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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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bitten. Geh jetzt und hol den Maulesel. Andernfalls wird Om zornig, nehme ich an.«
    »Aber du kannst doch kaum stehen!«
    »Ich bin sehr wohl imstande, mich auf den Beinen zu halten! Geh
    jetzt.«
    Himmelwärts wandte sich an die versammelten Lancrestianer.
    »Ihr könnt doch nicht erlauben, daß eine arme alte Frau in einer stür-
    mischen Nacht loszieht, um irgendwelchen Ungeheuern gegenüberzutre-
    ten.«
    Eine Zeitlang beobachteten die Oggs den Priester interessiert, um fest-
    zustellen, ob ihm irgend etwas Scheußliches zustieß.
    Dann fragte jemand, der ziemlich weit hinten stand: »Warum sol ten
    wir uns darum scheren, was mit Ungeheuern passiert?«
    Und Shawn Ogg sagte: »Das ist Oma Wetterwachs.«
    »Aber sie ist eine alte Frau!« beharrte Hilbert Himmelwärts.
    Die Menge wich einen Schritt zurück. In der Nähe dieses Mannes
    konnte es recht gefährlich werden.
    »Würdet ihr in einer solchen Nacht al ein durch den Wald gehen?« fragte Himmelwärts.
    Weit hinten erwiderte die Stimme: »Kommt darauf an, ob ich wüßte,
    wo sich Oma Wetterwachs aufhält.«
    »Glaub nur nicht, das wäre meiner Aufmerksamkeit entgangen, Sodo-
    mie Fuhrmann«, sagte Oma, aber in ihrer Stimme lag ein Hauch Zufrie-
    denheit. »Bist du nun bereit, deinen Maulesel zu holen, Himmelwärts?«
    »Bist du sicher, daß du gehen kannst?«
    »Natürlich kann ich gehen!«
    Himmelwärts gab auf. Oma zeigte der Menge ein triumphierendes
    Grinsen und marschierte zum Stall, gefolgt von dem Priester.
    Als er um die Ecke eilte, stieß er fast mit ihr zusammen – sie stand wie
    erstarrt.
    »Beobachtet mich jemand?« fragte sie.
    »Was? Nein, ich glaube nicht. Abgesehen von mir.«
    »Du zählst nicht«, sagte Oma.
    Ihre Schultern sanken nach unten, und fast wäre sie zusammengebro-
    chen. Himmelwärts hielt sie fest, obwohl sie versuchte, seinen Arm bei-
    seite zu stoßen. Der Sanfte Falke schlug wie verzweifelt mit den Flügeln.
    »Laß mich los! Ich bin nur ausgerutscht, das ist alles!«
    »Ja, ja, natürlich«, erwiderte er in beschwichtigendem Tonfall. »Du bist
    nur ausgerutscht.«
    »Und komm mir jetzt bloß nicht auf die tröstende Tour.«
    »Ja, ja, schon gut. «
    »Ich bin durchaus fähig, mit allem allein fertigzuwerden.«
    »Solange du nicht ausrutschst…«
    »Ja.«
    »Also sollte ich vielleicht deinen Arm nehmen, denn hier gibt es wirk-
    lich jede Menge Schlamm.«
    Das wenige Licht reichte gerade aus, Omas Gesicht zu erkennen. Die
    alte Hexe schien mit sich selbst zu ringen.
    »Nun, wenn du fürchtest, das Gleichgewicht zu verlieren und zu fal-
    len…«, sagte sie.
    »Ja, genau«, erwiderte Himmelwärts dankbar. »Um ganz ehrlich zu sein:
    Eben wäre ich fast mit dem Fuß umgeknickt.«
    »Ich war schon immer der Meinung, daß es den jungen Leuten von
    heute an Durchhaltevermögen mangelt«, sagte Oma versuchsweise.
    »Das stimmt. Wir haben kein Durchhaltevermögen.«
    »Und vermutlich kannst du nicht so gut sehen wie ich, weil du zuviel
    gelesen hast«, fügte Oma Wetterwachs hinzu.
    »Da hast du völlig recht. Ich bin stockblind.«
    »Na schön.«
    Sie setzten den Weg zum Stall fort, wobei sie gelegentlich schwankten.
    Der Maulesel schüttelte den Kopf, als sich Oma Wetterwachs seiner
    Box näherte. Er ahnte Schwierigkeiten.
    »Er kann ein bißchen störrisch sein«, sagte Himmelwärts.
    »Tatsächlich?« entgegnete Oma. »Vielleicht kenne ich ein Mittel dage-
    gen.«
    Sie wankte zu dem Tier, zog ein Ohr auf die Höhe ihres Mundes und
    flüsterte etwas. Der Maulesel blinzelte.
    »Das wäre geregelt«, sagte sie. »Hilf mir hoch.«
    »Ich lege ihm nur schnell das Zaumzeug an…«
    »Junger Mann, ich mag derzeit nicht in bester Verfassung sein, aber
    wenn ich bei irgendeinem Tier Zaumzeug brauche, kannst du mich mit
    einer Schaufel zu Bett bringen. Hilf mir hoch und sei so freundlich, dabei
    den Blick abzuwenden.«
    Himmelwärts faltete die Hände zu einem Steigbügel und half Oma in
    den Sattel.
    »Ich sol te dich begleiten…«
    »Es gibt hier keinen zweiten Maulesel. Und außerdem wärst du nur
    hinderlich. Ich müßte mir die ganze Zeit Sorgen um dich machen.«
    Langsam rutschte sie auf der anderen Seite des Sattels herunter und
    landete im Stroh. Der Sanfte Falke flatterte empor und ließ sich auf ei-
    nem Balken nieder. Himmelwärts war zu sehr auf Oma konzentriert, um
    sich zu fragen, wie der Vogel trotz seiner Haube so zielsicher fliegen
    konnte.
    »Na so was!«
    »Frau Wetterwachs, ich kenne mich ein wenig mit Medizin aus! In

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