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Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Titel: Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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los! Aber denken Sie daran, wessen Schädel eingeschlagen wurde, als Athene zum ersten Mal den Hammer schwang.«
    »Ich erinnere mich aber auch, dass Athenes Vater ein ziemlicher Schurke war«, sagte sie trocken, »der es ganz sicher verdient hat.« Mit diesen Worten hob sie den Hammer. Doch ihre Arme knickten ein, sodass sie ihn hastig wieder sinken ließ, damit er ihr nicht aus der Hand fiel.
    Es war lächerlich, jetzt nervös zu werden. Dabei war es von größter Wichtigkeit, ihm gegenüber souverän aufzutreten.
    »Soll ich das machen?«, fragte er.
    »Nein«, wehrte sie entschieden ab. »Ich mache das.«
    Als er ein Stückchen zurückwich, hob sie den Hammer erneut. »Schützen Sie Ihr Gesicht.« Dann kniff sie die Augen zu und schlug zu.
    Ein kleines Stück von der Fälschung sprang ab und knallte ans Geländer. Nichts, nur Stein. Sie lächelte unwillkürlich. »Sehen Sie?«
    »Ja«, murmelte er.
    Jetzt mit der Technik vertrauter, schlug sie noch einmal zu, sodass das Krachen von Stahl auf Stein wie ein Schuss von den Gartenmauern widerhallte. Als sie die Augen wieder öffnete, überkam sie eine Welle der Erleichterung, und unmittelbar darauf eine große Betroffenheit über sich selbst. »Nur Stein«, sagte sie, klang dabei jedoch unsicher, und sie schämte sich so, dass ihr das Lächeln vergangen war.
    »Keine Juwelen«, stimmte er zu, doch seine Stimme klang nachdenklich. Dass er statt der Stele sie eindringlich musterte, gefiel ihr nicht.
    »Sehen Sie nicht mich an«, sagte sie scharf, »sondern die Stele.«
    Noch ein Hieb. Der Stein war widerspenstig, bedacht auf seine Unversehrtheit, und bei diesem Tempo würde es eine Stunde dauern, ihn zu zertrümmern. Beim dritten Hieb packte er sie am Handgelenk und sagte: »Genug.« Sie schüttelte den Kopf. Sie würde erst aufhören können, wenn sie das Ding zerstört und es einwandfrei bewiesen hatte – nicht ihm, Gott möge ihr verzeihen, sondern sich selbst. Außerdem war da noch dieser kleine zweifelnde Dämon in ihrem Kopf, den sie am liebsten gleich mit zertrümmert hätte. Sie wollte mit ihm nichts zu schaffen haben, weil sie ihn nicht als Teil ihrer selbst erkannte.
    Ihre Wut verlieh ihr Kraft: Wieder und wieder schlug sie zu, bis winzige Splitter und Brocken aus Stein weit verstreut um sie herumlagen und ihre Arme schmerzten. Schwer atmend setzte sie sich zurück. »Nur noch eine Minute«, stieß sie mit Mühe hervor. Nichts davon war Sanburnes Schuld, aber die Geduld, mit der er sie ansah, machte sie wütend. Wie konnte er es wagen, am Ergebnis dieser Plackerei so desinteressiert zu wirken? Schließlich hatte sie das ihm zuliebe in Angriff genommen, hätte es sonst niemals getan, hätte diese schreckliche Offenbarung nie erfahren müssen. »Nur noch eine Minute«, wiederholte sie mit schwächer werdender Stimme, »dann werden Sie schon sehen.«
    Er kniete sich hin und postierte sich hinter ihr. Als seine Brust an ihren Rücken drückte, ruckte sie ungehalten mit den Schultern, doch er gab einen leisen, beruhigenden Laut von sich – kleiner Springer Spaniel, beruhige dich – und seine Hände glitten an ihren Armen hinab, bis seine langen, braun gebrannten Finger sich mit ihren verschränkten. Der Anblick beschwichtigte etwas in ihr, wie wenn Geräusche nach einem Kopfsprung ins tiefe Wasser plötzlich gedämpft sind. Seine Ringe fühlten sich kalt an. Welch protzigen Tand er anlegte, um sich zu tarnen. »Dann machen wir es eben zusammen«, murmelte er. Er sprach ihr leise ins Ohr, wie er es mit einem Kind getan hätte, das im Dunkeln von Albträumen zittert. »Das ist nur logisch, nicht? Es zusammen zu tun, wie Freunde.« Er lachte leise; für einen kurzen, bewussten Moment drückte sich seine raue, stoppelige Wange an ihre.
    »Ja«, flüsterte sie. Sein Lachen verwirrte sie. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Aber egal. Es ließ sie innerlich dahinschmelzen. War es erst wenige Stunden her, dass sie zusammen auf dem Dach gestanden hatten? Wie hatte sie das auch nur für eine Sekunde vergessen können?
    Sie holte weit aus. Seine Finger griffen fester zu, und seine Arme schlossen sich um ihre, sodass der Hammer jetzt mit großer Kraft herabdonnerte. Die Wucht der Explosion ließ sie zusammenzucken.
    »Fertig«, sagte er und drückte ihr einen Kuss in den Nacken. »Und kein Diamant weit und breit. Sie sind gerächt, Miss Boyce.«
    Sie machte die Augen wieder auf. Trümmer übersäten die kleine Terrasse. In diesen Trümmern lag ihr Triumph. Wie

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