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Ruhe Sanft

Ruhe Sanft

Titel: Ruhe Sanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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vor nicht allzu langer Zeit der gleichen Sache schuldig gemacht hatten.
    »Und Marshall liest und liest und hält Ausschau nach einer weiteren Show, die wir machen könnten.«
    »Warum Marshall? Was ist mit dir, warum nicht solo?«
    »Oh, Les, du weißt, daß ich diesen Ehrgeiz nicht habe. Ich brauche bloß ein bißchen Liebe, ein bißchen Geld, gute Freunde, Gesundheit, glückliche Tage.«
    »Carlos, ich habe dich so gern, daß ich dich zerdrücken könnte.« Sie warf sich auf ihn und gab ihm einen Kuß.
    Dann erzählte sie ihm von Hazel und Peepsie Cunningham.
    »Die arme Hazel«, sagte Carlos. »Nein — falsch — die gute, anständige, wunderbare Hazel. Ich rufe sie morgen an. Vielleicht können wir sie dazu bringen, daß sie uns erzählt, woher Peepsie wirklich kommt.«
    »Da ist noch eine Sache, die ich ausgelassen habe« fuhr Wetzon fort.
    »Aha, hm, ich wußte, daß es zu einfach war. Raus mit der Sprache.«
    »Na ja, da ist noch dieser Schuh, den ich fand.«
    »Was für ein Schuh?«
    »Ich fand einen kleinen dunkelblauen Gucci-Straßenschuh, genau wie der, den Peepsie Cunningham trug, im Rinnstein vor dem Haus, als Hazel und ich ins Taxi stiegen.«
    »Und?«
    »Und ich hob ihn auf und steckte ihn in meine Tasche.«
    Carlos stöhnte laut auf.
    »Ich bin sicher, daß er Peepsie Cunningham gehörte.«
    »Aber?«
    »Aber die Zeitung schrieb, daß sie Haussandaletten trug, als sie sprang... oder stürzte.«
    »Oder stürzte?« Carlos warf sich rücklings auf das Sofa. »Mädchen, Mädchen, du hast es wieder getan. Ich kann’s nicht glauben. Du bist direkt in einen Mordfall hineinspaziert.«

Es war nicht leicht, quer durch die Stadt zu Smith’ Wohnung zu kommen, obwohl es endlich aufgehört hatte zu schneien. Der Himmel wölbte sich wie eine Kuppel, und hier und da funkelten Sterne.
    Wetzon hatte hohe Gummireitstiefel angezogen und steckte ihre Schuhe in eine Plastiktüte und die Tüte in eine der tiefen Taschen des Mantels. Es waren keine Taxis in Sicht, wie Edward, der Nachtportier, grämlich prophezeit hatte, als sie ihm den Umschlag mit dem Schlüssel für Silvestri gab.
    Als sie das Rasseln der Schneeketten hörte und die Scheinwerfer des Busses auf sich zukommen sah, nahm sie ihn bis zur Second Avenue. Weil keine Busse die Second Avenue herunterkamen, stapfte sie die neun Straßen zu Smith’ Wohnung in der 77. Street, obwohl sie eine Umsteigekarte hatte.
    Es war eine herrliche Nacht. Trotzdem wäre sie lieber zu Hause geblieben und hätte den Abend damit verbracht, sich von Carlos den neusten Klatsch erzählen zu lassen, aber sie wußte, daß Smith sich hintergangen gefühlt hätte, wenn sie nicht zu ihrer Party gekommen wäre. Es war Mord, zwischen den Fronten zu stehen, wenn Carlos und Smith ihre Kämpfe ausfochten.
    Mord. Es war Mord. Was mit Peepsie Cunningham geschehen war, war Mord.
    Sie läutete an Smith’ Wohnung.
    Smith riß die Tür auf. »Na also, Wetzon, endlich«, rief sie. Sie war sehr aufgekratzt, vielleicht ein wenig angeheitert. »Wo bist du so lange gewesen?«
    »Es ist nur der kleine Schneesturm da draußen, Smith«, begann Wetzon. Sie bückte sich, um die Stiefel auszuziehen, und stellte sie zu der ganzen übrigen Sturmausrüstung, die sich vor Smith’ Wohnung häufte. Über Smith’ Schulter sah sie die glitzernde Schar der Gäste, die sich alle in Schale geworfen hatten.
    »Steh hier nicht herum, Zuckerstück, komm, hier herein.« Smith zerrte sie buchstäblich durch das Gedränge ins Schlafzimmer, wo ein Kleiderständer aufgestellt war. Er bog sich unter den Pelzmänteln.
    »Tag, Wetzon«, sagte Mark und half ihr aus dem Mantel. Er trug einen schicken grauen Flanellanzug, in dem er für seine dreizehn Jahre sehr erwachsen aussah.
    Wetzon küßte ihn auf die Wange. Sie waren jetzt gleich groß. »Hallo«, sagte sie. »Du holst mich schnell ein, Junge, Junge.« Sie rieb den roten Fleck von ihrem Lippenstift von seiner Wange.
    »Wie gefällt dir mein Baby?« fragte Smith stolz, einen Arm um die Schultern ihres Sohnes. »Ist er nicht ein prächtiger Bursche?«
    Mark sah seine Mutter voller Bewunderung an. Smith gab ihm einen liebevollen Klaps aufs Hinterteil. »Sieh mal nach, ob alle versorgt sind, Baby.«
    Smith wirkte wie eine Statue in einem roten, paillettenbesetzten Pullover mit tiefem rundem Ausschnitt vorn und hinten und schwarzen Seidenhosen. Sie hatte ein passendes rotes, ebenso glitzerndes Band um das lockige dunkle Haar.
    »Du siehst richtig exotisch aus, Smith«,

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