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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dem Piano spielte. Was man so spielen nennt.
    Hast du vielleicht Vampirblut in dir?«
    »Was? Nein!«
    »Nun, es ließe sich arrangieren, haha.« Vlad lächelte. Agnes vermutete,
    daß dieses Lächeln ansteckend wirkte, aber das galt auch für Masern. Es
    füllte ihre unmittelbare Zukunft. Etwas strömte ihr entgegen, stülpte sich
    rosarotem Flaum gleich über sie und teilte ihr mit: Es ist alles in Ord-
    nung, al es ist in bester Ordnung, du brauchst dir überhaupt keine Sor-
    gen zu machen…
    »Sieh dir nur Frau Ogg dort drüben an«, sagte Vlad. »Sie grinst wie ein
    Honigkuchenpferd. Und angeblich ist sie eine der mächtigsten Hexen in
    den Spitzhornbergen. Es ist fast betrüblich, nicht wahr?«
    Sag ihm, du weißt, daß er Gedanken lesen kann, befahl Perdita.
    Wieder dieser verwunderte, nachdenkliche Blick.
    »Du kannst…«, begann Agnes.
    »Nein, nicht in dem Sinne.« Vlads Antwort kam der Frage zuvor. »Man
    lernt nur, Personen zu verstehen und gewisse Zeichen zu deuten. Ja, man
    lernt eine Menge.« Er streckte sich auf dem Sofa aus, ließ ein Bein über
    die Armlehne baumeln und musterte Agnes nachdenklich.
    »Die Dinge werden sich ändern, Agnes Nitt«, fuhr er fort. »Mein Vater
    hat recht. Warum in dunklen Schlössern herumschleichen? Warum sich
    schämen? Wir sind Vampire. Beziehungsweise Vampyre. Vater legt gro-
    ßen Wert auf die neue Schreibweise. Er meint, sie steht für einen klaren
    Bruch mit einer dummen und abergläubischen Vergangenheit. Wie dem
    auch sei: Es ist nicht unsere Schuld. Wir sind als Vampire geboren.«
    »Ich dachte, man wird…«
    »Du dachtest, man wird durch einen Biß zum Vampir? Meine Güte,
    nein. Oh, wir können Leute in Vampire verwandeln – das ist ganz einfach.
    Aber welchen Sinn hat das? Wenn du… Was ißt du gern? Oh, ja… wenn
    du Schokolade ißt, möchtest du bestimmt nicht, daß daraus eine weitere
    Agnes Nitt wird. Dann bliebe weniger Schokolade für dich übrig.« Er
    seufzte. »Ach, wohin wir uns auch wenden – überal stoßen wir auf A-
    berglauben. In Wirklichkeit bist du schon seit zehn Minuten hier bei uns,
    und dein Hals weist überhaupt keine Bißspuren auf, nur ein wenig Seife,
    die du nicht abgewaschen hast.«
    Aus einem Reflex heraus hob Agnes die Hand zum Hals. »Wir bemer-
    ken solche Dinge«, sagte Vlad. »Und jetzt sind wir hier, um sie zu be-
    merken. Oh, Vater ist auf seine Art sehr einflußreich und außerdem ein
    fortschrittlicher Denker, aber ich glaube, selbst er erkennt nicht al e Möglichkeiten. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich darüber freue, daß wir jenen Ort verlassen haben, Fräulein Nitt. Die Werwölfe… meine
    Güte, die Werwölfe… Großartige Leute, kein Zweifel, und der Baron
    hat natürlich einen gewissen groben Stil, aber eigentlich läuft es nur auf
    eins hinaus: Gib ihnen eine gute Hirschjagd, einen warmen Platz am
    Kamin und einen großen Knochen – dann ist ihnen der Rest der Welt
    völ ig schnuppe. Wir haben uns alle Mühe gegeben, ja, das haben wir
    wirklich. Vater hat mit al er Kraft versucht, uns ins Jahrhundert des
    Flughunds zu bringen…«
    »Es ist fast vorbei«, warf Agnes ein.
    »Viel eicht ist er deshalb so eifrig«, vermutete Vlad. »Jener Ort steckt
    vol er…Überbleibsel. Ich meine… Zentauren? Ich bitte dich! Es ist nicht
    richtig, daß sie noch immer existieren. Sie sind einfach fehl am Platz.
    Und ehrlich gesagt: Mit den niederen Spezies steht’s ebenso schlimm.
    Trolle sind dumm, Zwerge verschlagen, Kobolde böse – und Gnome
    bleiben zwischen den Zähnen stecken. Es wird Zeit, daß sie verschwin-
    den, für immer. Wir setzen große Hoffnungen auf Lancre.« Er sah sich
    verächtlich um. »Aber erst müssen hier einige Dinge in Ordnung ge-
    bracht werden.«
    Agnes’ Blick glitt zu Nanny und ihren Söhnen. Wie hingerissen hörten
    sie sich die schlimmste Musik an, seit Shawn Oggs Dudelsack die Treppe
    hinuntergefal en war.
    »Ihr… wollt unser Land übernehmen?« fragte die junge Hexe. »Einfach
    so?«
    Vlad lächelte, stand auf und näherte sich ihr. »Ja. Ohne Blut zu vergie-
    ßen – im übertragenen Sinne. Du bist wirklich erstaunlich, Fräulein Nitt.
    Die Mädchen in Überwald sind wie Schafe. Aber du… Du verbirgst et-
    was vor mir. Einerseits spüre ich, daß du dich unter meinem Einfluß
    befindest, aber andererseits… bewahrst du dir einen freien Willen.« Er
    lachte leise. »Das finde ich herrlich.«
    Agnes spürte, wie sich ihr Geist entfaltete. Rosaroter Dunst

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