Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)
brennendes Begehren. Der Stoff seines Hemdes rieb auf meiner Haut, reizte meine Knospen, die sich hart aufstellten. Mit zitternden Fingern öffnete ich die Knöpfe und streifte ihm das Kleidungsstück von den Schultern. Seine Hose folgte. Und endlich lagen wir einander wieder in den Armen, vereinten unsere Körper zu einem einzigen Wesen. So würde es mit Lucien nie sein. Dafür hielt er seine Seele viel zu verschlossen. Diese Innigkeit, diese tiefe Verbundenheit, wenn Herzen im gleichen Takt schlugen, wenn Seelen in einer einzigen lodernden Flamme miteinander verschmolzen. Das konnte er mir niemals geben. Dieses Glück erlebte ich nur mit Armand. Ich spürte ihn tiefer in mir als je zuvor, und spürte noch etwas anderes – Eifersucht. Eine glühende Klinge, die in seine Seele schnitt. Kaum gezügelte Wut auf mich, auf Lucien, auf sich selbst. Ich fühlte sie in jedem harten Stoß, mit dem er mir sein Mal aufdrückte, um mir und auch sich selbst erneut zu beweisen, dass ich nur ihm allein gehörte. Atemlos flüsterte er meinen Namen, als wir gemeinsam den Höhepunkt erreichten. Am Ziel unserer Träume vereint.
Sterbesakramente
In der folgenden Nacht erreichten wir London. Armand blieb in unserer Wohnung, doch ich begab mich ohne weitere Umwege zu Camille. Bangend, was mich erwartete. In Gorlem Manor lief ich Franklin in die Arme. Mit fragendem Blick blieb ich zögernd am Fuß der Treppe stehen, doch er nickte. Ja, sie lebte noch.
Als ich das Zimmer betrat, erschrak ich beim Anblick meiner geliebten Lehrmeisterin. Sie lag auf einem Lager aus Kissen. Ihre Wangen waren eingefallen, Schmerz sprach aus ihren Augen und ihre Haut war grau und fahl.
„Meine Göttin, Camille.“
Sie drehte den Kopf zu mir. Der Hauch eines Lächelns huschte über ihr Gesicht, erreichte aber kaum ihre Augen.
„Melissa“, seufzte sie, das Sprechen bereitete ihr sichtlich Mühe. Sie atmete tief durch, um sich zu fangen, bevor sie weitersprach. „Wie schön, dass Franklin dich erreicht hat. Er war sich nicht sicher, wie schnell du hier sein könntest, daher fürchtete ich schon, du würdest nicht mehr kommen, bevor es mit mir zuende geht.“ Ihre Stimme klang unglaublich schwach. Ein Hustenanfall schüttelte ihren Körper, so sehr strengte sie jedes Wort an. Ich musste das Blut auf dem Taschentuch nicht sehen, ich konnte es riechen. Faules, krankes Blut. Vor Bestürzung schlug ich die Hand vor den Mund, unterdrückte nur mühsam ein Schluchzen. Dennoch bemühte ich mich, hoffnungsvoll zu klingen.
„Camille, rede nicht so. Wer sagt denn, dass du sterben musst?“, fragte ich mit leichtem Tadel, während ich ihre Hand ergriff, um ihr von meiner Kraft zu geben. Sofort wurde ihre Atmung wieder ruhiger, doch ihre Finger waren eisig und klamm.
„Die Ärzte.“
„Ach, was wissen die schon.“ Ich wollte es einfach nicht vor ihr aussprechen und damit endgültig machen, obgleich ich sehr wohl sehen konnte, dass es zuende ging.
„In meinen Fall, fürchte ich, wissen sie sehr viel, Liebes. Leider.“
Ihre Stimme war frei von jedem Bedauern. Sie haderte nicht mit ihrem Schicksal. Sie akzeptierte den Tod als einen Teil des Lebens. Wie alle Hexen es tun. Und für einen Moment fühlte ich mich schuldig, dass ich es nicht getan hatte. Ich hatte den Weg ohne Sterben gewählt und hatte den Tod doch in meinem Gefolge, auch wenn ich es noch immer nicht annehmen wollte.
Langsam sank ich neben ihr auf die Kissen und versuchte ein Lächeln. Im Spiegel ihrer trüben Augen sah ich, wie aufgesetzt es wirkte, aber eine Trauermiene hätte ihr auch nicht geholfen.
„Nein, bestimmt nicht. Und ich will auch gar nicht, dass du trauerst. Die Göttin wartet auf mich und ich habe keine Angst, ihr entgegenzueilen.“ Mit einiger Anstrengung richtete sie sich auf. Ich versuchte ihr zu helfen, doch sie winkte müde lächelnd ab.
„Das hätte ich auch nicht erwartet.“
„Oh, schätze mich nicht allzu heroisch ein, Melissa. Ich habe sehr wohl Angst vor dem Sterben gehabt in meinem Leben. Oft und viel. Aber ich habe sie bezwungen. Und nun bin ich bereit.“
„Dann wolltest du Abschied nehmen, als du Franklin nach mir geschickt hast?“
Sie schluckte und ließ sich wieder in die Kissen sinken. „Auch das“, flüsterte sie. Das Zögern in ihrer Stimme irritierte mich. „Aber nicht nur, Liebes.“
Ich hielt den Atem an. Natürlich, das war eine Möglichkeit. Mein Blut war stark genug. Aber hatte sie nicht gerade noch gesagt, sie sei bereit? Doch wenn
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