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Ruf ins Jenseits

Ruf ins Jenseits

Titel: Ruf ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harwood
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erschrockenes Raunen ging durch das Zimmer. «Ohne Zweifel werden Sie das als dumme Frauenphantasie abtun   …»
    «Vielleicht hätte ich das getan», sagte Vernon Raphael, «wenn Sie mir nicht erlaubt hätten, diese Passagen aus John Montagues Erzählung zu lesen. Welche weiteren Hinweise haben Sie?»
    «Das kann ich Ihnen nicht sagen», antwortete ich und wünschte, meine Stimme würde nicht so zittern. «Ich – habe Stillschweigen geschworen.»
    «Aber Miss Langton, wenn Sie Indizien haben, die Ihre Aussage beweisen, ist es dann nicht Ihre Pflicht, sie öffentlich zu machen?»
    «Ich habe noch nicht genug, um das Gericht zu überzeugen, oder irgendjemanden, der bereits von Eleanor Wraxfords Schuld überzeugt ist», sagte ich, mit dem Gefühl, mich am Rand eines Abgrunds zu bewegen.
    «Aber es hat
Sie
überzeugt, Miss Langton», insistierte er. «Können Sie uns erzählen, warum?»
    «Ich kann keine weiteren Fragen beantworten, Mr   Raphael. Ich kann nur sagen, dass es mein größter Wunsch ist, Eleanor Wraxfords Unschuld bewiesen zu sehen.»
    Einen Moment herrschte verlegenes Schweigen, und dann, wie auf ein unsichtbares Zeichen hin, erhoben sich alle Männer und begannen, ihre Habseligkeiten zu packen.
     
    ∗∗∗
     
    Während die Männer mit Packen beschäftigt waren, stahl ich mich davon, um einen letzten Blick in das Zimmer zu werfen, in dem Nell Wraxford gewohnt hatte. Ein einziger Blick in die trostlose Kammer war genug, um mich davon zu überzeugen, dass ich recht hatte. Aber ein Beweis schien nach wie vor in weiter Ferne zu liegen. Nach einiger Zeit ging ich zur Galerie, wo ich Edwin niedergeschlagen am anderen Ende des Raumes stehen sah, vertieft in die Betrachtung des Eingangs zum Versteck.
    «Warum kannst du dich mir nicht anvertrauen?», fragte er, als ich neben ihn trat. «Meinst du, auch ich würde dir nicht glauben?»
    «Nein», sagte ich. «Es ging mir erst gestern Nacht auf.»
    «Und du kannst mir nicht mehr sagen?»
    Ich zögerte.
    «Vielleicht», sagte ich. «Aber nicht, wenn die anderen es hören können. Was tust du hier?»
    «Da stimmt etwas nicht», sagte er. «Da drin ist so wenig Platz wie in einem hochkant aufgestellten Sarg. Man würde es nur wenige Stunden in diesem Gefängnis aushalten. Die meisten Verstecke dieser Art wurden aber dafür gebaut, jemanden für mehrere Tage oder gar Wochen zu verbergen. Wenn ich nur die Zeit hätte   … Aber die Kutschen müssten jede Minute kommen.»
    Ich fragte mich gerade, ob ich vorschlagen solle, dass er und ich noch ein bisschen länger blieben, als uns die Entscheidung abgenommen wurde. St John Vine erschien mit der Nachricht, dass nur eine der Kutschen eingetroffen war: Bei der anderen war auf der Hälfte der Strecke von Woodbridge nach Wraxford die Deichsel gebrochen. Wir folgten ihm die Stufen hinunter und hinaus auf den mit Unkraut bedeckten Vorplatz, wo Doktor Davenant mit Vernon Raphael sprach. Der Nebel verbarg selbst die nächststehenden Bäume; es war windstill, aber so bitterkalt, dass jeder Atemzug sich anfühlte, als inhaliere man Eissplitter. Natürlich wollten sie, dass ich einen der vier Plätze nähme, aber ich lehnte ab mit der Entschuldigung, dass ich Mr   Craik versprochen hätte, einige Familiendokumente herauszusuchen.
    «Mr   Rhys war so freundlich, mir anzubieten, noch mit mir zu bleiben», sagte ich. Vernon Raphaels süffisantes Grinsen war mir unangenehm. «Sie können den Kutscher beauftragen, uns um drei Uhr abzuholen.» Mir sank der Mut, als mir klarwurde, dass noch einer aus der Gruppe mit uns zurückbleiben musste,aber Doktor Davenant löste das Problem, indem er beschloss, zu Fuß zu gehen. «Ich brauche etwas Bewegung», sagte er. «Und ich werde vermutlich lange vor Ihnen allen in Woodbridge ankommen.»
    Es war nicht gerade ein Tag, den ich für einen Spaziergang gewählt hätte, aber niemand versuchte ihn davon abzubringen. Eine halbe Stunde später waren Edwin Rhys und ich allein in Wraxford Hall.
     
    Ich war bereits entschlossen, Edwin alles zu erzählen – außer meiner Vermutung, ich könne Clara Wraxford sein   –, und sobald er mir seine Verschwiegenheit versprochen hatte, zog ich die übrigen Aufzeichnungen hervor und setzte mich mit ihm ans Feuer in der Bibliothek. Ich fragte mich, ob mir je wieder warm werden würde. Ohne die anderen war die Stille des Herrenhauses so bedrückend, dass es mir schwerfiel, meine Stimme weiter als über ein Flüstern hinaus zu erheben. Während seiner

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