam der örtliche Rundfunk um dieses Thema nicht herum. Aber alles, was gesagt wurde, bestand aus sehr nebulösen Formulierungen und dem, was Mark Benecke auch gerne als kalten Kaffee bezeichnete. Informationen, die längst in der Welt waren und nun ständig wiederholt werden würden. So oft, dass man es schwer hatte, irgendeinen Teil davon wieder aus der Welt zu schaffen, wenn sich herausstellen sollte, dass er falsch war.
Solche Dinge entfalteten ihre ganz eigene Dynamik. Eine Dynamik, die sowohl Benecke als auch George vertraut war. Und doch konnte man sich nur jedes Mal aufs Neue darüber wundern.
„ Seltsam“, meinte Benecke. „Von dem verrückten Esoteriker wurde nichts berichtet.“
„ Vielleicht hat dieser Sender die Nachricht einfach noch nicht“, meinte George. „Oder sie nehmen es mit dem journalistischen Ethos wirklich mal ernst und überprüfen vorher alles genau.“
„ Trotzdem – es hätte mich interessiert, was da los war.“
„ Glauben Sie, dass das etwas mit dem Fall zu tun hat?“
Benecke zuckte mit den Achseln. „Ich halte ebenso wie meine Frau von Esoterik absolut gar nichts. Deshalb sind wir auch Mitglieder der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften und haben die Petition zur Streichung der Homöopathie aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen unterschrieben. Aber der von den Esoterikern leider oft falsch benutzte Ansatz, dass prinzipiell alles mit allem zu tun haben kann, stimmt.“
„ Fragen Sie doch morgen Jensen. Wenn es wirklich eine Verhaftung gab, muss der das wissen.“
Benecke nickte. „Ja – oder wir statten bei Gelegenheit mal diesem Sender einen Besuch ab, wenn sich da noch ein Hinweis ergeben sollte, der in diese Richtung weist.“
„ Fangen Sie jetzt nicht an, voreilig zu kombinieren“, lächelte George verschmitzt. „Nur weil irgendein Touristenschreck seltsame Rituale an heiligen Orten durchführt und irgendwelche Flüche in seinen Bart murmelt, muss das nichts mit der Leiche zu tun haben.“
„ Richtig. Aber andererseits komme ich über einen Punkt einfach nicht hinweg: Nämlich die Art und Weise, wie der Geköpfte an den Fundort gelegt – nein, regelrecht drapiert! – wurde. Der Mörder möchte, dass wir auf ihn aufmerksam werden. Er möchte, dass man ihn wahrnimmt. Dass man ihm in irgendeiner Form Beachtung schenkt – und das steckt vermutlich wohl auch hinter dem Auftreten dieses Sonderlings.“
„ Womit wir eine Verbindung hätten!“, gab George zu bedenken.
„ Eine gedachte Verbindung“, widersprach Benecke. „Keine, die auf untersuchten Tatsachen beruht.“
***
Lydia Benecke hatte es vorgezogen, die beiden Männer nicht auf ihrer Fahrt nach Putbus zu begleiten. Stattdessen wollte sie sich etwas Bewegung verschaffen. Sich heute noch mit ihrem Mann zu verabreden, erschien ihr wenig sinnvoll. Mark hatte sich an diesem Fall festgebissen wie ein übereifriger Terrier im Hosenbein eines Postboten und das bedeutete auch, dass er einfach nicht mehr loslassen würde. Jedenfalls nicht, bevor er die Sache nicht zu seiner Zufriedenheit aufgeklärt hatte. Selbst wenn das unter Umständen sehr lange dauerte.
So hatte Lydia sich ein Mountainbike ausgeliehen und war damit in Richtung Sellin gefahren. Dort gab es nämlich, wie sie an der Rezeption des Hafenhotels Viktoria erfahren hatte, eine weltweit neuartige Einrichtung, die Besucher trockenen Fußes auf den Grund der Ostsee brachte – eine Tauchgondel.
Lydia hatte sich sofort dazu entschlossen, der Seebrücke in Sellin einen Besuch abzustatten und die Welt unter den
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