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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gut, und in dieser Woche habe ich sieben Dollar verdient...«
    so sagte man es dem Betreffenden ins Gesicht. Auf diese Weise blieb
    al es hübsch am Brodeln.
    Agnes trat behutsam durch die Menge und kam sich dumm vor. So
    fühlte sie sich oft. Jetzt wußte sie, warum Magrat Knoblauch immer so
    komische weite Kleider getragen und auf einen spitzen Hut verzichtet
    hatte. Trage einen spitzen Hut und schwarze Klamotten – bei Agnes war
    dafür ziemlich viel schwarzer Stoff erforderlich –, und schon sehen dich
    die Leute mit anderen Augen. Dann bist du eine Hexe. Das brachte natürlich auch Vorteile mit sich. Zu den Nachteilen gehörte, daß man von Leuten, die in Schwierigkeiten waren, um Hilfe gebeten wurde – und nie
    zogen sie auch nur eine Sekunde lang in Erwägung, daß man ihre Prob-
    leme nicht lösen konnte.
    Zumindest begegnete man Agnes mit Respekt. Das galt selbst für Leu-
    te, die sie gekannt hatten, bevor man ihr erlaubte, den schwarzen Hut zu tragen. Sie machten ihr Platz, wenn sie sich näherte. Andererseits neigten
    die Leute ohnehin dazu, wenn Agnes heranrauschte.
    »Guten Abend, Fräulein…«
    Sie drehte sich um und sah Festgreifaah in vol er offizieller Montur.
    Es war wichtig, bei solchen Gelegenheiten nicht zu lächeln; deshalb
    blieb Agnes ernst, während hinter ihrer Stirn Perditas hysterisches La-
    chen erklang.
    Sie hatte Festgreifaah gelegentlich gesehen, am Waldrand oder im
    Moor. Meistens war der königliche Falkner damit beschäftigt, sich seine
    Vögel vom Leib zu halten, die ihn allein zum Zeitvertreib angriffen. Was
    bei König Henry bedeutete, daß Festgreifaah angehoben und dann fal en
    gelassen wurde – der Adler hielt den Falkner offenbar für eine besonders
    groß geratene Schildkröte.
    Man konnte ihn nicht als schlechten Falkner bezeichnen. Noch einige
    andere Leute in Lancre hielten sich Falken, und er war einer der besten
    Abrichter in den Spitzhornbergen. Das lag vermutlich an seiner Beharr-
    lichkeit. Allerdings richtete er seine Vögel so gut ab, daß sie irgendwann
    unbedingt feststellen wol ten, wie er schmeckte. Er hatte es nicht ver-
    dient. Ebensowenig verdiente er diese Kleidung. Wenn er sich nicht ge-
    rade in der Gesellschaft von König Henry aufhielt, trug er Leder und
    mindestens drei Pflaster. Jetzt steckte er in etwas, das vor Jahrhunderten
    von jemandem geschaffen worden war, der eine sehr schwärmerische
    Vorstel ung vom Land gehabt hatte. Für solche Kleidung konnte nur
    jemand verantwortlich sein, der noch nie durch Brombeersträucher ge-
    krochen war, während ein Falke an seinem Ohr hing. Das Zeug hatte
    viele rote und goldfarbene Stellen und hätte bei jemandem, der mindes-
    tens sechzig Zentimeter größer und mit den richtigen Beinen für rote
    Kniestrümpfe ausgestattet war, ganz ordentlich ausgesehen. Über den
    Hut sprach man am besten gar nicht. Und wenn doch, eigneten sich zur
    Beschreibung Worte wie »groß, rot und schlapp«. Eine Feder steckte
    darin.
    »Fräulein Nitt?« fragte Festgreifaah.
    »Entschuldigung… Ich habe deinen Hut betrachtet.«
    »Sieht gut aus, nicht wahr?« erwiderte Festgreifaah liebenswürdig. »Das
    ist William. Sie ist ein Bussard, hält sich jedoch für ein Huhn. Kann lei-
    der nicht fliegen. Ich muß ihr beibringen, wie man jagt.«
    Agnes reckte mehrmals den Hals, um nach religiöser Aktivität Aus-
    schau zu halten, doch das ein wenig zerzaust wirkende Geschöpf auf
    Festgreifaahs Handgelenk beanspruchte immer mehr von ihrer Auf-
    merksamkeit.
    »Wie man jagt?« wiederholte Agnes.
    »Sie kriecht in einen Bau hinein und tritt das Kaninchen darin zu Tode.
    Und ich habe ihr fast das Krähen abgewöhnt, stimmt’s, William?«
    »William?« fragte Agnes. »Oh… ja.« Sie erinnerte sich daran, daß ein
    Falkner jeden seiner Falken »sie« nannte.
    »Hast du hier irgendwelche Omnianer bemerkt?« flüsterte sie und
    beugte sich dabei zu Festgreifaah vor.
    »Was sind das für Vögel, Fräulein?« erwiderte der Falkner unsicher. Er
    wirkte immer ein wenig besorgt, wenn sich das Gespräch nicht um Fal-
    ken drehte, wie jemand mit einem großen Wörterbuch, in dem er das
    Stichwortverzeichnis nicht finden konnte.
    »Oh, äh… schon gut.« Agnes’ Blick kehrte noch einmal zu Wil iam zu-
    rück. »Wie? Ich meine, wie ist es möglich, daß sich ein solcher Vogel für
    ein Huhn hält?«
    »Kann ganz leicht passieren, Fräulein«, erwiderte Festgreifaah. »Tho-
    mas Unvergleichlich drüben aus dem Blöden Kaff stibitzte ein Ei

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