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Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Titel: Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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Gedanke lachhaft ist. Doch da Sie ihn nicht persönlich kennen, muss ich Sie bitten, mir einfach zu glauben.«
    »Eine schöne Vorstellung«, sagte er. »Ich werde es Ihnen nur allzu gern glauben, wenn Sie mir erklären können, warum so viele Menschen den Glauben für eine Tugend halten. Schließlich wurzelt Glauben laut Definition in Nichtwissen.«
    Sie gab ein halblautes Geräusch von sich, ein wortloses Hmph . Mit dieser Bemerkung hatte er offensichtlich noch ihre niedrigsten Erwartungen unterboten. »Natürlich beabsichtige ich auch, Sie für das Versehen zu entschädigen. Ich werde Ihnen die Fälschung zum selben Preis abkaufen, den Sie in Erwartung einer rechtmäßigen Antiquität bezahlt haben. Ich hoffe, es stört Sie nicht, dass Mr Carnelly mir den Betrag genannt hat.« Sie öffnete ihr Ridikül und kramte darin. »Ich hoffe, dass die Sache damit bereinigt ist.«
    Sie hatte das also alles geregelt. Eine richtige kleine Geschäftsfrau. Nur schade für sie, dass er nicht so dringend Geld brauchte. »Ich überlasse Ihnen die Stele«, sagte er.
    Erstaunt blickte sie von ihrer Handtasche auf. »Umsonst?«
    Ihre freudige Überraschung brachte ihn zum Grinsen. Aufrichtige Gier war durchaus bewundernswert. »Nicht ganz. Ich verlange schon eine Gegenleistung.«
    Jetzt wurde sie misstrauisch. Kluges Mädchen. »Und was soll das sein?«
    Er zog den Moment mit einer Kunstpause in die Länge. »Nun … nur ein Kuss.«
    Röte schoss ihr ins Gesicht. »Sie belieben zu scherzen.«
    »Ganz und gar nicht. Wissen Sie, Miss Boyce, gestern Abend habe ich bei dem Versuch, mich zu amüsieren, hundert Pfund verloren. Aber ich muss sagen, die Kurzweil, die Sie mir bieten, nur indem Sie die Rolle der rechtschaffenen Gerechtigkeitssuchenden spielen – nun, das ist unbezahlbar.«
    Ihre Brust hob und senkte sich prächtig. Er bedauerte schmerzlich, dass sie keine Abendgarderobe trug. Diese grauenhaften Redingotes wurden bis zum Hals zugeknöpft. »Sie sind ein … «
    »Flegel«, sagte er und sprang auf. »Verschwender, Tunichtgut, Ketzer, Barbar, Produzent von Müll, Dandy. Ja, ich weiß. Ich behaupte nicht das Gegenteil. Aber ich halte das für einen fairen Handel. Sie bekommen Ihre Fälschung und meine Diskretion, für zwei Minuten Spaß.«
    »Minuten!« Sie sah ihn so fassungslos an, dass er die weißen Ränder um ihre außergewöhnliche Regenbogenhaut sehen konnte. Sie wich einen Schritt zurück. »Was um Himmels willen … «
    War sie noch nie so lange geküsst worden? Das wurde ja immer besser. Er bedachte sie mit einem gewollt durchtriebenen Lächeln, worauf sie noch einen Schritt zurückwich. War ihr nicht bewusst, welche Macht sie ihm mit dieser simplen kleinen Bewegung gab? »Gegen die Wand?«, stellte er fest. »Anscheinend decken wir eine abweichende Veranlagung auf. Das gefällt mir sehr.«
    Verzweifelt blickte sie sich um, als würde ihr erst jetzt bewusst, dass sie das Ende des Raumes erreicht hatte. »Ich … Ich kann nicht.«
    Es war fantastisch, wie ernst sie eine solche Kleinigkeit wie einen Kuss nahm. Man könnte meinen, er hätte Johanna von Orléans gebeten, ihre Jungfräulichkeit zu opfern, um die Wiederkunft des Herrn zu beschleunigen. »Sie müssen in einer Höhle aufgewachsen sein«, murmelte er. »Ich glaube, nicht einmal Mädchen vom Lande können an Ihre Unbedarftheit heranreichen.«
    Rein zufällig hatte er genau das Richtige gesagt. Sie hob trotzig das Kinn. Ihre Augen verengten sich. Offenbar hielt sie sich nicht gern für unbedarft. Er merkte sich diese Information, um in Zukunft darauf zurückzukommen.
    »Na schön«, sagte sie rundheraus. »Aber Sie müssen mir Ihr Wort geben: Nur ein Kuss, und die Stele gehört mir, frei von irgendwelchen Verpflichtungen. Und Sie hören damit auf, meinen Vater zu verleumden!«
    »Mein Wort darauf«, sagte er. »Für zwei Minuten.«
    Mit der Würde eines Aufständischen, der für seine politischen Überzeugungen vor ein Erschießungskommando tritt, hob sie das Gesicht und schloss die Augen. »Tun Sie’s«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen.
    Ihm stockte der Atem. Das war das Erotischste, das er seit Langem gehört hatte. Die Worte schienen ihn direkt zwischen den Beinen zu treffen.
    Oh ja, er war eindeutig pervers geworden. Wurde auch Zeit. »Wappnen Sie sich«, flüsterte er und kämpfte gegen ein Lachen an, als sie ungeheuer tief Luft holte, wie ein Taucher, der sich in tiefe Gewässer stürzt.
    Lydia rechnete mit einer groben Annäherung. Was sonst hätte

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