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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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weitergehen, und dann wies ein Schnaufen darauf hin, daß die alte Hexe wieder erwacht war.
    »Bist du stark im Glauben?« fragte sie. Sie schien nicht bereit zu sein, die Dinge ruhen zu lassen.
Himmelwärts seufzte. »Ich versuche es.«
»Aber bestimmt liest du viele Bücher. Und es ist schwer, fest im Glauben zu sein, wenn man viele Bücher liest.«
    Himmelwärts war froh, daß sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Schaute ihm Oma Wetterwachs von hinten in den Kopf?
»Ja«, antwortete er.
    »Aber du glaubst trotzdem, oder?«
»Ja.«
»Warum?«
»Ohne meinen Glauben hätte ich überhaupt nichts.«
Er wartete eine Zeitlang und startete dann einen Gegenangriff. »Glaubst du an nichts, Frau Wetterwachs?«
Einige Sekunden herrschte Stille, während der Maulesel über moosbewachsene Baumwurzeln hinwegtrat. Hinter ihnen erklang ein Geräusch wie von einem Pferd, aber es verlor sich im Seufzen des Winds.
    »Oh, ich glaube an Tee und den Sonnenaufgang und so etwas«, entgegnete Oma.
»Ich meinte Religion.«
    »Ich kenne einige Götter hier in den Bergen, wenn du darauf hinauswillst.«
Himmelwärts seufzte. »Viele Menschen finden großen Trost im Glauben«, sagte er und bedauerte, daß er nicht zu ihnen gehörte.
    »Gut.«
»Tatsächlich? Ich hätte mit Widerspruch gerechnet.«
»Solange sich die Leute anständig benehmen, steht es mir nicht zu, ihnen zu sagen, woran sie glauben sollen.«
    »Aber fühlst du dich nicht dazu hingezogen, in besonders dunklen Stunden?«
»Nein. Ich habe schon eine Wärmflasche.«
Der Sanfte Falke schlug mit den Flügeln. Himmelwärts starrte in den feuchten, dunklen Nebel. Ärger quoll plötzlich in ihm empor. »Und du glaubst, das macht Religion aus, wie?« fragte er und versuchte, sein Temperament unter Kontrolle zu halten.
»Normalerweise denke ich gar nicht darüber nach«, sagte die Stimme hinter ihm.
Sie klang leiser und schwächer. Omas Hand tastete nach seinem Arm, um sich daran festzuhalten…
»Ist alles in Ordnung mit dir?« fragte Himmelwärts.
    »Ich wünschte, dieses Tier würde schneller laufen… Ich bin nicht ganz ich selbst.«
»Wir könnten anhalten und eine Pause einlegen!«
    »Nein! Jetzt ist es nicht mehr weit! Oh, ich bin so dumm gewesen…«
    Donner grollte. Die Hand rutschte vom Arm des Priesters, und kurz darauf verriet ein dumpfes Pochen, daß Oma Wetterwachs auf dem Boden gelandet war.
    Sofort sprang Himmelwärts vom Rücken des Maulesels herunter. Oma lag mit geschlossenen Augen im Moos, und als er nach ihrer Hand griff, fühlte er einen erschreckend schwachen Puls. Außerdem war ihre Haut eiskalt.
    Er klopfte ihr vorsichtig auf die Wangen, und schließlich kamen ihre Lider nach oben.
    »Wenn du jetzt noch einmal auf Religion zu sprechen kommst, ziehe ich dir das Fell über die Ohren«, keuchte Oma. Erneut schloß sie die Augen.
    Himmelwärts setzte sich, um wieder zu Atem zu kommen. Eiskalt… Ja, Kälte ging von ihr aus, als bemühte sie sich die ganze Zeit, jede Art Wärme von sich fernzuhalten.
    Wieder hörte er Geräusche, die von einem Pferd stammten, und das leise Klirren von Zaumzeug gesellte sich hinzu. Dann war es still.
    »Hallo?« fragte Himmelwärts. Er stand auf und versuchte, den Reiter in der Dunkelheit zu erkennen, aber er sah nur einen vagen Schemen, noch immer ein ganzes Stück entfernt.
    »Folgst du uns? Hallo?«
Der Priester ging einige Schritte und sah das Pferd – mit gesenktem Kopf stand es im Regen. Der Reiter blieb ein Schatten im Dunkeln.
    Von jäher Furcht erfaßt, eilte Himmelwärts zu Oma zurück. Dort zog er den nassen Mantel aus und deckte sie damit zu, obwohl das eigentlich nicht viel nützte. Dann sah er sich um und hielt nach etwas Ausschau, das sich für ein Feuer eignete. Feuer, genau das richtige Mittel. Es brachte Leben und vertrieb die Dunkelheit.
    Doch die Bäume waren allesamt hohe Tannen, und mit dem nassen Adlerfarn zwischen ihnen ließ sich kaum etwas anfangen. Hier gab es nichts Brennbares.
    Himmelwärts griff in die Tasche und fand die gewachste Schachtel mit seinen letzten Streichhölzern. Einige trockene Zweige oder Grasbüschel genügten, irgend etwas, mit dem sich weitere Zweige trocknen ließen…
    Regen tropfte durch das Hemd des Priesters. Die Luft war voller Wasser.
    Er beugte sich vor, damit sein Hut die Tropfen fernhielt, zog dann das Buch Om aus der Tasche, in der Hoffnung, daß es ihm Trost spendete. In einer solchen Zeit der Not würde ihm Om bestimmt den Weg weisen…
    Ich habe schon eine Wärmflasche…

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