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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sie.«
    »Nanny, sie sprachen davon, hier bei uns zu bleiben ! Wir müssen etwas unternehmen !«
    »Nun, wo ist sie?« Nanny jammerte fast. »Esme sol te sich um diese Sache kümmern.«
    »Viel eicht haben die Vampire sie als erste erwischt.«
    »Das glaubst du doch nicht im Ernst!« Nanny schien jetzt der Panik
    nahe zu sein. »Ich kann mir keinen Vampir vorstellen, der seine Zähne in
    Esme bohrt.«
    »Keine Sorge, eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.« Perdita
    hatte diese Wörter gesprochen, aber Agnes empfing den Schlag. Es war
    keine mehr oder weniger freundliche Ohrfeige. Nanny Ogg hatte stram-
    me Söhne großgezogen – der Ogg-Unterarm war eine eigene Macht.
    Als Agnes vom Kaminvorleger aufsah, rieb sich Nanny das Gefühl in
    ihre Hand zurück und bedachte die junge Hexe mit einem ernsten Blick.
    »So etwas will ich nie wieder hören, klar?« sagte sie scharf. »Normaler-
    weise halte ich nichts davon, handgreiflich zu werden, aber manchmal ist
    ein ordentlicher Hieb genau das richtige Argument. So, und jetzt kehren
    wir zum Schloß zurück, um diese Angelegenheit zu klären.«

    Festgreifaah schloß das Buch und betrachtete die Flamme. Es stimmte
    also. Der dicke Band enthielt ein entsprechendes Bild, sorgfältig gezeich-
    net von einem anderen königlichen Falkner, vor zweihundert Jahren. Die
    Anmerkungen besagten, daß er das Ding im Frühling auf einer Alm ge-
    funden hatte. Damals brannte es drei Jahre lang, bis er es irgendwo ver-
    lor.
    Wenn man ganz genau hinsah, konnte man sogar die Details erkennen.
    Eigentlich war es gar keine Flamme. Es sah mehr nach einer schim-
    mernden Feder aus…
    Lancre lag im Bereich wichtiger Zugrouten für Vögel und andere Ge-
    schöpfe. Es war nur eine Frage der Zeit.
    Es gab also einen Jungvogel, irgendwo in der Nähe. In dem Buch hieß
    es, daß sie langsam heranwuchsen. Seltsam, daß ausgerechnet hier ein Ei
    gelegt worden war, denn in dem Buch stand auch, daß sie normalerweise
    nur in den heißen Wüsten von Klatsch schlüpften.
    Festgreifaah kehrte in den Hort zurück und sah dort nach den Vögeln.
    Sie wirkten noch immer sehr wachsam.
    Ja, es ergab al es einen Sinn. Das Wesen war hierhergeflogen, denn die
    Präsenz anderer Vögel verhieß Geborgenheit. Anschließend hatte es ein
    Ei gelegt – und sich dann selbst verbrannt, damit ein Jungvogel schlüp-
    fen konnte.
    Festgreifaahs Fehler war, daß er die Vogelwelt aus einem recht milita-
    ristischen Blickwinkel sah. Es gab Vögel, die man jagte, und es gab ande-
    re, mit denen man jagte. Es existierten natürlich noch andere, die in Bäumen zwitscherten und so, aber die zählten eigentlich nicht. Ihm fiel
    ein, daß es eigentlich keinen besseren Jagdvogel gab als den Phönix.
    Das neue Exemplar war bestimmt noch schwach und konnte nicht
    weit gekommen sein.
    Leider enthielt das Buch nicht nur ein Bild, sondern gleich mehrere,
    gezeichnet von Falknern, die behaupteten, einen Feuervogel gesehen zu
    haben.
    Die dargestellten Vögel ähnelten sich nur darin, daß sie Flügel und ei-
    nen Schnabel hatten. Einer hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit einem
    Reiher, ein anderer mit einer Gans. Ein Bild zeigte sogar einen Vogel,
    der sich zu Festgreifaahs großem Erstaunen kaum von einem Spatz un-
    terschied. Er fand das sehr verwirrend und entschied sich für eine
    Zeichnung, die zumindest ein wenig exotisch wirkte.
    Er blickte zu den an Haken hängenden Vogelhandschuhen. Er
    verstand sich gut darauf, Jungvögel großzuziehen. Zuerst fraßen sie ihm
    aus der Hand, und später hielten sie die Hand selbst für schmackhafter.
    Ja. Ein junges Exemplar abrichten… Einen besseren Jagdvogel konnte
    es gar nicht geben.
    Festgreifaahs Phantasie versagte bei dem Versuch, sich einen Phönix
    als Beute vorzustellen. Wie sol te man ihn zum Beispiel kochen?
    … und in der dunkelsten Ecke des Vogelhorts hüpfte etwas auf eine
    Sitzstange…

    Erneut mußte Agnes laufen, um mit Nanny Ogg Schritt zu halten, als
    diese mit energisch pumpenden El enbogen über den Hof stapfte. Die
    alte Hexe näherte sich mehreren an einem Faß stehenden Männern und
    packte zwei von ihnen am Arm, wodurch sie Bier verschütteten. Norma-
    lerweise wäre das eine große Herausforderung gewesen, vergleichbar mit
    dem Wurf eines Fehdehandschuhs oder, in weniger erhabener Gesel -
    schaft, mit dem Zerschlagen einer Flasche an der Thekenkante.
    Doch in diesem Fal kam die »Provokation« von Nanny Ogg, weshalb
    die Männer verlegen wirkten. Ein oder zwei

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