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Ruf der Dunkelheit

Ruf der Dunkelheit

Titel: Ruf der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
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sprang so plötzlich auf, dass sein Stuhl bedrohlich schwankte und knurrte drohend. „Lass sie doch einfach mal zu Wort kommen! Und hör endlich auf, Tamara die alleinige Schuld zu geben, verdammt!“
    Olivia hob die Arme und musste ihre Stimme anheben, um sich Gehör zu verschaffen. „Okay Leute, so kommen wir keinen Schritt weiter.“ Sie legte Valentina eine Hand auf die Schulter und sah sie durchdringend an. „Wir werden uns jetzt alle wieder hinsetzen und Tamara wird uns hoffentlich nicht länger im Unklaren lassen.“ Ihr Blick fiel auf mich, während sie leichten Druck auf Val´s Arm ausübte und damit tatsächlich erreichte, dass diese sich – wenn auch nur widerstrebend – hinsetzte. „Also, was ist der Grund dafür, dass du von Max nicht sehen kannst?“ Olivia musterte mich aufmerksam, während ich zu sprechen begann: „Max ist nicht tot – ich spüre, dass da irgendetwas von ihm ist – ich fühle seine Energie, aber … ich bekomme es nicht zu fassen. Es wollen sich einfach keine Bilder in meinem Kopf formen.“ Ich sah erst Olivia an, dann fiel mein Blick auf Valentina. „Ich weiß aber nicht, warum das so ist.“ Max´ Gefährtin atmete erleichtert auf, doch ihre Miene blieb regungslos. Sie schien einen Moment zu überlegen, dann wandte sie sich an Olivia. „Aber, es muss doch einen Grund haben … Wenn sogar Tamara keine Vision von ihm zu fassen bekommt – es scheint doch, als wollte ihn jemand vor uns verstecken, oder nicht?“
    „Mit einem Zauber vielleicht?“, fiel Julian ein und ich sah ihn fragend an. An derartiges hatte ich noch gar nicht gedacht. „Wie kommst du darauf?“, wollte Olivia wissen. „Na ja, ich erinnere mich dunkel, dass Damian deine Mutter einmal gebeten hat, eine Art Schutzzauber zu entwickeln. Er war sehr paranoid und hatte ständig Angst, verfolgt oder ausspioniert zu werden“, erwiderte er und ich sah, wie Melissas Tochter kurz zusammenzuckte.
    Kein Zweifel, die Erinnerung daran, was Damian ihrer Mutter angetan hatte, hatten sich schmerzhaft in ihr Gedächtnis gebrannt. Doch sie straffte die Schultern und überspielte ihre Trauer. „Hm … wenn das wirklich so wäre, müsste in ihren Aufzeichnungen etwas darüber zu finden sein – einen Versuch ist es auf jeden Fall wert“, erklärte sie, stand auf und begann, in einem ihrer Koffer zu wühlen. 
    Wir warteten schweigend, bis sie mit einem ihrer Wälzer zurückkam. Valentina schien durch mich hindurch zu blicken, wenn sie in meine Richtung sah. Es tat weh, zu wissen, dass ihre Wut auf mich mittlerweile überwiegte. Vor ein paar Jahren hatte es nichts gegeben, dass einen derartigen Keil zwischen uns hätte treiben können. Wir hatten uns beide als junge Vampire unter Max´ Obhut begeben und alles gemeinsam durchgestanden. Doch jetzt schien von unserer tiefen Freundschaft nicht mehr, als ein Trümmerhaufen übrig zu sein. Das Rascheln von Papier erfüllte den Raum, als Olivia eifrig die Seiten des Grimoires überflog, das einmal ihrer Mutter gehört hatte.
    „Ich glaube, das könnte uns weiterhelfen.“ Plötzlich hielt sie inne und ihr Finger deutete auf eine Stelle im Buch, auf der Melissa mit schwarzer Tinte, fein säuberlich die Anleitung für einen Zauber niedergeschrieben hatte. „Was ist das?“, hörte ich Julian fragen. Olivia blickte zu ihm auf. „Der Schutzzauber, von dem du gesprochen hast – sie hat ihn tatsächlich aufgeschrieben.“
    „Und“, wollte Valentina wissen, „kann man den irgendwie rückgängig machen?“ Olivia überflog wieder und wieder die Zeilen und schüttelte zögernd den Kopf. „Es sieht nicht so aus, als ob ich ihn umkehren könnte …“, murmelte sie vor sich hin und Val sog zischend Luft ein. „Aber … vielleicht kann ich etwas anderes versuchen.“, sprach die Hexe weiter und blickte auf. „Und was?“ Valentina schien nicht recht überzeugt. „Ein Ritual - zusammen mit Tamara.“ Olivias Blick fiel auf mich. Ich hob erstaunt die Brauen. „Mit mir? Wie soll das gehen?“
    „Na ja, du empfängst die Bilder der Visionen. Aber etwas blockiert die Visionen von Max. Vielleicht klappt es, wenn ich diese Blockade mit einem Zauber für eine kurze Zeit unterbreche“, erklärte Olivia mit nachdenklicher Miene. Ich zuckte mit den Schultern. „Okay, wenn du glaubst, es könnte funktionieren, dann sollten wir es auf jeden Fall versuchen. Zumindest wüssten wir dann, wo er sich aufhält und finden vielleicht noch heraus, wer hinter dem Ganzen steckt.“ 
    Olivias Blick

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