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Rütlischwur

Rütlischwur

Titel: Rütlischwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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klang freudlos. Und nach einem belanglosen »Sie sind jetzt also wieder zurück« ergänzte sie: »Herr Hösli hat für Montag eine Sitzung anberaumt. Für alle.«
    »Montag ist morgen«, sagte Eschenbach und bemerkte, dass seine Armbanduhr noch immer die kanadische Zeit anzeigte.
    »Ja, morgen.«
    »Dann spricht Cäsar zur Truppe.«
    »Das ist nicht lustig, Chef!«
    »Nein, ist es nicht. Aber ich werde trotzdem da sein.«
    »Ich bin mir gar nicht sicher, ob er Sie auch erwartet.«
    »Egal. Ich komme.«
    Auf dem Weiterflug nach Zürich war der Kommissar hin und her gerissen zwischen aufflackernder Kampfeslust und einer nagenden Schwermut. Er würde mit Regierungsrätin Sacher darüber sprechen. Sachlich und ruhig. Eschenbach konnte sich nicht vorstellen, dass die Vorsteherin des Polizeidepartements Höslis Intrige deckte.
    Er nahm das Käsesandwich, das ihm die dunkelhaarige Stewardess der SWISS entgegenstreckte, biss lustlos hinein und bestellte danach noch zwei kleine Fläschchen Whiskey, die er bezahlen musste, bevor er sie mit ein paar kurzen Schlucken leerte.
    Nachdem das Flugzeug in Zürich-Kloten gelandet und zum Stillstand gekommen war, blieb Eschenbach noch einen Moment sitzen. Er sah den Fluggästen zu, wie sie ihr Gepäck aus den Ablagen rissen. Sein Blick flüchtete durchs Fenster nach draußen. Ein trüber Nieselregen empfing ihn am Tag seiner Rückkehr. Dieser Sonntag im August gab sich wie ein Montag im No­vember.
    Auf dem Weg zur Gepäckausgabe betrachtete er die Werbetafeln an den Wänden. Banken – alles Banken; und zwischendrin die Werbung für einen erotischen Escort-Service. Mehr hatte Zürich anscheinend nicht zu bieten.
    Der Kommissar erwartete nicht, dass man ihn abholte. Trotzdem las er die Schilder, die den Ankömmlingen am Ausgang entgegengestreckt wurden: Mr. KOURANYII … Dr. SCHULZ … Willkommen, OMA! Kein Gesicht, das er kannte. Auch Jagmettis nicht. Man wird nicht enttäuscht, wenn man nichts erwartet, dachte er, als er mit seinem Koffer zu den Rolltreppen stapfte.
    »Darf ich Ihnen mit dem Gepäck helfen?«
    Der Kommissar zuckte zusammen.
    Der Mann, der von der Seite an ihn herangetreten war, streck­te die Hand aus: »Sie sind doch Herr Eschenbach, nicht wahr?«
    Der Kommissar nickte.
    »Es regnet. Dr. Banz hat mich angewiesen, Sie nach Hause zu fahren. Natürlich nur, wenn Sie es wünschen, Monsieur. Ich bin sein Chauffeur.«
    Eine halbe Stunde später bog der schwarze Bentley Continental in die schmale Gasse in der Zürcher Innenstadt und hielt vor dem hübschen alten Haus, in dem der Kommissar in der obers­ten Etage eine Wohnung hatte.
    »Wenn Sie es wünschen, helfe ich Ihnen mit dem Gepäck.«
    »Es geht«, sagte Eschenbach.
    Der Chauffeur, er hieß Marcel Hediger, wie Eschenbach nun wusste, hielt einen großen Regenschirm über den Kommissar, als dieser die fünf Schritte vom Auto zur Haustür zurücklegte. »Und wie ich schon sagte: Dr. Banz würde sich sehr freuen, wenn Sie von sich hören ließen. Er kommt am Donnerstag zurück.«
    Ein – drei und fünf Uhr: In diesem Rhythmus wachte Eschenbach auf, drehte und streckte sich. Er lag im Bett in seiner Wohnung; aber das Detail, das die Feinabstimmung zwischen Wachen und Schlafen regelte, fehlte ebenso wie der Mechanismus, der für Geborgenheit und Wärme zuständig war.
    Vermutlich werden die nachgeliefert, dachte der Kommissar. Am nächsten oder übernächsten Tag. Fleisch, Blut und Knochen ließen sich problemlos um den Globus jagen. Nur der verdammte Rest nicht. Die Nachzügler unserer Seele, die immer zu spät kommen; hinterdrein latschen, trippeln und mäandern im Reisetempo napoleonischer Truppen.
    Corina fehlte auch.
    Und Kathrin.
    Eschenbach dachte daran, wie gut es mit Corina wieder lief, seitdem jeder seine eigene Bleibe hatte. Aber funktionierte das auch, wenn jeder auf einem anderen Kontinent war?
    Im Bauernschrank im Wohnzimmer fand der Kommissar eine halbvolle Whiskeyflasche. Achtzehnjähriger Laphroaig, ein Geschenk von seinen Freunden, mit denen er jeden zweiten Donnerstag Karten spielte.
    Nach den ersten beiden Schlucken fühlte er sich einsamer als vorher. Er legte sich zurück ins Bett, schloss die Augen und versuchte, sich an den Geruch des Pazifiks zu erinnern.

Kapitel 6
    Zwei rote Sechser und eine Pik-Neun
    D er Mann, der Judith am Hauptbahnhof in Zürich mit dem Namen Jude the Math ansprach, war Mitte fünfzig, groß und kräftig. Er sprach Englisch mit slawischem Akzent, hatte kurze, dunkle

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