Ruf der Sehnsucht
Zauberei sanken ihre Kleider zu Boden, und sie begann wie im Fieber zu zittern.
Douglas war genauso ungeduldig wie sie. Mit fliegenden Fingern entledigte er sich seiner Kleidung.
Plötzlich lag Jeanne auf dem Boden und Douglas über ihr, und das Begehren in seinen Augen spiegelte das ihre.
Er kniete sich zwischen ihre nackten Schenkel, und Jeanne streckte die Arme nach ihm aus. »Komm zu mir, Douglas«, sagte sie leise. »Schnell.«
Sie konnte es nicht erwarten, ihn in sich zu spüren, sich ausgefüllt und vollständig zu fühlen. Ein letztes Mal.
Sie schlang die Arme um ihn und schloss die Augen, und dann gab es nur noch ihn und sie selbst. Ihr Blut rauschte in ihren Ohren. Als er sich aufrichtete, ging sie mit, als er in sie hineinstieß, hob sie sich ihm entgegen.
Als es vorbei war und ihr Herz allmählich wieder langsamer schlug, kamen Jeanne die Tränen. Tränen des Glücks und des Verlusts, und beide Empfindungen lagen so dicht beieinander, dass sie sie nicht zu trennen vermochte.
Kapitel 28
A ls Douglas aufstand und seine Kleider zusammensuchte, betrachtete Jeanne seinen wunderschönen Körper mit den muskulösen Schenkeln und Armen und der breiten Brust.
Er warf ihr einen Blick zu, aber es lag kein Lächeln darin, sondern die Warnung, dass sie das Unvermeidliche mit diesem Intermezzo nur hinausgezögert hatten.
Auch sie begann, sich anzukleiden. Sie musste schleunigst hier weg, sonst würde sie in Tränen ausbrechen, die Tränen würden zu Geständnissen führen und die Geständnisse unweigerlich zur Katastrophe. Morgen war früh genug.
Ihre Frisur hatte sich gelöst. Als es ihren bebenden Finger nicht gelang, das Haar wieder aufzustecken, flocht sie es und verbarg den Zopf unter dem Hut. Das sah ordentlich aus und würde halten, bis sie in ihrem Zimmer wäre.
Als sie endlich präsentabel war, nahm sie ihre gehäkelte Handtasche und steuerte auf die Tür zu.
»Wohin willst du denn?«, fragte Douglas hinter ihr.
»Ich muss gehen. Sofort. Bitte versuche nicht, mich aufzuhalten, und stell mir keine Fragen. Lass mich einfach gehen.«
»Ich werde den Kutscher anweisen, dich heimzubringen«, sagte Douglas gepresst.
Heim. Genau das war sein Haus für Jeanne geworden. Sie kannte jeden Winkel. Sie mochte das Personal. Sogar Lassiter. Aber entscheidend für ihr Gefühl, am Queen’s Place 12 zu Hause zu sein, waren Douglas und Margaret. Sie empfand sie als ihre Familie.
Wie sollte sie es ertragen, die beiden nicht mehr zu sehen?
Jeanne stürzte aus dem Büro, lief die Treppe hinunter und durch die wohlriechende Wunderwelt des Lagerhauses. Zweimal musste sie stehen bleiben, weil sie nichts sah, und wischte sich ungeduldig die Tränen aus den Augen.
Mit gesenktem Kopf winkte sie dem in seiner Wandnische wachestehenden Jim zu und hastete zur Kutsche.
»Bitte bringt mich nach Hause, Stephens«, brachte sie, gegen den Kloß in ihrem Hals kämpfend, mühsam hervor.
Der Kutscher schaute fragend an ihr vorbei, und sie hörte Douglas sagen: »Es ist in Ordnung, Stephens. Bringt Miss du Marchand nach Hause und holt meine Tochter und mich anschließend ab.«
Stephens nickte.
Douglas öffnete Jeanne die Kutschentür und trat beiseite. »Wir reden, wenn ich zurückkomme«, sagte er.
»Nein«, widersprach sie. »Morgen. Bitte.«
Er antwortete nicht, und sie stieg ein und zog die Tür hinter sich zu. Die Kutsche setzte sich in Bewegung.
Als Stephens sie vor dem Hauseingang abgesetzt hatte und wieder losgefahren war, stand Jeanne am Fuß der Treppe wie vor einem unüberwindlichen Hindernis. Als sie es schließlich doch in Angriff nahm, war ihr bei jeder Stufe, als erklimme sie einen Berg. Oben angelangt, grüßte sie Lassiter mit einem Nicken und lief in ihr Zimmer hinauf, schlug die Tür hinter sich zu, lehnte sich schwer atmend dagegen und ließ ihren Tränen freien Lauf.
Irgendwann holte sie ihren Koffer heraus, legte ihn aufs Bett und öffnete ihn. Sie wollte nicht fortgehen, aber es blieb ihr keine Wahl. Das war ihr klargeworden, als sie Douglas’ Gesichtausdruck gesehen hatte, als er die Frage aller Fragen stellte.
Was ist aus dem Kind geworden, Jeanne?
Wenn sie ihm darauf ehrlich antwortete, würde er sie seines Hauses verweisen – also war es besser, von selbst zu gehen.
Es klopfte.
»Miss?«, rief Betty, als keine Reaktion erfolgte.
Jeanne öffnete ihr. Betty schaute sie erschrocken an, unterließ jedoch jegliche Frage oder Bemerkung.
»Mr. Douglas sähe es gerne, wenn Ihr ihm und Miss
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