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Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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besser aufgehoben, wenn es darum ging? Nie war ihm sein Herz als Vater schwerer gewesen.
    *
     
    Ich reiste nicht direkt nach London. Aber das wollte ich Lucien nicht sagen. Mit etwas Glück kümmerte er sich nicht weiter darum und würde nicht bemerken, dass ich zuerst nach New Orleans ging. Armand von meiner Abreise nicht in Kenntnis zu setzen wäre ein weiterer Verrat an unserer Liebe gewesen. Eine zu große Schuld auf meiner Seele. Ich trug an der einen schon genug. Dass ich dem Lord den Vorzug gegeben hatte.
    Die Stadt begrüßte mich mit dem vertrauten Gefühl. Geheimnisvoll und gefährlich. Die Luft war geschwängert vom Duft der Bougainvillea und des Jasmin und trug das Lied der Zikaden in die Nacht hinaus. Beklommen öffnete ich das Gartentor und betrat den schmalen gepflasterten Zuweg des zweistöckigen Hauses. Ich warf einen Blick durch das Fenster, das direkt neben der Haupteingangstür lag. Eleonora saß auf ihrem Sofa und unterhielt sich mit ihrem Wellensittich. Sie reichte dem Vogel ein Stückchen Apfel zwischen den Gitterstäben hindurch und freute sich, als er zufrieden daran knabberte.
    Ob sie die Veränderung an mir wahrnehmen würde? Ich hätte so gern an ihre Tür geklopft und Hallo gesagt. Aber ich wagte es nicht.
    „Elle t’a cherché. Sie hat nach dir gefragt“, erklang Armands Stimme hinter mir. Ich zuckte zusammen.
    „Und was hast du ihr gesagt?“
    „Ich habe ihr versprochen, dass wir sie bald wieder gemeinsam besuchen werden. Das heißt, wenn du es möchtest.“
    Es klang ein schwacher Hauch von Angst und Zweifel in seiner Stimme mit. Zögernd berührte er meine Schulter mit seinen Fingerspitzen, in meinem Hals bildete sich ein dicker Kloß. Ich drehte mich zu ihm um und lag schon in seinen Armen. Göttin, wie hatte ich ihn vermisst. Meine Knie gaben nach, aber er hielt mich fest. Seine weichen, kühlen Lippen an meine Schläfe gepresst murmelte er immer wieder meinen Namen, während ich heiße, rote Tränen weinte, die den schwarzen Stoff seines Jacketts durchtränkten.
    „Dann hat er dich gehen lassen?“, fragte er schließlich.
    Ich schüttelte den Kopf, wischte mir mit dem Handrücken über die Augen, auch wenn das vergeblich war, denn der Grund meines Kommens trieb eine neue Flut über meine Wangen.
    „Franklin war auf der Isle of Dark.“
    „Auf Luciens Burg?“ Armands Augen waren groß und dunkel vor Schreck. „Aber er ist doch nicht …?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Nein, sei unbesorgt. Er lebt. Lucien hat ihm nichts getan. Er kam um mir zu sagen, dass Camille im Sterben liegt. Sie bat darum, dass ich komme. Lucien hat es mir nicht verwehrt.“
    „Weiß er, dass du hier bist?“
    Wieder verneinte ich. „Aber ich wäre nicht ohne dich nach London zurückgekehrt. Egal, was der Lord darüber denkt.“
    Seine Antwort war eine stumme Umarmung, die beredeter war, als jedes Wort, das er hätte sagen können.
    In dieser Nacht konnten wir ohnehin nicht mehr bis London reisen. Es war eine Ewigkeit her, so schien es mir zumindest. Die Sehnsucht brannte wie Feuer in meinem Herzen. Und Armand erging es nicht anders.
    Er zündete einige Kerzen im Schlafzimmer an. Die Furcht wollte einfach nicht aus seinen Augen schwinden, dass ich nur eine Fata Morgana war, die sich auflösen würde, sobald er versuchte, sie festzuhalten. Ich biss mir auf die Lippen. Warum hatte ich nicht einen Gedanken daran verschwendet, wie sehr er unter der Trennung litt? Hatte Lucien meinen Geist so sehr umgarnt, dass mir mein Liebster fern geworden war? Ich umarmte ihn zögernd, küsste seine bleichen Wangen, ertrank in den grauen Tiefen seiner Iris.
    „Du hast mir so gefehlt“, hauchte ich.
    „Tu me manquais aussi. Du mir ebenso, ma chère.“
    Sein Kuss war tief und leidenschaftlich. Er hob mich auf seine Arme, trug mich zum Bett und hielt mich so fest umklammert, als wolle er mich nie wieder loslassen. Lächelnd entwand ich mich ihm, erhob mich und zog meine Sachen aus. Er ließ mich dabei nicht eine Sekunde aus den Augen. Als ich nackt wieder neben ihn glitt, konnte ich seinen Hunger fast körperlich spüren. Eine sanfte Vibration lag in der Luft. Seit meiner Wandlung war der Sex zwischen uns ganz anders geworden als vorher. Es war keine rein körperliche Angelegenheit mehr. Wir waren seelisch so stark miteinander verbunden, dass wir jeden Gedanken, jedes Gefühl des anderen so deutlich wahrnahmen wie unsere eigenen. Ich spürte seine Liebe, seine Angst, seine Trauer, seine Verzweiflung, sein

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