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Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)

Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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benebelt vom Blutdurst. Diesmal würde ich trinken, würde mich laben am verbotenen Blut.
    Ich schwankte plötzlich, auch Osiras Schritte wurden unsicher. Seine Essenz schwappte zu uns herüber, legte sich wie ein Tuch auf uns und erschwerte das Atmen. Geduckt schlich meine Wölfin an meiner Seite vorwärts, fixierte den Mann im Dunkeln, dessen Gesicht wir nicht sehen konnten. Sie knurrte drohend, sträubte ihr Fell, auch meine Bewegungen waren steif wie bei einem Raubtier, das sich anpirscht. Als Antwort erhielten wir ein hämisches Lachen.
    Unvermittelt griff ich schließlich an, fand mich Sekundenbruchteile später an die gegenüberliegende Wand geschmettert wieder. Osira schlug neben mir auf, fiel jaulend zu Boden und blieb bewusstlos liegen. Der Crawler hatte sowohl meinen als auch ihren Angriff spielend abgewehrt. Darauf war ich nicht vorbereitet gewesen. Er zeigte keine Fluchtabsichten. Verharrte bewegungslos wieder im Schatten und wartete. Ich sprang auf die Füße, doch ein zweiter Angriff wurde im Keim erstickt, als mein Gegner blitzschnell bei mir war, mir die Arme auf den Rücken drehte und mich mit dem Gesicht an die Mauer presste.
    „Gib dir keine Mühe, Melissa“, sagte eine amüsierte Stimme. „Du kannst mich nicht verletzen. Also vergeude nicht deine Kraft.“ Sie klang merkwürdig weit entfernt. Sprach er mittels Telepathie zu mir?
    „Du weißt, wer ich bin?“
    „Die Schicksalskriegerin!“, sagte er theatralisch und verwendete zu meinem allergrößten Erstaunen die gleiche Bezeichnung, die Zolut mir vor Monaten beim Großen Rat ins Ohr geflüstert hatte, ehe er durch die Hand seines eigenen Bruders den Tod fand, und die mein kleines Heer mit so viel Ehrfurcht gebraucht hatte. Aber kein Atem streifte meinen Nacken.
    „Ja, ich weiß, wer du bist. Ich weiß vielleicht mehr über dich, als du selbst.“
    Sein Lächeln war verschlagen. Ich sah es aus den Augenwinkeln, aber die Gasse war stockfinster, sogar für mich. Es war unmöglich, ihn genau zu erkennen.
    „Und? Willst du mich jetzt töten? Das ist doch der Sinn des Fluches, an den du und deinesgleichen glaubt.“
    „Blödsinn“, fauchte seine Stimme, doch die Gesichtszüge zeigten keine Regung. Nur seine Augen funkelten. „Die Schwachen glauben an diesen Unsinn von einem Fluch. Wir – die Elite – wissen, dass er nur eine große Lüge eurer Königin ist.“
    „Unserer Königin?“
    Sein Lachen klang bitter. „Ja, eurer Königin. Um zu vermeiden, dass es je ein Bündnis zwischen euch und uns geben könnte. Eine friedliche Koexistenz. Wollen wir doch im Grunde beide dasselbe. Blut und Fleisch.“
    Er meinte das ‚Fleisch’ offenbar genauso, wie ich es gemeint hätte. „Der einzig wahre Fluch ist die Schwäche meiner Brut. Und daran arbeite ich ja nun schon eine Weile, wie du weißt. Du hast es selbst gesehen in den Bulmer Cavern. Vielen Dank übrigens für deine Unterstützung. Du und deine kleinen Zinnsoldaten haben mir eine Menge Arbeit abgenommen. Aber jetzt ist es genug, verstanden?“
    Mit diesen Worten drehte mein Häscher mich um. Er hatte gletscherblaue Augen und sehr helles, schulterlanges Haar. Sein Körperbau erinnerte mich an einen Gladiator, kein Wunder, dass er mich so spielend überrumpelt hatte. Shirt und Hose in schwarz schmiegten sich wie eine zweite Haut an seinen Leib. Ich schluckte. Er schob mich ein Stück von sich in Richtung eines zweiten Crawlers. Mir stockte der Atem, als ich diesen erkannte. Der Fürst selbst. Das spärliche Licht der Straßenlampen schimmerte in seinem silbernen Haar, ließ seine gelben Augen aufblitzen, ebenso wie seine scharfen Fänge, als er amüsiert lächelte. Er trug immer noch dieses steife Dracula-Cape, was seine Aura unterstrich und automatisch Angst in mir wach rief. Ich wusste, zu was er fähig war, in welcher Gefahr ich schwebte.
    Aber noch tiefer als das traf mich der Schock über den Mann, der an seiner Seite stand.
    „Dracon?“
    „Hi, Babe!“ Er grinste mich an. „Siehst du, nachdem du die Seiten gewechselt hast, dachte ich mir, das wär vielleicht auch für mich keine schlechte Idee. Du wirst stolz auf mich sein, wenn du ihm zugehört hast. Ich hab wirklich genau das Richtige getan, Süße.“
    „Schon gut, Pascal“, sagte der Gelbäugige ruhig und überraschte mich damit, dass er Dracons sterblichen Namen verwendete. „Es wird Zeit, ein paar Dinge zu erklären. Ein paar Fragen zu beantworten. Und diese Pflicht liegt wohl bei mir.“
    Er wandte sich an mich.

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