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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wehte
    durch ihren Kopf…
    … und der Eisberg namens Perdita, tödlich und zum größten Teil ver-
    borgen, ragte daraus hervor.
    Als Agnes durch das Rosarot zurückwich, spürte sie, wie sich ein Pri-
    ckeln in Armen und Beinen ausbreitete. Es war nicht sehr angenehm. So
    ähnlich mußte es sich anfühlen, wenn jemand direkt hinter einem stand
    und dann einen Schritt vortrat.
    Agnes hätte ihn fortgestoßen. Besser gesagt: Agnes hätte gezaudert und
    versucht, sich irgendwie herauszureden, aber wenn es darauf ankam,
    hätte sie geschoben oder gar gestoßen. Perdita hingegen schlug zu. Sie
    holte aus, und als die Hand halb herumgefahren war, krümmte sie die
    Finger, um auch die Nägel einzusetzen…
    Vlad bewegte sich schemenhaft und hielt sie am Handgelenk fest.
    »Bravo«, sagte er und lachte.
    Die andere Hand kam ebenfal s nach oben, um den zweiten Schwinger
    abzuwehren.
    »Leidenschaftliche Frauen gefal en mir!«
    Allerdings waren ihm jetzt die Hände ausgegangen, und Perdita hatte
    noch ein Knie in Reserve. Vlad schielte plötzlich und gab ein Geräusch
    von sich, das wie »Ghni« klang…
    »Wundervoll!« krächzte er und krümmte sich zusammen.
    Perdita wandte sich ab, eilte zu Nanny Ogg und packte sie am Arm.
    »Nanny, wir gehen jetzt!«
    »Wieso denn?« erwiderte Nanny, ohne sich von der Stel e zu rühren.
    »Und Jason und Darren kommen mit!«
    Perdita las nicht soviel wie Agnes, denn sie hielt Bücher für langweilig.
    Aber jetzt wol te sie wissen: Was setzte man gegen Vampire ein?
    Heilige Symbole ! kam Agnes’ Antwort von innen. Perdita sah sich ver-

zweifelt um. Im Solarium des Schlosses gab es nichts, das einen beson-
    ders heiligen Eindruck erweckte. Religion hatte in Lancre nur die Rolle
    eines kosmischen Standesbeamten; ansonsten waren die Leute nicht sehr
    fromm.
    »Tageslicht ist immer ein gutes Mittel, meine Liebe«, sagte die Gräfin,
    die offenbar einen Teil der Gedanken erfaßt hatte. »Dein Onkel hatte
    immer große Fenster mit Vorhängen, die leicht beiseite zu ziehen waren,
    nicht wahr, Graf?«
    »In der Tat«, bestätigte der Graf.
    »Und was den Burggraben betrifft: Er war immer mit perfekt fließen-
    dem Wasser gefüllt, stimmt’s?«
    »Von einem Gebirgsbach gespeist, glaube ich«, sagte der Graf.
    »Und für einen Vampir hatte er in seinem Schloß erstaunlich viel Zier-
    rat, der leicht zerbrochen oder verbogen werden konnte, um daraus ein
    heiliges Symbol zu formen, oder?«
    »Das stimmt. Ein Vampir der alten Schule.«
    »Ja.« Die Gräfin schenkte ihrem Gemahl ein Lächeln. »Der dummen
    Schule.« Sie drehte sich zu Perdita um und musterte sie von Kopf bis
    Fuß. »Du wirst feststel en, daß wir hierbleiben, meine Liebe. Nun, du
    scheinst meinen Sohn beeindruckt zu haben. Komm her, Mädchen. Ich
    möchte dich aus der Nähe sehen.«
    Zwar ruhte Agnes noch immer auf einem rosaroten Kissen tief in ih-
    rem eigenen Innern, aber sie spürte, wie sich der Vampirwille, einem
    bleiernen Gewicht gleich, auf Perdita herabsenkte. Wie am anderen Ende
    einer Wippe stieg Agnes empor.
    »Wo ist Magrat?« fragte sie. »Was habt ihr mit der Königin angestellt?«
    »Ich glaube, sie hat das Baby zu Bett gebracht«, sagte die Gräfin und
    wölbte die Brauen. »Es ist ein wundervolles Kind.«
    »Wenn Oma Wetterwachs davon erfährt, werdet ihr euch wünschen,
    nie geboren zu sein… oder ungeboren oder wiedergeboren oder was
    auch immer!«
    »Wir freuen uns bereits darauf, sie kennenzulernen«, sagte der Graf ru-
    hig. »Aber diese famose Dame weilt offenbar nicht unter uns. Viel eicht
    sol test du sie holen? Nimm deine Freunde ruhig mit. Und wenn du sie
    siehst, Fräulein Nitt: Sag ihr, daß es keinen Grund gibt, warum Hexen
    und Vampire kämpfen sollten.«
    Nanny Ogg bewegte sich. Jason rutschte in seinem Sessel zur Seite.
    Agnes zog sie beide hoch und dirigierte sie in Richtung Treppe.
    »Wir kommen zurück!« rief sie.
    Der Graf nickte.
    »Gut«, sagte er. »Wir sind für unsere Gastfreundschaft berühmt.«

    Es war noch dunkel, als Festgreifaah aufbrach. Wenn man einen Phönix
    jagte, war die Finsternis am besten dafür geeignet – im Dunkeln ließ sich
    Licht besser erkennen.
    Angesichts der verbrannten Holzleisten im Fenster nahm er einen
    Drahtkäfig mit und investierte auch ein wenig Zeit, den Handschuh vor-
    zubereiten.
    Eigentlich war es nur eine Puppe aus gelbem Tuch, an der purpurne
    und blaue Stoffetzen befestigt waren. Festgreifaah mußte zugeben, daß
    das Gebilde kaum Ähnlichkeit

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