Ruhe Sanft
Anzahlung sehen. Er konnte es unmöglich auf zweihunderttausend an Bruttoprovision im vor ihm liegenden Jahr bringen. Selbst wenn er so lange lebte. Verdammt, warum war sie so negativ?
Sie rief Silvestri im 17. Revier an. Auch wenn er sauer auf sie war und sie nicht mehr sehen wollte, wollte sie ihm ihre Theorie über Aktienzertifikatsbetrug mitteilen, falls Michael Stewart es nicht bereits getan hatte. Silvestri war nicht da und Metzger auch nicht. Sie hinterließ eine Nachricht, daß sie angerufen hatte. Gut. Sie hatte getan, was sie versprochen hatte.
Als nächstes mußte sie Diantha Anderson anrufen. Sie suchte die frühere Nachricht unter ihren Notizzetteln und wollte gerade zum Telefon greifen, als Smith hereingeweht kam und Wetzons Waschbärmantel auf dem Bügel mitbrachte.
»Du hast einen Pelzmantel gekauft? Du Heimlichtuerin. Ohne mich. Hier, zieh ihn an, damit ich ihn sehen kann.«
Wetzon lachte und nahm ihn Smith ab. »Es hat sich so ergeben, Smith. Ehrlich. Ich mußte Laura Lee treffen, und sie ging zu ihrem Pelzgeschäft...«
»Ich habe dir immer gesagt, wenn du einen Mantel möchtest, solltest du dich an meinen Pelzhändler wenden. Du hast keine Ahnung von ausgetrockneten Häuten... Man kann so übers Ohr gehauen werden.«
»Schau her, Smith, meinst du, ich wäre übers Ohr gehauen worden?« Sie führte Smith den Mantel vor.
Smith betrachtete sie neidisch. »Hm, er steht dir. Obwohl Nerz viel kostbarer ist...«
»Ja, für ältere Damen, nicht für mich.« Sie sah Smith nicht an, während sie den Mantel auszog, neben Smith’ Nerz hängte und wieder ins Büro kam.
Smith stand wartend mit verschränkten Armen da. »Das sollte wohl lustig sein.«
»Ach, komm schon, Smith, lach lieber. Es war nur Spaß.«
»Mach die Tür zu«, befahl Smith. »Ich muß privat mit dir reden.«
Oje, was nun? Wetzon schloß die Tür. »Ich kam gestern zu spät nach Hause, um dich noch anzurufen.«
»Du rufst überhaupt nie mehr zurück. Ich weiß nicht, Wetzon...« Sie setzte sich auf die Schreibtischkante und betrachtete ihre Fingernägel.
»Worüber willst du mit mir reden?«
»Leon meint, wir sollten Arleens Firma kaufen.«
»Wir? Du und Leon?«
»Nein, du und ich natürlich. Wetzon, hör mal. Warum sollten Leon und ich ihre Firma kaufen? Leon ist nicht mein Partner.«
»Was würden wir mit ihrer Firma anfangen, Smith? Das ergibt für mich keinen Sinn.«
»Sie führen. Selbstverständlich hat es Sinn. Sogar sehr viel Sinn. Sie hat eine äußerst einträgliche Firma.«
»Wir haben genug damit zu tun, unsere eigene Firma zu führen. Ich möchte keine andere Firma kaufen. Wir verdienen gut. Ich möchte unser Kapital nicht aufs Spiel setzen. Und wenn ihre Firma so einträglich ist, warum will sie sie dann verkaufen?«
»Wetzon, Zuckerstück, du denkst immer in kleinen Kategorien. Das hängt mit deiner Herkunft vom Theater zusammen. Ich möchte, daß du darüber nachdenkst, und wir besprechen es dann mit Leon.«
»Sag mir nur eines, warum möchte Arleen ihre Firma so plötzlich verkaufen?«
»Tja, ich sage nicht, daß sie es tut. Was würdest du sagen, wenn ich sie allein kaufe?«
»Das hängt natürlich allein von dir ab, aber wer würde sich darum kümmern?«
»Sie würde sie weiterführen. Ich wäre die Eigentümerin. So würde es Leon vereinbaren.« Smith wirkte angespannt und nervös. Sie sprach schnell und abgehackt. »Aber, liebes Kind, ich lasse kein Nein als Antwort gelten. Du mußt mir versprechen, daß du wirklich darüber nachdenkst. Die finanziellen Bedingungen sind großartig
»Genug davon für den Moment«, sagte Wetzon mit Nachdruck, indem sie sich mit einem Ruck umdrehte und dabei an der Schreibtischschublade ein Riesenloch in ihre Strumpfhose riß. »Verflixt!« Dazu noch eine neue. Sie nahm die Strumpfhose, die sie immer als Reserve in der Schublade liegen hätte, und ging zum Umziehen ins Bad, ohne Smith zu beachten.
Als sie herauskam, telefonierte Smith. Gut. Wetzon öffnete die Tür zum Vorzimmer. B. B. notierte etwas auf einem Karteibogen. »Irgendwelche aussichtsreichen Kandidaten, die du mit mir durchgehen möchtest, B. B.?«
»Ich habe noch zwei Leute auf meiner Liste, die ich anrufe. Hier ist die Post.« B. B. reichte ihr ein Bündel mit einem Gummiband darum, und sie nahm es mit zu ihrem Schreibtisch, um es zu sortieren. Dann wählte sie Diantha Anderson.
»Anderson Associates«, antwortete eine kühle weibliche Stimme.
»Diantha Anderson bitte.«
»Sie ist im Moment
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