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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und
    legte es unter eine brütende Henne. Er nahm das Huhn nicht rechtzeitig
    weg, und William sagte sich: Wenn meine Mutter ein Huhn ist, dann bin
    ich ebenfal s eins.«
    »Nun, das ist…«
    »So passiert’s, Fräulein. Wenn sie bei mir ausschlüpfen, gebe ich immer
    acht. Ich habe da einen besonderen Handschuh, Fräulein…«
    »Das ist wirklich sehr interessant, aber ich muß jetzt gehen«, sagte Ag-
    nes rasch.
    »Ja, Fräulein.«
    Sie hatte den Gesuchten bemerkt – er wanderte durch den Großen
    Saal.
    Etwas Unverkennbares haftete an ihm. Man hätte ihn fast für eine He-
    xe halten können. Es lag nicht etwa an dem schwarzen Mantel, der an
    den Knien endete und zwei Beine zeigte, die in grauen Socken und San-
    dalen endeten; auch nicht an dem schwarzen Hut, der nur einen kleinen
    Kopf bedeckte, dessen Krempe jedoch genug Platz für die Tel er einer
    umfangreichen Mahlzeit bot. Der Grund war vielmehr: Der Priester be-
    wegte sich in einem kleinen freien Bereich, der ihn auf Schritt und Tritt
    begleitete. Bei Hexen verhielt es sich ähnlich – niemand wollte einer He-
    xe zu nahe sein.
    Das Gesicht konnte Agnes nicht erkennen. Der Mann ging schnur-
    stracks zum Büffettisch.
    »Entschuldige bitte, Fräulein Nitt…«
    Shawn erschien an ihrer Seite. Er stand ganz steif, denn unvorsichtige
    Bewegungen führten dazu, daß sich die Perücke auf seinem Kopf drehte.
    »Ja, Shawn?« fragte Agnes.
    »Die Königin möchte dich sprechen«, sagte Shawn.
    »Mich?«
    »Ja, Fräulein. Sie ist im Gräßlich Grünen Salon, Fräulein.« Shawn
    wandte sich langsam ab, und die Perücke behielt die Position auf seinem
    Kopf bei.
    Agnes zögerte. Vermutlich war dies ein königlicher Befehl, selbst wenn
    er von Magrat Knoblauch stammte, was bedeutete: Er war wichtiger als
    die Anweisungen Nanny Oggs. Außerdem hatte sie den Priester inzwi-
    schen gefunden, und er erweckte nicht den Eindruck, daß er bei den
    Appetithäppchen jemanden verbrennen wol te. Sie machte sich auf den
    Weg.

    Eine kleine Luke schwang hinter dem trübseligen Igor auf.
    »Warum haben wir diesmal angehalten?«
    »Weil ein Troll im Weg fteht, Herr.«
    »Ein was?«
    Igor rollte mit den Augen. »Ein Troll fteht im Weg«, sagte er.
    Die Luke klappte zu. Im Innern der Kutsche erhob sich Flüstern. Die
    Luke öffnete sich.
    »Du meinst, ein Trol ?«
    » Ja, Herr.«
    »Überfahr ihn einfach!«
    Der Troll kam näher und hielt eine Fackel hoch. Vor kurzer Zeit hatte
    jemand gesagt: »Dieser Troll braucht eine Uniform.« Doch das Arsenal
    enthielt nur ein passendes Objekt: einen Helm. Und der mußte an dem
    Kopf festgebunden werden, damit er nicht herunterfiel.
    »Der alte Graf hätte mich nie aufgefordert, einen Trol zu überrfah-
    ren«, brummte Igor halblaut. »Aber er war ein Gentleman .«
    »Wie bitte?« erklang die scharfe Stimme einer Frau.
    Der Trol erreichte die Kutsche und schmetterte respektvol die Fin-
    gerknöchel gegen den Helm.
    »Nabend«, sagte er. »Dies ein wenig peinlich ist. Du kennst einen
    Pfahl?«
    »Pfahl?« wiederholte Igor argwöhnisch.
    »Ein langes Ding aus Holz…«
    »Ja? Und? Waf ift damit?«
    »Du dir einfach vorstel en, das liegt ein schwarz und gelb gestreifter
    Pfahl über der Straße, ja? Äh, leider wir haben nur einen, und er heute
    nacht wird gebraucht am Kupferkopfweg.«
    Die Luke öffnete sich.
    »Na los, Mann! Überfahr ihn endlich!«
    »Ich losgehen könnte, um zu holen ihn«, sagte der Troll und trat ner-
    vös von einem großen Fuß auf den anderen. »Al erdings er erst morgen
    hier wäre, ja? Oder du so tun könntest, als versperrte er Weg hier, und
    ich bereit bin, ihn zu heben, ja?«
    »Na schön«, sagte Igor und schenkte dem Geschimpfe in der Kutsche
    keine Beachtung. Der alte Graf war immer freundlich zu Trollen gewe-
    sen, auch wenn man sie nicht beißen konnte, und das verriet echte Klasse bei einem Vampir.
    »Aber erst muß ich stempeln etwas«, fuhr der Troll fort. Er hob eine
    halbe Kartoffel und einen mit Farbe getränkten Lappen.
    »Warum?«
    »Um zu zeigen, daß ihr seid vorbei an mir«, erklärte der Troll.
    »Ja, aber wir find doch an dir vorbei«, sagte Igor. »Ich meine, wenn unf
    die Leute fehen, dürfte wohl kaum ein Zweifel daran beftehen, daf wir
    an dir vorbei find.«
    »Aber der Stempel alles macht offiziell «, beharrte der Troll.
    »Waf paffiert, wenn wir einfach weiterfahren?« fragte Igor.
    »Äh… dann ich hebe den Pfahl nicht an«, antwortete der Troll.
    In einem metaphysischen Rätsel

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