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Ruf der Sehnsucht

Ruf der Sehnsucht

Titel: Ruf der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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zu bieten. Diejenigen, die sich die palladianischen Wohnsitze nicht leisten konnten, lebten in den engen Straßen und Mietshäusern der Old Town im Südosten.
    Als Douglas aus seinen Gedanken auftauchte, deutete Jeanne gerade auf das über der Stadt thronende Schloss und sagte leise etwas zu Margaret, wahrscheinlich etwas Lehrreiches. Die Rolle der Gouvernante stand ihr gut, während sie der Rolle der Mutter offenbar nicht gewachsen gewesen war.
    Je mehr er über Jeanne erfuhr, umso größer wurde seine Verwirrung.

Kapitel 26
    L eith war Edinburghs Hafen sowohl für Hochsee- als auch für Küstenschiffe. Der MacRae-Kai nahm einen beträchtlichen Teil des Hafens ein, und heute wartete dort eine ganze Reihe von Schiffen auf das Löschen ihrer Ladung. Auf den Giebeln der aneinandergereihten Lagerhäuser prangte in Schwarz der Firmenname MACRAE BROTHERS , groß genug, um meilenweit gelesen werden zu können.
    Die neu hereinkommenden Waren wurden in dem Speicher rechts außen gelagert, im linken Gebäude arbeiteten die siebenundfünfzig Büroangestellten. Im mittleren Speicher wurde sortiert, umgepackt, kontrolliert, eingelagert und Bestelltes an die betreffenden Ladenbesitzer und Privatpersonen ausgeliefert. Die wertvollste Fracht, einschließlich Gold- und Silberbarren, wurde im Tresorraum oben aufbewahrt.
    Douglas war der Meinung, dass der Erfolg von MacRae Brothers mit den Leuten stand und fiel, die für ihn arbeiteten – und dass jeder Mensch sich zwei Dinge im Leben wünschte: ein gewisses Maß an Zufriedenheit und seine Freiheit. Zu Ersterer trug er bei, indem er einen guten Lohn für gute Arbeit zahlte.
    Früher einmal hatte er gedacht, dass er auf den Seereisen mit Hamish alles gelernt hätte, was er über die Menschen und das Leben wissen musste. Aber die letzten sechs Jahre waren ein ständiges Lernen für ihn gewesen, und die Etablierung von MacRae Brothers sorgte täglich für eine neue Lektion. Edinburgh hatte auf manche seiner Ideen überrascht reagiert und gelegentlich mit einiger Kritik.
    Wenn ein Mann in finanziellen Schwierigkeiten steckte, hielt es Douglas für seine Pflicht, ihm zu helfen. Als er erfuhr, dass ein Mann sein Heim verloren hatte, richtete er einen Notfallfonds ein, der jedem Angestellten, der in Not geriet, zur Verfügung stand. Erstaunlicherweise wurde nur in extremen Härtefällen davon Gebrauch gemacht.
    Darüber hinaus regelte Douglas die Arbeitszeiten neu, ermöglichte seinen Leuten, in einem bestimmten Rahmen Beginn und Ende ihrer Arbeit zu wählen, und erklärte den Sonntag zum freien Tag. Wenn sonntags ein Schiff eintraf, wurde die Ladung erst am Montag im ersten Tageslicht gelöscht.
    Er gab einem Mann frei, wenn ihm ein Kind geboren wurde oder ein naher Verwandter erkrankte; Neuerungen, die nirgendwo in Edinburgh oder Leith Nachahmung fanden. Er nahm an jeder Hochzeit, Beerdigung und Taufe teil und war in den vergangenen sechs Jahren zum Paten von neun Kindern erkoren worden.
    Die Veränderungen hatten nicht nur eine arbeitsfreudige, stabile Belegschaft zur Folge, sondern auch das Gefühl, dass MacRae Brothers eine große Familie war. Niemand kündigte, und wenn eine Stelle frei oder eine neue geschaffen wurde, bewarben sich durchschnittlich hundert Männer oder mehr.
    Der Landauer hielt vor dem mittleren Speicher. Douglas stieg aus, gefolgt von einer ungeduldigen Margaret. Dann reichte er Jeanne die Hand, und sie legte ihre behandschuhten Fingerspitzen hinein. Einerseits war er froh, dass sie so züchtig gekleidet war, andererseits wünschte er, es wäre nicht so.
    Sie wechselten einen Blick, und dann entzog sie ihm ihre Finger, ließ sie langsam über seine Handfläche streichen, fast als wolle sie ihn reizen.
    Bevor sie ihm gänzlich entglitten, hielt er sie fest. Jeanne senkte den Blick, und eine zarte Röte überhauchte ihre Wangen.
    Er öffnete seine Hand, trat einen Schritt zurück, drehte sich um und wollte vorausgehen.
    Wie sich zeigte, hatte Margaret eine andere Idee. Sie fasste mit der einen Hand seine und mit der anderen die von Jeanne, so dass sie zu dritt nebeneinander hergingen. Ohne es zu ahnen, hatte das Kind verbunden, was zusammengehörte.
    Als Einzige von ihnen dreien hielt Margaret mit nichts hinter dem Berg. Wenn sie aufgeregt, begeistert oder fröhlich war, merkte ihr das jeder an. Sie scheute sich auch nicht, es zu zeigen, wenn sie etwas quälte, gleichgültig, ob es ein körperliches Leiden oder ein seelisches war. Er hoffte, dass sie nie ihre Freude

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