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Ruf der Sehnsucht

Ruf der Sehnsucht

Titel: Ruf der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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schaute in den sonnigen Nachmittag hinaus.
    Gottlob war der Unterricht für heute beendet. Er hatte sie heute unendliche Mühe gekostet, denn ihre Gedanken waren immer wieder zu dem Gespräch mit Douglas abgewandert.
    Er hatte eine Tochter. Also auch eine Ehefrau.
    Konnte man an Neid sterben? Oder an Reue?
    Douglas hatte eine Frau.
    Wie standen die beiden zueinander? Waren sie sehr verliebt? Was für ein Mensch war sie? Sagte er zu ihr, dass er sie nie im Stich lassen würde, was auch immer geschehen mochte? Warum hatte er
sie
im Stich gelassen? Sie hasste ihn dafür. Wo war er gewesen, als sie ihn gebraucht hätte?
    Hinter ihr öffnete sich die Tür. Jeanne drehte sich um und erwartete, Davis zu sehen, der aufs WC gegangen war. Stattdessen stand ihr Robert Hartley gegenüber.
    Jeanne machte sich daran, die Bücher und Tafeln aufeinanderzustapeln, die sie und der Junge im Unterricht benutzt hatten.
    »Das müsst Ihr nicht tun, Jeanne.« Er lehnte sich an den Türrahmen. »Ich bezahle Dienstmädchen dafür, dass sie aufräumen.«
    »Ich möchte Davis Sinn für Ordnung vermitteln«, erklärte sie. »Euer Sohn macht übrigens gute Fortschritte im Rechnen.«
    Mit einer wegwerfenden Handbewegung bekundete Hartley sein Desinteresse an den Leistungen seines Sohnes. Jeanne verbarg ihre Verärgerung und fuhr fort aufzuräumen.
    »Ich höre über Euch nur Gutes vom Personal«, sagte er.
    Sie erwartete, dass er noch etwas anfügen würde. Als nichts kam, erwiderte sie: »Das freut mich zu hören, Sir.« Sie trug den Bücherstapel zum Regal und hoffte, dass ihr Dienstherr endlich gehen würde. Stattdessen hörte sie ihn näher kommen.
    »Wenn Ihr glaubt, mich mit Eurer abweisenden Haltung entmutigen zu können, muss ich Euch enttäuschen, Jeanne.«
    Sie drehte sich zu ihm um. »Und womit würde es mir gelingen?«
    Sein Lächeln war charmant, aber seine Augen glitzerten lüstern.
    Sie hatte gedacht, er würde einer Konfrontation aus dem Weg gehen, doch er schien im Gegenteil erfreut zu sein, dass das Thema endlich zur Sprache gekommen war.
    »Es wäre töricht von mir, Euch diese Frage zu beantworten. Ich möchte Euch eine andere Position als die der Gouvernante und Angestellten anbieten – mit einem eigenen Haus, einer Kutsche und genügend Geld für Euren Unterhalt. Für all das müsstet Ihr mir lediglich ein paar Nächte in der Woche zur Verfügung stehen. Die Tätigkeit wäre wesentlich weniger anstrengend für Euch als Eure derzeitige.«
    »Ich möchte erhobenen Hauptes durch die Straßen gehen«, erwiderte sie. »Als Eure Mätresse wäre mir das nicht möglich.«
    »Das Arrangement wäre für uns beide von Vorteil. Ist das Urteil der Öffentlichkeit so wichtig für Euch?«
    Sie war für ihre Rolle als Tochter des Comte du Marchand in der Gesellschaft erzogen worden. Die letzten zehn Jahre hatte sie dafür gebüßt, diese Rolle außer Acht gelassen zu haben. Es gab nur einen Mann auf der Welt, der sie wieder dazu verleiten könnte, auszubrechen. Aber das ging Hartley nichts an. »Ja«, sagte sie, »das Urteil der Öffentlichkeit ist mir sehr wichtig.«
    »Vielleicht gelingt es mir ja noch, Euch davon abzubringen.« Er musterte sie anzüglich von oben bis unten. »Eure Erscheinung hat sich in den letzten Monaten angenehm gerundet.«
    Glaubte er tatsächlich, sie mit einer solchen Bemerkung umstimmen zu können? Schweigend starrte sie ihn an.
    »Davis ist alt genug, aufs Internat geschickt zu werden«, fuhr er fort. »Wenn er dort ist, habe ich in den nächsten Jahren keine Verwendung für eine Gouvernante, Jeanne.«
    Sie hasste ihn dafür, dass er ihr drohte. Aber sie hatte ihre Flucht aus Frankreich lebend überstanden – sie würde alles lebend überstehen, was immer die Zukunft für sie bereithielt.
    Er streckte die Hand aus und fuhr mit dem Zeigefinger von ihrem Kinn über ihre Kehle.
    »Davis kommt jeden Moment zurück«, sagte Jeanne.
    »O nein. Ich habe das Kindermädchen mit meinen drei Söhnen auf einen Spaziergang geschickt. Wir haben also viel Zeit, uns besser kennenzulernen.« Er trat einen Schritt auf sie zu, und sie wich zurück, bis sie die Wand hinter sich spürte.
    »Als meine Mätresse hättet Ihr ein schönes Leben, Jeanne«, sagte er, und er lächelte liebenswürdig, als sähe er nichts Verwerfliches in seinem Ansinnen.
    Er war kein hässlicher Mann. Wäre sein Charakter nicht so abstoßend gewesen, hätte Jeanne Hartley vielleicht sogar als anziehend betrachtet.
    »Ihr seid verheiratet, Sir. Habt Ihr

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