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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nichts…«, begann er. Vlad sprang zurück und
    hob eine Hand vor die Augen.
    »Es schmerzt !« rief er.
    »Meine Güte, offenbar habt ihr beide nicht ausreichend geübt…« Der
    Graf drehte das Pappstück, um selbst einen Blick darauf zu werfen.
    Eine Sekunde später verdrehte er die Augen und versuchte sich abzu-
    wenden.
    »Was hast du uns nur angetan!« heulte Lacrimosa. »Du hast uns beige-
    bracht, Hunderte von religiösen Symbolen zu erkennen! Sie sind überal !
    Jede Religion hat ihre eigenen! Du hast uns das gelehrt, du dummer Mistkerl! Linien und Kreuze und Kreise… Oh…« Sie bemerkte die steinerne Wand hinter ihrem Bruder und schauderte. »Wohin ich auch bli-
    cke – überal sehe ich etwas Heiliges! Du hast uns beigebracht, Muster zu erkennen!« fauchte die junge Vampirin und bleckte die Zähne.
    »Bald beginnt die Morgendämmerung«, sagte die Gräfin nervös.
    »Könnte sie uns Schmerzen bereiten?«
    »Natürlich nicht!« rief der Graf Elstyr, als die anderen zum blassen
    Licht emporsahen, das durch ein hohes Fenster fiel. »Es ist eine erlernte
    psychochromatische Reaktion! Nichts weiter als Aberglaube! Alles spielt
    sich in unserem eigenen Denken und Empfinden ab!«
    »Was spielt sich dort sonst noch ab, Vater?« fragte Vlad kühl.
    Der Graf ging mit langsamen Schritten und versuchte dabei, Lacrimosa
    im Auge zu behalten. Sie krümmte die Finger und knurrte.
    »Ich habe dich gefragt, was…«
    »In unserem Bewußtsein stecken nur die Dinge, die wir selbst gestaltet
    haben!« donnerte der Graf. »Ich habe das Selbst der alten Hexe gesehen!
    Es ist schwach. Sie verläßt sich auf Tricks! Sie kann unmöglich einen Weg in unser Ich gefunden haben! Ich frage mich, ob es hier ganz andere
    Pläne gibt…«
    Er sah Lacrimosa an und zeigte ebenfal s die Zähne.
    Die Gräfin fächerte sich mit wachsender Verzweiflung Luft zu. »Nun,
    ich glaube, wir regen uns ein bißchen zu sehr auf«, sagte sie. »Wir sollten uns hinsetzen und eine Tasse… eine… eine Tasse Tee…«
    »Wir sind Vampire!« kreischte Lacrimosa.
    »Dann sol ten wir uns auch wie welche verhalten!« rief der Graf.

    Agnes öffnete ein Auge und trat zu. Der Mann mit Hammer und Pflock
    verlor jedes Interesse an Vampiren und auch das Bewußtsein.
    »Whsz…« Agnes zog einen Gegenstand aus ihrem Mund und stel te
    fest, daß es sich um eine Feige handelte. »Geht es einfach nicht in eure
    dummen Köpfe, daß ich kein Vampir bin? Und dies dürfte wohl kaum
    eine Zitrone sein. Und an eurer Stelle würde ich den Burschen mit dem
    Pflock im Auge behalten. Er ist etwas übereifrig. Vielleicht gibt es ir-
    gendeinen psychologischen Grund dafür…«
    »Ich hätte nicht zugelassen, daß er ihn benutzt«, erklang Piotrs Stimme
    dicht an ihrem Ohr. »Aber du hast dich seltsam verhalten und bist dann
    zusammengebrochen. Deshalb waren wir uns nicht ganz sicher, als was
    du erwachen würdest.«
    Er stand auf. Die Bürger von Eskrau warteten bei den Bäumen, und im
    flackernden Fackelschein wirkten ihre Gesichter hohlwangig.
    »Alles klar, sie ist noch immer kein Vampir«, sagte Piotr. Die Leute
    entspannten sich ein wenig.
    Du hast dich wirklich verändert, sagte Perdita.
    »Du bist nicht davon betroffen?« fragte Agnes. Sie fühlte sich wie am
    Ende eines Bindfadens, den jemand auf und ab bewegte.
    Nein. Ich bin der Teil von dir, der wachsam Ausschau hält, erinnerst du dich?
    »Wie bitte?« fragte Piotr.
    »Ich hoffe wirklich, daß dies bald aufhört«, sagte Agnes. »Ich stolpere
    dauernd über meine eigenen Füße! Ich gehe falsch! Mein ganzer Körper
    fühlt sich falsch an!«
    »Äh… sol en wir den Weg zum Schloß fortsetzen?« fragte Piotr.
    » Sie ist bereits da«, erwiderte Agnes. »Ich weiß nicht, wie es ihr gelungen ist, aber…«
    Sie unterbrach sich, sah die besorgten Gesichter und dachte plötzlich
    so wie Oma Wetterwachs.
    »Ja«, sagte sie langsamer. »Wir sollten uns möglichst schnell zum
    Schloß begeben. Damit die Leute ihre Vampire selbst töten können.«

    Nanny eilte die Treppe hinunter.
    »Ich wußte es!« schnaufte sie. »Das dort unten ist Esme Wetterwachs.
    Ich hab’s dir ja gesagt! Ich wußte, daß sie nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet hat! Ha, ich möchte den Blutsauger sehen, der es schafft, sie zu
    überwältigen!«
    »Ich nicht«, erwiderte Igor mit Nachdruck.
    Nanny trat über einen Vampir hinweg, der etwas Bestimmtes im Schat-
    ten übersehen hatte – einen Stolperdraht, ein schweres Gewicht und
    einen Pflock.

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