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Ruf der Drachen (German Edition)

Ruf der Drachen (German Edition)

Titel: Ruf der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yalda Lewin
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wir von Ihnen wollen – Jakob Roth, seit zwei Monaten in Berlin, Student der Musik und Judaistik?«
    Ich würgte die beklemmende Enge im Hals hinunter.
    »Woher wissen Sie das? Woher haben Sie meine Adresse? Und wieso folgen Sie mir?«
    Meine Stimme klang belegt und viel weniger selbstbewusst, als ich es mir gewünscht hätte.
    Der Mann schien das sehr genau mitzubekommen. Er lächelte sanft, lehnte sich wieder in seinem Sessel zurück und legte den Kopf schief.
    »Wir wissen alles, was wichtig für uns sein könnte«, antwortete er schlicht. »Daran sollten Sie sich möglichst schnell gewöhnen.«
    »Wir? Wer ist das? Eine Firma? Eine Organisation?«
    »Nichts von alldem«, erwiderte mein Gegenüber schlicht. »Betrachten Sie uns als eine Art … Schulungszentrum. Mit – zugegeben – weitreichenden Befugnissen.«
    »Und was hat das mit mir zu tun?«
    Der Mann ging nicht auf meine Frage ein. Stattdessen blätterte er in Ruhe durch die Papiere, die vor ihm auf dem Tisch lagen, und sah schließlich wieder zurück zu mir. Unsere Blicke trafen sich.
    »Herr Roth, in welcher Beziehung stehen Sie zu Maren Unger?«
    Die Frage traf mich wie ein Schlag.
    »Maren?«, stotterte ich irritiert. Mit allem hatte ich gerechnet – aber damit ganz sicher nicht. »Was wollen Sie von ihr?«
    »Beantworten Sie einfach nur die Frage.«
    Ich versuchte mich zu sammeln, doch mein Herz kontrahierte sich so ruckartig hinter meinem Brustbein, als würde es mich warnen wollen. Bubumm – sag nicht zu viel, bubumm – sag nicht zu viel …
    Ich zuckte mit den Schultern, die sich plötzlich seltsam eisig und verspannt anfühlten. »Wir sind Studienkollegen. Ich kenne sie nur flüchtig.«
    »Flüchtig also, ja?«
    Der Mann nickte und lehnte sich wieder in seinem Sessel zurück. Seine Miene war unbewegt, aber der Ausdruck in seinen Augen ließ mich erschaudern. Und der unpassend samtige Tonfall seiner Stimme.
    »Flüchtig genug, um mit ihr eine Affäre zu haben?«
    Ich sprang auf. Mein Herz jagte und in meinem Kopf schienen alle Synapsen gleichzeitig aufzuflammen.
    »Woher – zur Hölle – wissen Sie das? Und was geht Sie das überhaupt an?«
    Der Mann deutete vollkommen ruhig auf meinen Stuhl. »Setzen Sie sich. Kein Grund zur Aufregung.«
    »Das sehe ich aber anders! Sie beordern mich her, verhören mich, als wäre ich ein Schwerverbrecher, und ich weiß noch nicht einmal, was das hier für ein verdammter Laden ist! Was wollen Sie von mir?«
    Bevor der Mann antworten konnte, flog eine Tür hinter ihm auf und krachte mit einem lauten Knall gegen die Wand. Ein Mädchen im Teenageralter stürmte herein, das helle Gesicht umwirbelt von einer Wolke dunkelbrauner Locken.
    »Paps, kann ich mitfahren auf die Konferenz der Jungen Astrono…«
    Als sie mich sah, blieb sie wie angewurzelt stehen.
    »Entschuldigung. Ich wusste nicht, dass du in einem Gespräch bist.«
    Der Mann hinter dem Schreibtisch erhob sich. Seine Miene hatte sich verfinstert.
    »Mirella, ich habe dir Tausend Mal gesagt, klopf an, bevor du reinkommst!« Sein Tonfall war so scharf, dass ich unwillkürlich zusammenzuckte. »Gedulde dich, bis ich Zeit habe!«
    Das Mädchen erblasste und ich fing einen Blick aus hellgrauen Augen auf, den ich nicht deuten konnte. Es lag ein trotziges Funkeln in der Tiefe, das sich aber zurückhielt, so, als würde sie die Situation nicht noch schlimmer machen wollen.
    Sie presste kurz die Lippen zusammen und nickte dann stumm. Während sie an mir vorbei zur Tür ging, lächelte ich ihr aufmunternd zu. Sie sah es, verzog aber keine Miene.
    Mit einem erneuten Knall fiel die Tür hinter ihr zu.
    Mein Gegenüber zuckte mit den Schultern. »Kinder.«
    Ich antwortete nicht. Wenn es nach mir ging, konnte dieses merkwürdige Gespräch so schnell wie möglich beendet werden. Also setzte ich neu an. »Sie wollten mir gerade erklären, was ich eigentlich hier soll.«
    »Wollte ich das? Ich glaube nicht.«
    Unverhofft huschte ein Lächeln über das Gesicht des Mannes.
    »Ich bin unhöflich, verzeihen Sie. Ich sollte mich vorstellen, schließlich kennen Sie jetzt sogar schon meine Tochter.« Er räusperte sich. »Mein Name ist Gunnar Thiel, ich bin der Leiter unserer Institution.«
    »Die welchem Zweck dient? Verfolgung unschuldiger Studenten?«
    Mir war noch immer vollkommen schleierhaft, was ich hier sollte.
    Gunnar Thiel nickte bedächtig. »Den Eindruck mussten Sie wohl gewinnen, das ist richtig. Aber mit Verfolgung hat es denkbar wenig zu tun. Eher mit der

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