Ruhig Blut!
interessiert.
Nanny Ogg wich zurück und schwang den Schürhaken.
»Es ist alles in Ordnung «, sagte Agnes. »Ich bin’s wieder, Agnes Nitt…
Sie ist noch immer da, aber… Ich halte jetzt durch. Ja! Ja! Na schön! Ja,
sei jetzt endlich still… Hör mal, es ist mein Körper, und du bist nur ein Hirngespinst… Na gut, ich geb’s zu, es ist nicht ganz so einfach, aber…
Laß mich endlich mit Nanny reden!«
»Wer bist du jetzt?« fragte Nanny Ogg.
»Ich bin immer noch Agnes.« Sie rol te mit den Augen. »Na schön! Ich
bin Agnes, die Ratschläge von Perdita empfängt, und sie ist ebenfal s ich.
In gewisser Weise. Und ich bin nicht zu dick, herzlichen Dank!«
»Wie viele von dir stecken da drin?« fragte Nanny.
»Was soll das heißen, ›Platz für zehn‹?« entfuhr es Agnes. »Sei still! Hör
mal, Perdita meint, daß Vampire zu den Gästen auf dem Fest im Schloß
gehören. Die Elstyr-Familie. Perdita begreift einfach nicht, warum wir
uns so verhalten haben, wie wir uns verhalten haben. Die Vampire haben uns… beeinflußt, auch mich, und deshalb konnte Perdita durchbre… Ja,
ich sage es ihr!«
»Und wie war es ihr möglich, dem Einfluß zu widerstehen?« fragte
Nanny.
»Weil sie einen eigenen Willen hat! Nanny, erinnerst du dich an die
Worte der Elstyrs?«
»Jetzt, wo du es erwähnst… Nein, eigentlich nicht. Aber sie schienen
recht nett zu sein.«
»Erinnerst du dich an dein Gespräch mit Igor?«
»Wer ist Igor?«
Während der nächsten halben Stunde sahen die kleinen blauen Gestal-
ten interessiert zu.
Als die Zeit verstrichen war, lehnte sich Nanny zurück und starrte eine
Zeitlang an die Decke.
»Warum sollten wir ihr glauben?« fragte sie schließlich.
»Weil sie ich ist.«
»Es heißt, in jedem dicken Mädchen steckt ein dünnes und…«, begann
Nanny.
»Ja«, sagte Agnes bitter. »Ich hab’s gehört. Ja. Sie ist das dünne Mäd-
chen, und ich bin die viele Schokolade.«
Nanny beugte sich zu Agnes’ Ohr vor und hob die Stimme. »Wie
kommst du dort drin klar? Ist al es in Ordnung mit dir? Behandelt sie
dich gut?«
»Haha, Nanny. Sehr komisch.«
»Sie haben davon gesprochen, Blut zu trinken und Leute umzubringen,
und al e haben nur genickt und gemeint ›Oh, wie interessant‹?«
»Ja!«
»Und sie haben Knoblauch gegessen?«
»Ja!«
»Das ist doch unmöglich, oder?«
»Was weiß ich! Viel eicht war es die falsche Art von Knoblauch!«
Nanny rieb sich das Kinn. Sie war hin und her gerissen zwischen
vampirischer Offenbarung und brennender Neugier in bezug auf Perdita.
»Wie ist das mit Perdita?« fragte sie. »Wie… funktioniert das?«
Agnes seufzte. »Nun, kennst du den Teil von dir, der al e die Dinge un-
ternehmen möchte, vor denen du dich fürchtest, der al die Gedanken
denkt, die dich erschrecken?«
Nannys Gesicht blieb ausdruckslos, und Agnes fuhr unsicher fort:
»Zum Beispiel… dir die Kleidung vom Leib reißen und nackt im Regen
herumlaufen?«
»Oh, ich verstehe «, erwiderte Nanny.
»Nun… ich schätze, Perdita ist genau der Teil von mir.«
»Im Ernst?« meinte Nanny. » Ich bin immer dieser Teil von mir gewe-
sen. Wichtig ist, daß man nicht vergißt, wo man die Kleidung hingelegt
hat.«
Agnes erinnerte sich zu spät daran, daß Nanny Ogg in vielerlei Hin-
sicht eine sehr unkomplizierte Person war.
»Ja, ich glaube, ich weiß, was du meinst«, fuhr Nanny in nachdenkliche-
rem Tonfal fort. »Es gab Zeiten, als ich mir gewisse Dinge wünschte
und mich kaum zurückhalten konnte…« Sie schüttelte den Kopf. »Aber
Vampire… Verence wäre doch nicht so dumm, Vampiren eine Einla-
dung zu schicken.« Sie überlegte kurz. »Doch, er könnte sich tatsächlich
zu so was hinreißen lassen. Er sähe darin vermutlich eine zur Freund-
schaft ausgestreckte Hand oder etwas in der Art.«
Sie stand auf. »Na schön. Vermutlich sind sie noch im Schloß. Packen
wir’s sofort an. Du besorgst noch mehr Knoblauch und einige spitze Pflö-
cke. Ich hole Shawn, Jason und die anderen Jungs.«
»Das klappt nicht, Nanny. Perdita hat gesehen, wozu sie fähig sind.
Wenn du in ihre Nähe kommst, vergißt du alles über sie. Sie haben
Einfluß auf dein Denken.«
Nanny zögerte. »Ich kann nicht gerade behaupten, daß ich viel über
Vampire weiß«, sagte sie.
»Perdita glaubt, sie können auch unsere Gedanken lesen.«
»Für so was ist Esme zuständig«, sagte Nanny. »Mit dem Geist herum-
pfuschen und so. Das ist wie Speis und Trank für
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