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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sinnvoll. Der Graf war zweifel-
    los ein sehr vernünftiger Mann. Wer anders dachte, verdiente den Tod.
    »Und wir sind nur Menschen«, fuhr der Graf fort. »Nun, eigentlich
    nicht nur Menschen. Wenn man uns sticht – bluten wir dann nicht?
    Welch eine Verschwendung.«
    Sie haben dich erneut erwischt, erklang eine Stimme hinter Agnes’ Stirn.
    Vlad drehte ruckartig den Kopf, und Agnes fühlte seinen durchdrin-
    genden Blick.
    »Immerhin sind wir auf der Höhe der Zeit«, sagte der Graf. »Und ich
    muß sagen: Uns gefäl t, was du mit diesem Schloß gemacht hast.«
    »Ach, die Fackeln daheim«, stöhnte die Gräfin und rol te mit den Au-
    gen. »Und dann einige der Dinge im Verlies… Als ich sie sah, wäre ich
    fast vor Scham gestorben. Wie… vor fünfzehn Jahrhunderten. Wenn man ein Vampir ist, so ist man eben ein Vampir.« Sie lächelte mißbilligend. »Sär-ge, ja, natürlich. Aber man muß doch nicht dauernd herumschleichen, als
    schämte man sich der eigenen Natur. Wir al e haben… Bedürfnisse.«
    Ihr steht da wie Kaninchen vor einem Fuchs! heulte Perdita in den Gewölben von Agnes’ Gehirn.
    »Oh!« Die Gräfin klatschte in die Hände. »Wie ich sehe, habt ihr ein
    Pianoforte!«
    Es stand unter einem Tuch in der Ecke, und zwar schon seit Monaten.
    Verence hatte eins bestel t, weil solche Musikinstrumente als äußerst
    schick galten, aber es gab nur eine Person, die wirklich mit Freuden dar-
    auf spielte: Nanny Ogg. Sie war gelegentlich vorbeigekommen, um ein
    wenig auf den Tasten zu klimpern.* Auf Magrats Befehl hin wurde das
    Ding zugedeckt, und es ging das Gerücht, sie hätte Verence das Fel über
    die Ohren gezogen, weil er etwas gekauft hatte, das ein toter Elefant war.
    »Lacrimosa würde so gern für uns spielen«, befahl die Gräfin.
    »Ach, Mutter «, erwiderte Lacrimosa.
    »Wir finden bestimmt großen Gefal en daran«, sagte Verence. Agnes
    bemerkte den Schweiß in seinem Gesicht nur deshalb, weil Perdita dar-
    auf hinwies. Er versucht, dagegen anzukämpfen. Bist du nicht froh, daß du mich hast?
    Sie holten ein Bündel Notenpapier aus dem Pianostuhl hervor, und die
    junge Dame nahm Platz. Sie sah Agnes an, bevor sie begann. Es funkte
    zwischen ihnen, aber diese Funken erforderten die Evakuierung des gan-
    zen Gebäudes.
    Es ist nichts als Krach, sagte Perdita nach den ersten Takten. Aber al e sehen so hingerissen aus, als klänge es wundervol !
    Agnes konzentrierte sich. Die Musik war herrlich, aber wenn sie mit
    Perditas Hilfe wirklich darauf achtete… dann verschwand sie plötzlich.
    Dann hörte es sich so an, als spielte jemand Tonleitern, und das ebenso
    schlecht wie zornig.
    Ich kann jederzeit darauf hinweisen, dachte Agnes. Wann immer es mir
    gefällt. Ich brauche nur den Mund zu öffnen und es zu sagen.
    Al e anderen applaudierten höflich. Agnes versuchte, ihrem Beispiel zu
    folgen, aber ihr linker Arm streikte plötzlich – dort wurde Perdita stär-
    ker.
    Vlad erschien so schnel an ihrer Seite, als hätte er sich überhaupt nicht
    bewegt.
    »Du bist eine… faszinierende Frau, Fräulein Nitt«, sagte er. »Du hast

    * König Verence wollte, daß jemand eine Hymne für Lancre komponierte,
    wenn möglich mit einem Hinweis auf die schönen Bäume im Königreich, und
    er bot eine kleine Belohnung dafür an. Nanny Ogg witterte leicht zu verdienendes Geld, denn Hymnen haben immer nur eine Strophe. Besser gesagt: Sie
    haben alle die gleiche zweite Strophe. Sie lautet »Ta… tata… tata tam... tata...
    tata tam« und wird gesummt, bis sich die Leute an die letzte Zeile der ersten Strophe erinnern und diese ganz laut singen.
    so hübsches Haar, wenn ich das sagen darf. Wer ist Perdita?«
    »Eigentlich niemand«, murmelte Agnes. Sie kämpfte gegen den
    Wunsch an, die linke Hand zur Faust zu ballen. Perdita schrie erneut in
    ihrem Innern.
    Vlad berührte eine Strähne ihres Haars. An ihrem Haar gab es nichts
    auszusetzen, wußte Agnes. Es war exzellentes Haar, das bestrebt zu sein schien, eine Art Gegengewicht zum Körper zu bilden. Es glänzte, spaltete sich nie und zeichnete sich immer durch makelloses Verhalten aus,
    abgesehen von der Tendenz, Kämme zu fressen.
    »Kämme zu fressen?« fragte Vlad und wickelte sich die Strähne um den
    Finger.
    »Ja, es…«
    Er kann deine Gedanken lesen.
    Vlad wirkte so verwirrt wie jemand, der versucht, ein Geräusch in der
    Ferne zu identifizieren.
    »Du… kannst Widerstand leisten, nicht wahr?« sagte er. »Ich habe dich
    beobachtet, als Lacci auf

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