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Rütlischwur

Rütlischwur

Titel: Rütlischwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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Tinte, wie es der Oberst einmal ausgedrückt hat. Es war eine Frage der Zeit, bis er sich auf so was einlassen würde.«
    Eschenbach versank einen Moment in Überlegungen. Hatte ihn der Bankier wirklich so getäuscht?
    »Das Einzige, was wir noch brauchten, waren Fakten«, erzählte Chester weiter. »Handfeste Beweise, damit Banz aus dem Verkehr gezogen werden konnte. Aus diesem Grund hatte Ernest den Compliance Officer Peter Dubach installiert, in Absprache mit dem SND. Denn schließlich war es eine Sache von staatspolitischem Interesse. Sie müssen wissen, Herr Eschenbach, es gibt noch immer Leute beim Geheimdienst, für die ist der Oberst eine Ikone. Zudem hatte er als Eigentümer und Präsident der Bank das Sagen, wenn es um wichtige Personalentscheidungen ging.«
    »Und dann ist dieser Dubach plötzlich verschwunden.«
    »Sie sagen es.«
    Eschenbach schnaufte. Er ärgerte sich über seine eigene Blödheit. Seine Naivität. Darüber, wie er gegen seinen – ursprünglichen – Willen zugestimmt hatte. Wie er sich hatte einwickeln lassen. Nur weil er gekränkt gewesen war, wegen Max Hösli, der ihn behandelt hatte wie …
    »Und jetzt kommen Sie ins Spiel.«
    »Ich?«
    »Bitte entschuldigen Sie, wenn ich Ihnen das so sagen muss.«
    »Ich bin aus freien Stücken zu Duprey.« Eschenbach hob ­ener­gisch das Kinn.
    »Natürlich. Auch Sie sind ein Mensch, dem Freiheit über alles geht. Bei Ihnen hätten wir mit Geld allein überhaupt nichts erreicht. In diesem Punkt sind Sie Judith sehr ähnlich.«
    »Das ist doch Blödsinn«, knurrte Eschenbach. »Jakob war ein alter Schulfreund von mir. Ich wollte ihm helfen.«
    »Banz helfen?« Ein Anflug von Heiterkeit streifte die hellen Augen der Frau. Plötzlich wirkte sie um Jahre jünger. »Sie hatten ihn seit über dreißig Jahren nicht mehr gesehen. Zudem kann er Ihnen unmöglich sympathisch gewesen sein. Sie sind so verschieden. Und ein Helfersyndrom haben Sie auch nicht, Herr Eschenbach. Dafür sind Sie viel zu abgebrüht.«
    Der Kommissar wusste nicht, was er sagen sollte. Er kam sich vor wie ein Teppichknüpfer, dem man die Fäden aus der Hand geschlagen hat.
    »Judith ist jung. Ihre Welt ist noch voller Ideale. Deswegen hatte sie Mitleid mit den Leidtragenden von Banz’ Geschäften. Dieses Elend, das sich auf den Kriegsfeldern abspielt … Das wollte sie verhindern.«
    »Ich hatte keine Ahnung davon.«
    »Das war uns klar. Ihre Aufgabe bestand lediglich darin, Peter Dubach zu finden. Es war gar nicht so schwer, Banz davon zu überzeugen, dass Sie der Richtige sind für den Job des Compliance Officer . Einmal abgesehen davon, dass ihm die Bank gar nicht mehr gehörte und er als Angestellter von Ernest wohl oder übel mitspielen musste, fühlte er sich Ihnen überlegen. Er hatte schon einmal gegen Sie gewonnen, damals, als es um Anne-Christine ging.« Ches­ter sah Eschenbach an. »Er hat Sie unterschätzt. Wir nicht.«
    »Ach ja?« Eschenbach spürte eine leise Wut in sich hochkommen. »Von wem sprechen Sie überhaupt, wenn Sie ›wir‹ sagen? Wer verfügt über mich wie über einen Lakaien?«
    »Wir … das ist eine kleine Familie von Menschen.« Chester schluckte. Es schien ihr unangenehm, dass sie Eschenbach gegen sich aufgebracht hatte. »Sie müssen nicht auf mich wütend sein, Herr Kommissar. Ich erzähle Ihnen das nur, weil es Ernest so gewollt hat. Ich soll ehrlich zu Ihnen sein. Sag ihm bitte die Wahrheit, wenn er sie wissen will, hat er gesagt.«
    Eine Pause entstand.
    »Also gut, erzählen Sie.«
    »Es gibt Menschen, denen Männer wie Banz ein Gräuel sind. Und die nicht länger zusehen wollen, wie es mit ihrem Land den Bach runtergeht. Persönlichkeiten wie Ernest Billadier.«
    »Wer noch?«
    »Wenige.«
    »Nennen Sie Namen.«
    »In Ihrem konkreten Fall …« Chester verknotete die Hände in ihrem Schoß. »Also, was Ihre Anstellung bei Duprey betrifft … Da waren noch Paul Zimmer und Max Hösli.«
    »Hösli?!« Eschenbach kam aus dem Staunen nicht mehr her­aus.
    »Das überrascht Sie, nicht wahr? Aber stellen Sie sich vor: Max Hösli mag Sie. Er hält Sie für einen seiner fähigsten …«
    »Dummes Zeug!« Eschenbach sprang auf. Er ging ein paar Schritte hin und her. »Hösli ist ein, bitte entschuldigen Sie …« Der Kommissar wollte schon »Arschloch« sagen, hielt dann aber inne. Es wäre zu profan gewesen, zu dumm und ordinär. Er wollte nicht sein wie dieser kleine, überhebliche, machthungrige Zwerg. Und schon war es da, das Wort, das

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