Ruf der Dunkelheit
heruntergebrannte Kohle.
Margaretha kniete noch immer vor ihm, das Gesicht vor Schmerz verzerrt und dann sah ich es: die Haut an ihrer Wange und ihrem Hals war versengt. Verkohlte Stoffreste ihrer Bluse hingen über ihre verbrannte Schulter und bedeckten gerade noch das Nötigste.
„Daria!“, presste sie stöhnend hervor, woraufhin die Brünette, die Michael hergebracht hatte, aus ihrer Schockstarre zu erwachen schien. Ihr Gesicht verzog sich zu einer wütenden Fratze, als sie ihre rechte Hand hob und ich ungläubig beobachtete, wie auch das Innere ihrer Hand zu leuchten begann.
„Nein - Daria warte!“ Michaels eindringliche Stimme ließ Margarethas Verbündete einen kurzen Moment aufhorchen. „Du musst das nicht tun! Ich bin nicht hier, um dich zu töten!“ Ohne ihre Angriffshaltung aufzugeben, blickte Daria irritiert auf Margaretha, die sich stöhnend auf dem Boden wand. Michael hatte sie schwer verletzt, doch wir wussten alle, dass es nicht allzu lange dauern würde, bis ihre Wunden zu heilen begannen. Daria sog zischend Luft ein, als sie aufsah und Michaels Blick begegnete. Offenbar schien ihr Verstand auf Hochtouren zu arbeiten. „Michael.“ Sie flüsterte seinen Namen so liebevoll, dass mir langsam bewusst wurde, dass die beiden sich kannten. „Nun mach schon Daria!“, schrie Margaretha mit schmerzverzerrtem Gesicht, während sie langsam in ihre Richtung robbte.
„Daria!“ Michaels Ton verschärfte sich. „Sieh mich an!“ Tränen liefen über ihre Wangen, als sie der Aufforderung folgte und den Kopf hob. „Woher weiß ich, dass ich dir vertrauen kann? Damals hast du dich auch gegen mich entschieden!“, stieß sie schrill hervor. Ich konnte beobachten, wie Michaels Lippen bei ihren Worten zu einem schmalen Strich wurden. „Ich weiß – und … es war das Dümmste, das ich je getan habe!“, rief er aus und seine glühenden Hände begannen zu zittern. „Daria – ich liebe dich! Ich habe dich immer geliebt! Du musst mir glauben!“ Mittlerweile war der Wind so stark, dass die Blätter der umliegenden Bäume um uns herumwirbelten. Angespannt fiel mein Blick auf Margaretha, die sich an einer niedrigen Mauer abstützte und sich mit eisiger Miene auf die Beine zog. Zögernd ließ Daria die Hand sinken und das bläuliche Glühen in ihrer Handfläche erlosch. Michael atmete erleichtert auf.
„Du mieses, undankbares Miststück!“ Margaretha schleppte sich zornig auf Daria zu, packte sie an der Kehle und hob sie langsam hoch. Daria keuchte, wand sich, während ihre Füße in der Luft zappelten. „Ohne mich wärst du noch immer die kleine, verängstigte Hexe, die im Schatten ihrer mächtigen Mutter lebt. Das was du jetzt bist, hast du nur mir zu verdanken!“, zischte Margaretha, während sie ihre vor Speichel triefenden Fangzähne entblößte. Ein drohendes Fauchen drang aus ihrem Brustkorb, doch auf Darias Gesicht breitete sich ein überlegenes Lächeln aus. „Das stimmt, ohne dich könnte ich auch das hier nicht!“ Sie hob ihre rechte Hand und sofort begann diese in ihrer Mitte erneut zu leuchten. Mit aller Kraft rammte sie Margaretha ihre Hand in den Brustkorb, woraufhin diese schmerzerfüllt aufheulte und sich ihre Finger von Darias Hals lösten. Mit einem Ruck zog Daria ihren Arm zurück, während Margaretha mit leerem Blick nach hinten taumelte und ihr Körper kraftlos zusammensackte.
Sofort stürzte Michael auf Daria zu, die wie hypnotisiert auf ihre Hand starrte, in der sie fest umklammert Margarethas Herz hielt, das noch immer schwach pulsierte. Sie blickte wie in Zeitlupe auf und sah mich an. Michael wandte sich mir ebenfalls zu und ich drängte mich instinktiv an die Wand hinter mir.
Ich konnte hören, dass sich unter uns ein Auto näherte. Anscheinend hatte Michael es ebenfalls vernommen, denn er beugte sich leicht nach vorne und warf einen Blick über die Hüfthohe Mauer, die das Flachdach komplett umschloss. Seine Gesichtszüge verhärteten sich und als er den Kopf hob und mich ansah, war seine Miene besorgt. „Tamara, du musst Valentina suchen und dann sofort von hier verschwinden.“ Irritiert zog ich die Brauen zusammen. „Was … wieso lässt du sie gehen?“, fiel Daria sofort ein. Michael legte beschwichtigend seinen Arm um ihre Schulter und hauchte einen Kuss auf Darias Stirn. „Weil nicht alle Vampire so sind, wie sie.“ Sein Blick fiel auf Margarethas toten Körper, der zu unseren Füßen lag. Ich konnte Daria ansehen, dass sie nicht ganz glücklich über
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