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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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von George zu trennen, aber als ich zu ihm hinüberblickte, war mir schlagartig klar, dass ich nicht das Geringste daran ändern konnte. George war in Trance. Mit Sicherheit unter Lemains Kontrolle. Wie hatte er das geschafft? Sich gleichzeitig auf uns beide zu konzentrieren? Mir blieb keine Zeit darüber nachzudenken, denn während die Frau George wegführte, packte Lemain meinen Arm und zog mich grob mit sich.
    Wir gingen – das heißt er ging und ich ließ mich hinterher schleifen – in einen Raum, der Ähnlichkeit mit einer Bibliothek hatte. Noch mehr, als Lemain mit einem einzigen Blick aus seinen dämonischen grünen Augen, das Feuer im Kamin entzündete. Ich war sprachlos ob dieser Demonstration. Dennoch behielt mein Trotz die Oberhand. Ich weigerte mich, ihm zu zeigen, dass er mich beeindruckt hatte.
    „Warum töten Sie mich nicht gleich? Das haben Sie doch ohnehin vor.“
    Ich wand mich in der festen Umklammerung seiner Hand, was mir außer blauen Flecken nichts einbrachte. Er warf mich in einen der Sessel am Kamin, antwortete aber nicht. Ich wollte sofort wieder aufspringen, wurde aber zurück in den Sessel gestoßen, und er hob seinen Finger in meine Richtung.
    „Bleibt gefälligst sitzen, Melissa! Ich würde mich sonst gezwungen sehen, meine Höflichkeit abzulegen.“
    „Pah, wenn das höflich sein soll.“
    „Wie ich schon sagte, Ihr verdankt den glücklichen Umstand, noch am Leben zu sein, einzig und allein Eurer Verbindung zu Armand. Ich kann mir diese Gelegenheit unmöglich entgehen lassen.“
    Ich wusste noch immer nicht, wovon er sprach, ließ mich aber dazu herab, wenigstens die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, dass er Armand kannte. Wachsam beobachtete ich ihn. Immerhin nahm er soviel Rücksicht auf meine menschlichen Sinne, dass er sich normal bewegte und nicht mit diesen blitzartigen Bewegungen. Dass sich das schlagartig ändern würde, sobald ich auch nur den Versuch unternahm, zur Tür zu rennen, war mir klar.
    „So ist es schon besser.“
    Er nahm in dem Sessel mir gegenüber Platz. „Ich hoffe, das Kaminfeuer trägt dazu bei, dass Ihr Euch entspannt. Ich möchte mich fürs Erste nur mit Euch unterhalten. Ihr braucht Euch also nicht zu fürchten.“
    „Jedenfalls nicht fürs Erste“, vervollständigte ich seinen Satz mit einem süffisanten Lächeln, das er mit einem ebensolchen quittierte.
    „Wie ich sehe, habt Ihr ein gewisses Maß an Humor noch nicht verloren. Trotz Eurer immensen Angst. Hat Armand Euch nicht beigebracht, dass es fatale Folgen haben kann, vor einem Vampir Angst zu zeigen? Es erregt uns.“
    Ich versuchte, meine Angst zu bezähmen und das mit der Erregung zu ignorieren. Ein zu schlüpfriges, gefährliches Gesprächsthema mit einem Vampir. Ich fühlte mich ausgeliefert. Dieses funkelnde Grün seiner Augen verstärkte das Gefühl. Sein Blick war lüstern, wie er auf mir ruhte und mich durchdrang. Bis tief in meine Seele. Ich wusste, er malte sich aus, was er mit mir tun konnte. Und wie er es tun würde. Trotzdem bemühte ich mich, diesem Blick standzuhalten und reckte trotzig mein Kinn vor. Langsam lehnte er sich in seinem Sessel zurück. Die Ellenbogen auf die Armlehnen des Sessels gestützt, die Fingerspitzen aneinandergelegt. Seine langen, glitzernden Nägel ließen mich zusammenzucken. Wenn sie auch nur annähernd so scharf waren, wie sie aussahen, könnte er mir damit spielend die Kehle durchschneiden.
    Seine Kleidung zeugte von außergewöhnlich gutem Geschmack – Hemd und Hose mussten sündhaft teuer gewesen sein – und verband den Prunk und die Exquisität längst vergangener Zeiten mit modernen Schnitten. Alles war in schwarz gehalten, ähnlich wie bei Armand, wenn er den vornehmen Gentleman spielte. Aber Armand trug fast immer auch etwas Weißes. Ein weißes Hemd, ein weißes Halstuch, irgendetwas. Lemain verzichtete auf solch ein Attribut. Zu seiner dämonischen Ausstrahlung passte dieser Aufzug ohnehin viel besser. Reine Seide, fiel mir auf. Auch Armand legte Wert auf edle Stoffe.
    Wann würde er endlich anfangen, mit mir zu reden? Es machte mich nervös, wie er so schweigend dasaß und mich anstarrte wie eine Schlange das Kaninchen, bevor sie es frisst. Schließlich ertrug ich es nicht mehr.
    „Hören Sie auf, verdammt noch mal!“
    „Womit?“ Er setzte für Sekunden eine Unschuldsmiene auf.
    „Reden Sie mit mir. Oder meinetwegen beißen Sie mich, oder was immer Sie mit mir vorhaben. Darauf kann ich wenigstens reagieren. Aber hören Sie auf,

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