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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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Leben Sie wohl!«
    »Habe ich Sie beleidigt?«
    »Mich?«
    »Sie raunen mir da eine entsetzliche Möglichkeit ins Ohr.«
    »Possen! Phantasiestücke. –
A propos,
haben Sie Ihre kleine Apotheke arrangirt? – Den Aether gebrauchen Sie, ich bitte nochmals, nur im äußersten Nothfall.«
    Er war an das Glasschränkchen getreten, und übersah die Etiketten der Gläser.
    »Ich werde noch Ihres Unterrichts in manchen Mixturen bedürfen.«
    »Nur mit keiner Sylbe gegen Jemand davon erwähnt. Doktor Mucius und die Andern wären im Stande einen Ausweisungsbefehl gegen mich zu erwirken. Die Herren Aerzte vertragen es nicht, wenn man in ihr Amt pfuscht.«
    Mit einem zweiten Händedruck hatte er die Thür erfasst, als Adelheids volltönende Stimme im Zimmer hinter dem Entree die Reichardtsche Komposition des
     
    Freudvoll und leidvoll,
    Gedankenvoll sein
     
    am Fortepiano sang.
    »Die Kleine singt recht hübsch.«
    »Reichardt ist zufrieden. Dusseck war neulich entzückt.«
    »Weil Sie gut zu essen geben – Und Ihr Wein vortrefflich ist.«
    »Lachen Sie nicht so abscheulich.«
    »Eine gute Figur. Sie könnte auch auf dem Theater ihr Glück machen.«
    »Pfui! Darum hätte ich sie –«
    »Wie sie wollen. Aber sie genirt Sie doch wohl zuweilen. Nicht wahr? Bekennen Sie es nur.«
    »Sie kann recht impertinent sein.«
    »Offenherzig! Ich verdenke es ihr nicht.«
    »Hat sie ein Recht dazu?«
    »Wird ihr nicht hundertfach gesagt, daß sie hier der Glanzpunkt ist? Sie allein der Magnet, der die Leute in dies Haus zieht? Sagen Sie es nicht selbst, Freundin? Ich könnte mir ein Gewissen draus machen, sie zu Ihnen gebracht zu haben, wenn ich nicht wüsste, daß auch eine Philosophin zuweilen eine Narrenschule um sich braucht.«
    »Einige finden sie geistreich.«
    Jetzt hätte die Geheimräthin mehr Recht gehabt, sein Lächeln abscheulich zu nennen.
    »Es wird sich ja wohl bald für das geistreiche Mädchen eine gute Partie finden.«
    »Wer weiß! Die jungen Leute sehen nach Geld.«
    »Der Herr Bovillard würde vielleicht auch nicht so toll verliebt sein, wenn er nicht an eine Mariage dächte, um seine Schulden zu bezahlen.«
    »Wie! Sie denken, es ist sein Ernst –«
    »Wenn es Ihr Ernst ist, sie zur Erbin einzusetzen.«
    »Wer denkt daran!«
    »Außer sehr vielen Adelheids Eltern, und sehr ernstlich.«
    »Impertinent! Am Ende wünschen sie, daß ich noch bei meinen Lebzeiten meines Vermögens mich entäußere, um das aufgenommene Mädchen auszustatten.«
    »Solche Wünsche spricht man wenigstens nicht laut aus.«
    »O sie sollen sich getäuscht sehen. Ich will –«
    »Keinen Eklat, meine Freundin. Keine Affekte in solcher gleichgültigen Sache. Ihr Wille ist ja genug. Sie hatten also nie im Sinne, sie wirklich an Kindesstatt anzunehmen?«
    »Und wenn ich einmal daran dachte –«
    »So sind Sie bei reiferer Ueberlegung von der Thörigkeit dieses Entschlusses überzeugt, und Sie sind die Frau, die in einer Aufwallung nichts ändert. Was braucht es denn mehr, die Sache ist zwischen uns – ich meine in Ihrem Geiste klar. Aber wozu das aussprechen. Ich würde es auch nicht merken lassen. Laß die Gimpel sich doch täuschen. Wozu gab Gott Jedem sein Maß Klugheit? Warum sollen wir mit dem, was wir übrig haben, den Thoren beispringen. Und vielleicht verschafft der Glaube dem Mädchen doch eine gute Partie. Und ist es einmal soweit, dann springt auch nicht gleich Jeder darum ab. Das Point d'Honneur ist eine Erfindung, um die Mittelmäßigen zu reguliren. Und giebt es nicht
mariages d'inclination?
Und – wer weiß, wie Sie das Mädchen auf andre Art wieder los werden? Es fügt sich so manches. – Ich lache ordentlich, daß ich Ihnen darüber Instruktionen geben will. Lassen Sie sie freudvoll und leidvoll, unter Hangen und Bangen, ihrem Schicksal entgegen hüpfen. Wir haben doch wahrhaftig für anderes als dafür zu sorgen.«
    »Der abscheuliche junge Mensch will mir nicht aus dem Sinn,« sagte die Geheimräthin.
    »Er wird Sie bald nicht mehr beunruhigen,« entgegnete der Legationsrath, indem er ein versiegeltes Päckchen in den Schrank gelegt, den Schlüssel abgezogen, und ihn in die Hand der Geheimräthin gedrückt hatte: »Bewahren Sie ihn wohl.«
    »Was haben Sie hinein gethan?«
    »Etwas, was Sie nur eröffnen dürfen nach meinem Tode.«
    Sie starrte ihn an. Er drückte ihre Finger an die Lippen: »Auch davon still, still! Es ist nur mein Testament.«
    Sie presste krampfhaft ihre Hand auf seinen Arm:
    »Was haben Sie mir

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